Home | Details | ||
Mittwoch, 20. April | Gaberling - Graz | Aufbruch mit familiären Verpflichtungen | 56 km / 56 km, 359 m / 359 m |
Liebevoller und fürsorglicher Abschied von Christine, daher verspäteter Aufbruch. So komme ich zu spät nach Raaba zur Zeckenimpfung. Das Wetter ist wunderschön, die Temperatur angenehm, das rechte Knie spüre ich kaum. In Graz suche ich vergebens nach Kotflügeln. Um halb vier hol ich den Carli vom Kindergarten ab und geh mit ihm in den Augartenpark bis sechs. Dann gemütliches Zusammensitzen mit Christian bei einer Flasche Sauvignon. | |||
Donnerstag, 21. April | Graz - St. Michael | Abfahrt mit Hindernissen | 86 km / 142 km, 746 m / 1105 m |
In der Früh bring ich den Carli in den Kindergarten. Er hat Tränen in den Augen. Wahrscheinlich hat er gehofft, dass wir was zusammen machen. Dann muss ich noch einmal in den Kindergarten mit der Milchflasche und der Mamakatze. Beim Koletnik erstehe ich Kotflügel. Die Zeckenimpfung bei der BVA ist etwas umständlich. Christine hat schon dort angerufen, dass ich mein Handy vergessen habe. Um halb eins komme ich endlich von Graz weg. Der Murradweg erscheint mir recht laut. Aber das Wetter ist schön und der Wind passt. Bei Margret und Alf finde ich gastliche Aufnahme. | |||
Freitag, 22. April | St. Michael - Alt Aussee | Ins schöne Salzkammergut | 139 km / 281 km, 1106 m / 2211 m |
Gemütliches Frühstück bei Margret und Alf. Um 9 fahr ich weg und verfahr mich gleich. Gerade den Rastlandweg hab ich nicht im GPS. Der Rückenwind ist merklich und wird ab dem Schoberpass stark. Der Verkehr ist laut und störend. Ab Schoberpass fahr ich auf der Bundesstraße, das geht recht flott. Der Ennstalradweg ist recht schön und ruhig und im Salzkammergut ist es ganz schön. Der Grimming schaut noch recht winterlich aus und auch vom Toten Gebirge leuchtet es noch weiß Körperlich geht es mir gut. Nur in der Leiste reibt es. Ich kauf mir eine Ringelblumensalbe. Abendessen beim Schneiderwirt (Leberknödelsuppe und Bratwurst mit Sauerkraut und Erdäpfeln) Am Abend sitz ich verschlafen mit einem ebenfalls verschlafenen Fritz zusammen. Wir erzählen uns die Neuigkeiten in unserem Leben: Enkel, er Seminare, ich Berge und Radfahren. | |||
Samstag, 23. April | Alt Aussee - Linz (Straßham) | Noch einmal Salzkammergut | 145 km / 426 km, 814 m / 3025 m |
Reichlich Haferflocken zum Frühstück, sie reichen bis Mittag. Aufbruch schon um halb neun. Es ist noch recht kalt. Die Koppenstraße und der ganze Weg bis Bad Ischl sind wunderschön. Von Bad Ischl zum Traunsee weht kräftiger Rückenwind. Am Traunsee ist viel los. Beim Spar in Gmunden kauf ich ein. (Schinken, Gurke, Kefir) und esse an der Uferpromenade. Von Gmunden etwas mühseliger Anstieg. Dann fahre ich bis vor Wels mit vier Radlern, die für mich ein ideales Tempo zum Windschattenfahren haben. Nur bei den Steigungen muss ich mich sehr plagen. Von Wels finde ich dank GPS sehr gut nach Straßham und bin um halb sechs dort. Ich fühl mich sehr wohl. Nach dem Essen heizt Egbert den Kamin und wir plaudern noch ein bisschen. | |||
Sonntag, 24. April | Linz | Ruhetag bei Maxi und Egbert | |
Nach dem Frühstück machen wir kleine Korrekturen an Egberts Programm. Er zeigt mir voll Stolz positive Rückmeldungen einer Firma. Am Nachmittag Spaziergang, abends Zusammensitzen bei Rotwein und Wagner, sehr lieb und harmonisch. | |||
Montag, 25. April | Linz - Krumau | Zur Moldau | 87 km / 513 km, 1683 m / 4708 m |
Langes Frühstück bei Maxi und Egbert. Der Abschied fällt mir schwer. Um halb zehn bin ich unterwegs; zur Donau und hinein in das hügelige Mühlviertel. Ein Hügel nach dem anderen. Es geht langsam und es ist auch recht kühl. Die Gegend ist karg, Wiesen einzelne Getreidefelder, Kühe auf der Weide, imposante Vierkanthöfe. Gegen eins bin ich an der Grenze bei Gugelwald. Auf tschechischer Seite sind die Hügel nicht so giftig. Ich erwische die Fähre um 15:05 über den Moldaustausee nach Frymburck. Ich entschließe mich, direkt nach Krumau zu fahren. Die Gegend ist wellig, ähnlich wie im Mühlviertel aber noch verlassener, die Bauernhöfe desolat. Um halb sechs bin ich in Krumau. Der Zeltplatz scheint noch nicht recht in Betrieb. Ich zieh mich um und koch mir Polenta. Dann bummle ich durch Krumau, hinauf zur Burg. Alles malerisch, aber ich bin schon recht müde. | |||
Dienstag, 26. April | Krumau - Vsetec | Böhmische Küche | 81 km / 594 km, 1006 m / 5714 m |
Ich stehe schon früh auf und frühstücke den Polenta vom Abend. Dann mach ich einen Bummel durch die Altstadt von Krumau. Es gibt unzählige Winkel und Gässchen. Jeder Blick ist malerisch. Um wirklich was anzuschauen fehlt mir die Muße; auch weil Zelt und Fahrrad so allein am unbewachten Zeltplatz mich beunruhigen. Um zehn fahr ich weiter. Es ist kalt und ungemütlich. Gleich kommen die ersten Steigungen und sie hören nicht auf. Es ist nicht ganz so arg wie im Mühlviertel, zehrt aber doch an meinen Kräften. Die Gegend um Budweis ist flach, ein schöner Radweg die Moldau entlang. Nach ein paar ebenen Kilometern gehts wieder in die Hügel. Es ist unangenehm kalt. Dann beginnt es auch noch zu regnen. Meine Ausrüstung bewährt sich. Nur für den Oberkörper werd ich mir noch was Winddichtes zulegen. Nach 80km lacht mich eine Pension an. 400 Kronen ist erschwinglich und bei der Kälte und Nässe ist ein festes Quartier schon besser. Ich dusche ausgiebig, rasiere mich und steck alle meine Ladegeräte an. Mir ist so kalt, dass ich mich in den Schlafsack lege. Zu Abend esse ich eine sehr gute Suppe mit Gemüse, Brotstücken und Selchspeck - gschmackig, dann Chili con Carne, auch sehr gut. Dazu ein großes und ein kleines Bier. Ich schlafe gut. Einmal wecken mich die Schmerzen im Knie. | |||
Mittwoch, 27. April | Vsetec - Hojsin | Camping im Wald | 103 km / 697 km, 1614 m / 7328 m |
Nach gut durchschlafener Nacht frühstücke ich gut und ausgiebig, (Ham and Eggs wieder mit Selchspeck) und packe zusammen. Die Batterien sind aufgeladen, meine auch. Die Hügel gehen weiter, bis Pisek auf normaler Straße, dann ein paar km Uferweg an der Otrava. Die Gegend wird sehr ländlich; Wald, Wiesen, Rapsfelder, kleine Dörfer und Hügel, Hügel, Hügel. Von Zeit zu Zeit geht es hinunter zur Moldau. Dann kommen Forststraßen, romantisch aber schlecht zu fahren, vor allem bergab kann ich es nicht laufen lassen. Bei einem Moldaustausee ist ein Campingplatz. Er ist aber nicht in Betrieb. Die paar Dauercamper scheinen mich nicht recht zu wollen, also fahr ich bis sechs herum und such mir ein Waldplatzerl. Ich koch mir eine Suppe, dazu Gurke mit Thunfisch. Es ist nicht mehr so kalt, auch der Wind hat nachgelassen. Mit dem Wasser bin ich etwas knapp. | |||
Donnerstag, 28. April | Hojsin - Prag | Camping an der Moldau | 69 km / 766 km, 730 m / 8058 m |
Bei Nacht gibt es ein Gewitter, ich schlafe unruhig. Der Morgen ist feucht und ungemütlich. Es ist aber nicht allzu kalt. Bei der nächsten Steigung werf ich schon die Überkleider ab. In einem Geschäft kauf ich mir Wasser. Es ist unglaublich, welche Geschäfte es in den Dörfern noch gibt; wie bei uns in den Sechzigern. Ich treffe eine Schweizerin, die auch nach Prag fährt. Es ist nett wieder einmal deutsch zu plaudern. Sie ist ganz luftig angezogen und ich komme zum Schluss, dass ich mich immer zu warm anziehe. Bei der nächsten Gelegenheit raste ich und zieh einiges aus. Das ist wirklich viel angenehmer. Nach 35km komme ich zur Moldau. Von da ab gehts eben nach Prag. Trotz Gegenwind geht es recht flott. Nach Prag hinein bin ich wieder recht froh über das GPS. Auch den Campingplatz find ich damit auf Anhieb. Er liegt auf einer Halbinsel in der Moldau, kostet 220 Kronen pro Nacht, bietet aber alles, was man braucht, auch eine Küche. Ich dusche und wasche meine verschwitzten Sachen. Das Wetter schaut sehr gewittrig aus und ich weiß nicht recht, ob ich nach Prag hineinfahren soll. Ich fahr doch auf den Wenzelsplatz und spazier eine Weile herum, esse eine Suppe und eine Klobasa, ein Bier dazu. Das tschechische Bier schmeckt mir. Die Nacht wird unerwartet laut. | |||
Freitag, 29. April | Prag | Ruhetag in Prag | |
Restl zum Frühstück. Ich kauf mir eine Tageskarte für die Straßenbahn, fahr in die Altstadt und geh auf den Hradschin. Die übliche Touristenschlange; in den Veitsdom schau ich hinein, sonst ist überall Eintritt zu zahlen. Ich bin nicht gut drauf, die Augen sind schwer, ich bin müde, geh vom Hradschin hinunter. Unterwegs komm ich an einem netten Cafe vorbei mit herrlicher Aussicht auf die Stadt. Ich trink einen Macchiato und ess eine ausgezeichnete Nusstorte. Plötzlich ist alles anders. Ich bin wieder munter, geh zurück auf den Hradschin, kauf mir Karten für die Eintritte und eine Führung um 15 Uhr. Erst schau ich mir die St. Georgs Kathedrale an. Dann kommt zufällig die Wachablöse. Nebenan spielt ein ganz originelles Quartett (Bass, Geige, Querflöte, Harmonika). Mir beginnt es zu gefallen. Ich geh zur Karlsbrücke hinunter, weiter ans rechte Moldauufer, kauf mir etwas Obst. Am Rückweg komm ich an einem Biergarten an der Moldau vorbei mit Blick auf die Karlsbrücke und den Hradschin. Ich nehm ein Krügerl. Wieder am Hradschin komm ich gerade recht zur Führung - recht interessant, aber nicht weltbewegend. Wegen des schönen Lichts knipse ich noch etwas herum. Dann fahr ich zum Zeltplatz, nehm meine Wäsche ab und fahr einkaufen; dann noch einmal in die Stadt um meinen Hunger zu stillen. (Pizza, die tschechische Küche ist mir auf die Dauer doch zu deftig, es riecht überall penetrant nach gerösteten Zwiebeln) Zum Schluss noch Kaffee und Tiramisu beim McCafe; abenteuerlich alles im Pappkarton. Am Zeltplatz ist schon mehr Betrieb und es ist wieder recht laut. Zeit, dass ich weiterkomme. Eine Nacht in den Wäldern wird mir gut tun. Hoffentlich sind Wind und Wetter günstig! | |||
Samstag, 30. April | Prag - Melnik | Zur Moldaumündung | 72 km / 838 km, 495 m / 8553 m |
Gutes Frühstück mit Gurke, Joghurt, Honig und Orange. Um halb zehn brech ich auf. Das GPS führt mich noch einmal über die Karlsbrücke. Dann fällt mir das GPS bei einer Stiege runter. Nach ein paar km großer Schreck! Alle Tracks sind weg. Aber es war nur der Chip verrutscht. Diesmal geht es wirklich die Moldau entlang. Sie ist hier schon sehr breit und für kleine Fahrzeuge schiffbar. Teilweise ist der Radweg eine Mountainbikestrecke, ganz schmal und ein paar Meter über der Moldau. Ich bin froh, dass ich nicht reinfalle. Das Wetter wird immer gewittriger. 15 km vor Melnik ist die Front da. Über zwei Stunden warte ich in einem Haltestellenhäusl. Die letzten Kilometer sind teilweise abenteuerlich; über Wiesenwege und einmal über Treppen über eine Brücke. In Melnik such ich mir ein Quartier. Es ist kalt und überall klatschnass. Mit 600 Kronen ist das Quartier nicht gerade billig. Aber ich fahr nicht für ein paar Euro in der Kälte herum. Nach längeren Spaziergängen zum Bankomat und zum Restaurant esse ich recht gut zu Abend - Leberknödelsuppe mit Nudeln und Gemüse, Hendlbrust gefüllt mit Gorgonzola und Oliven, dazu zwei Budweiser. Ich bin voll. |
|||
Sonntag, 1. Mai | Melnik - Zittau | Nach Deutschland | 86 km / 924 km, 1055 m / 9608 m |
Feines Frühstück. Um halb zehn gehts los. Es ist frisch und es weht ein kräftiger Nordwind. Aber die Kälte hält sich in Grenzen. Der Himmel ist noch etwas bewölkt, im Norden aber klar. Die Route aus gpsies.com erweist sich auf den ersten 50 km besonders schön. Idyllische Landstraßen gesäumt von Bäumen, winzige Dörfer, kaum Städte, Raps- und Rübenfelder, Wald. Der Gegenwind ist etwas zermürbend. Dann kommt noch ein Stück stärker befahrene Straße. Mittagsrast am Waldrand im Windschatten. Dann kommt das alte Gabel, jetzt Jablonne v Podjestedi, mit einer wunderschönen barocken Heiligensäule und einer ebenso schönen barocken Kirche. Die letzten Kilometer in Tschechien sind wieder ganz idyllisch, wie auf der Alm - weidende Kühe. Nach der Grenze deutscher Perfektionismus, alles äußerst gepflegt. In Zittau lotsen mich junge Radler zum Campingplatz. Dort ist auch alles perfekt und wohl organisiert. Zehn Euro sind auch in Ordnung, duschen kostet allerdings extra. Ich stell mein Zelt auf und koch mir Polenta. Ich bin schon zu müd um noch auf ein Bier zu gehen. Der Wind hat aufgehört. | |||
Montag, 2. Mai | Zittau - Görlitz | Der erste Patschen | 120 km / 1044 km, 600 m / 10208 m |
In der Früh kommt noch ein Regenguss. Ich früstücke im Zelt. Um halb elf breche ich auf und fahr nach Zittau hinein. Ich habe mein Handtuch versankert und erstehe ein neues. Ich kauf mir Effi Briest, die Abende ohne lesen sind doch lang. Dann noch ein Elektolytgetränk Marke DM. Das ist recht preisgünstig, reicht aber nur für zehn Liter. Aber DM gibts ja überall. Als ich endlich losfahre, ist es halb zwölf. Ich bin nicht gut beisammen, muss ständig Wasser lassen, die Augen sind verschwollen. Dazu ist es kalt, der Gegenwind ist stark. Ein Kernkraftwerk (Görlitz?) fotografiere ich aus der Nähe. Dann geht es hinunter zur Neiße. Ich will ein Foto machen. Doch oh Schreck, der Fotoapparat ist weg. Zurück zum Kernkraftwerk, dort liegt er brav. Dann noch ein Patschen, kein Wasser um das Loch zu finden. Ich gebe den Reserveschlauch rein. Nach ein paar Kilometern raste ich und mach eine Dose Makrelen auf. Sie sind ungenießbar. Ein kleiner Bach ermöglicht mir, den Schlauch zu picken. Ab Görlitz suche ich ein Quartier. Zum Zelten ist es mir zu kalt. In Ober Neundorf find ich ein Quartier für 22 Euro ohne Frühstück. Ich koch mir eine Schwammerlsuppe, darauf eine Banane, Käse, Schokolade, lese noch ein paar Zeilen Effi Briest und schlaf ein. | |||
Dienstag, 3. Mai | Görlitz | Es schneit | |
Bei Nacht werd ich ein paar mal wach und lese ein paar Zeilen, dazu Träume von Hoi und dass mein GPS kaputt ist. In der Früh überleg ich lang, ob ich weiterfahren soll. Ein Blick aus dem Fenster - Schneeregen, eine eindeutige Sache. Ich lese noch eine Weile und mach mir aus den Resten ein Früstück. Dann räum ich auf. Wenn ich länger bleibe, soll es ein bisschen gemütlich sein. Ich geh runter. Der Hausherr ist da. Wir erledigen die Anmeldung. Die Bushaltestelle ist vor dem Haus. Um 9:46 geht der nächste Bus. In Görlitz macht mir meine Blase zu schaffen. Ständig muss ich aufs Klo. Bei der Touristeninformation startet gerade eine Stadtführung. Ich nehme daran teil - ein Fehler. Viel herumstehen im Schneeregen und uninteressantes Geschwafel. Nach einer Stunde entschuldige ich mich und setz mich zum Aufwärmen auf einen Kaffee. Dann schau ich mir die evangelische Kirche an. Die St. Peter Kirche ist wirklich sehenswert und auch die Führung ist diesmal gut. Wenn nur die Kälte nicht wäre! Um meinen Hunger zu stillen esse ich einen Dönerteller. Dann fahr ich zurück zum Quartier, dusche und weil ich noch keinen Hunger hab, leg ich mich auf ein Schläfchen hin. Als ich dann was essen will, ist die Gaststube schon zu. Auch gut. Ich les noch ein paar Zeilen und schlaf ein. | |||
Mittwoch, 4. Mai | Görlitz - Guben | Kalte Sturmböen | 127 km / 1171 km, 480 m / 10688 m |
In der Früh liegt Reif. Ich beschließe noch einen Tag zu rasten. Ich frühstücke und gehe zur Bushaltestelle. Das Wetter ist strahlend und es wirkt nicht so kalt. Ich beschließe weiter zu fahren. Ich zahle, packe zusammen und um halb zehn bin ich weg. Die Kälte scheint erträglich, nur der Gegenwind bleibt mir treu. Bei der nächsten Bäckerei kaufe ich Brot und Kuchen. Dann geht es recht gut dahin; Wälder, teils Föhren, teils Eichen, Getreidefelder, da und dort ein Gehöft oder ein kleines Dorf. In Bad Muskau kauf ich ein. Bald kommt mit stürmischen Böen eine Art Gewitterguss, aber ohne Blitze. Ich ziehe Pullover und Handschuhe an. Den Anorak mache ich dicht und die Brillen trage ich schon seit der Früh mit der Schaumstoffdichtung. So ist es zum Aushalten. Der Regen ist auch nicht sehr stark und das Ganze ist in einer halben Stunde vorbei. Nach einer weiteren Stunde und einer längeren Pause bei einem Rastplatz kommt der nächste Guss. Der Radweg führt nun den Hochwasserdamm entlang, recht gemütlich, ganz eben. Langsam beginne ich nach einem Quartier Ausschau zu halten. Es muss ein Zimmer sein. Ich bin ausgefroren und die Nacht wird sicher frostig und nass. Hinweisschilder laden zu einer Pension in Guben ein. Also nach Guben. Andere nehm ich nicht, weil ich keine Umwege machen möchte. Die Pension in Guben hat nur mehr ein Zimmer um schlanke 60 Euro frei. Eine andere Pension eins um 45 Euro. Ich fahre über die Brücke nach Polen und bekomme in einer urigen Winde ein Zimmer um 20 Euro. Ich dusche, ziehe mich um, leg meine verschwitzten Sachen zum Trocknen auf - die Heizung ist nicht eingeschaltet - und gehe wieder auf die deutsche Seite hinüber. Ich esse einen Dönerteller. Im Zimmer wärm ich mir etwas Elektrolytgetränk und esse Schokokekse dazu. Die tun mir nicht gut. | |||
Donnerstag, 5. Mai | Guben - Bleyen | Es wird wärmer | 99 km / 1270 km, 374 m / 11062 m |
Gemütlich ist es in der polnischen Winde ja nicht. Ich wache früh auf, mach mir ein Müsli und ein warmes Elektrolytgetränk zum Frühstück. Die verschwitzten Sachen sind einigermaßen trocken. Um halb neun fahr ich weiter. Der Radweg verläuft jetzt viel auf dem Hochwasserdamm. Das Überschwemmungsgebiet schaut recht romantisch aus, Sümpfe, kleine Lacken, Weiden, Eichen auf der einen Seite, Felder (Raps) und Wiesen auf der anderen, einmal eine Schafherde. Zu Mittag jausne ich auf einem Rastplatz und trink in einem kleinen Landgasthaus einen Kaffee. Ich brauch was Warmes. Die Kälte ist noch immer beträchtlich, der Gegenwind auch. In Frankfurt such ich vergeblich nach einer Softshellweste. Nach Frankfurt wird es wärmer. Zum ersten Mal seit Zittau reichen kurzes und langes Leiberl und die lange Hose. In der Nähe von Küstin lacht mich eine Pension an. Sehr gemütlich, 28 Euro mit Frühstück, die Wirtin wäscht mir die Wäsche. Ich geh ins Dorfwirtshaus zum Abendessen (Paradeissuppe, Naturschnitzel). Wie ich zurückkomme, laden mich der Sohn des Hauses und ein Bekannter auf ein Bier ein. Es wird eine sehr nette Plauderei. Geschichten aus DDR-Zeiten. Das Wetter ist schön, windstill. | |||
Freitag, 6. Mai | Bleyen - Mescherin | Warm genug zum Zelten | 119 km / 1389 km, 389 m / 11451 m |
Das Frühstück ist ausgezeichnet, die Wäsche ist gewaschen und getrocknet. Das Wetter ist wolkenlos und es ist deutlich wärmer als am Vortag - und Rückenwind! Um dreiviertel zehn geht es weiter, die meiste Zeit wieder am Hochwasserdamm entlang. Östlich zur Oder hin wunderschöne Feuchtgebiete mit Schilf, Tümpeln, Altarmen und viel Fauna. Immer wieder Fischer, lange keine Ortschaften. In Hohenwutzen mache ich Mittagsrast. Geschäft zum Einkaufen finde ich keins. Dann kommt ein Umleitung durch welliges Gelände, Felder. Abenteuerlich ist die Straße: zwei Fahrspuren aus Betonplatten, scheußlich! Ich weiß nicht, um was ich mehr Angst haben soll, um meine Reifen oder um meine Bandscheiben. Bei nächster Gelegenheit verlass ich die Holperpiste und kürze ein Stück auf der Hauptstraße ab, ich hab genug von dem Geschüttel. Langsam beginne ich nach einem Quartier zu suchen. 35 Euro für ein Zimmer ist mir zu viel. Ich besorge mir Wasser und stell mich schon auf wildes Campieren ein. In Mescherin kommt ein ganz netter Campingplatz, warme Dusche, einkaufen konnte ich nicht mehr. Ich koch mir eine Uraltsuppe und Polenta. Für morgen gibt es frische Semmeln und Käse und ein paar Orangen hab ich noch, eine Tafel Schokolade auch. Aber dann muss ich nach einem Geschäft suchen. | |||
Samstag, 7. Mai | Mescherin - Warsin | Am Kinderbauernhof | 90 km / 1479 km, 672 m / 12123 m |
In der Früh lese ich noch die Effi Briest fertig. Hat mir gut gefallen, muss ich gleich noch einmal lesen. Zum Frühstück die zwei "Brötchen" und den restlichen Käse. Um halb zehn fahr ich weiter. Der Radweg zweigt jetzt von der Oder ab und ist gar nicht mehr so leicht zu finden. Das GPS führt auch nicht immer auf der aktuellen Route. Es geht durch welliges Gelände mit Rapsfeldern und Windparks. Der Wind ist einigermaßen güstig, wenn auch nicht ganz Rückenwind. Geschäft kommt lange keins. Bei einer mobilen Bäckerei kauf ich Brot, Buttermilch und Mehlspeise. Dann kommt ein Nettomarkt. Ich kauf ordentlich ein. Zucker und Taschentücher vergess ich wieder. Langsam wird es sandig, ein Zeichen, dass ich mich dem Stettiner Haff nähere. Einige Zeit geht es über Schotterwege durch Föhrenwälder. Dann taucht zum ersten Mal das Stettiner Haff auf. In Warsin sehe ich einen Kletterturm, auf dem Kinder herumturnen. Ich frag nach einem Zeltplatz. Es ist ein Bauer, der einen Kinderbauernhof betreibt. Ich kann im Aufenthaltsraum auf einer Matratze schlafen. | |||
Sonntag, 8. Mai | Warsin - Stralsund | Über Kopfsteinpflaster nach Stralsund | 128 km / 1607 km, 585 m / 12708 m |
Um halb sieben fahr ich schon nach Ueckermünde um Geld abzuheben. Dann Frühstück, im Haus ist noch alles still. Erst um halb neun kommt der Bauer. Um halb zehn komm ich weg. Der Wind ist kräftig und einigermaßen von der Seite. Gegen- und Rückenwind wechseln entsprechend. GPS-Track hab ich bis Stralsund keinen. Bis Anklam ist der Radweg gut beschildert. Allerdings fahr ich den letzten Teil auf der Straße. Es ist wenig Verkehr. Ab Anklam wird die Orientierung schwieriger. Ich fahre auf der Hauptstraße. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Greifenwald gefällt mir ganz gut. Es gibt aber keinen Campingplatz und auch sonst kein vernünftiges Quartier, also weiter nach Stralsund. Und jetzt kommt der Hammer: 20 km Kopfsteinpflaster, mein armer Hintern! Ich hab für nichts mehr ein Auge. In Stralsund muss ich noch über die Brücke nach Rügen. Dort ist ein angenehmer Zeltplatz, warme Dusche, eine praktische Zelterküche. Morgen muss ich einkaufen. Vielleicht bleib ich einen Tag hier. | |||
Montag, 9. Mai | Stralsund | Stralsund ist eine schöne Stadt | |
Bei Nacht muss ich oft aufstehen. Und ein bisserl tun mir auch die Gelenke weh, der Hintern sowieso. Zeit für eine Rasttag. Ich frühstücke in der praktischen Zelterküche. Dann melde ich mich an. Alle sind sehr locker und freundlich. Um 9:45 geht die Fähre. Eine schöne Fahrt über den Sund mit der "Skyline" von Stralsund. Der Ort ist beeindruckend. Backsteingotik wohin man schaut. Ich such die Touristeninformation auf und erledige meine Post im Internet. Bei der Email an Christine flieg ich dauernd raus. Macht nichts, sie liest eh nicht so gern. Dann kauf ich mir eine Regenjacke, die alte hat endgültig den Geist aufgegeben, dazu noch eine warme Unterhose. Eine Reservekartusche und Zeltschnüre erstehe ich auch noch. Dann besuch ich die Marienkirche und steig auf den Turm. Ein schöner Ausblick. Stralsund ist rundum von Wasser umgeben. Zu Mittag ess ich einen Matjeshering mit Erdäpfeln, ganz gut aber nicht berauschend. Lebensmittel einkaufen, noch ein kurzer Imbiss am Hafen (ausgezeichneter Bückling) Am Zeltplatz räum ich auf und schmiere mein Rad. Etwas Salat und Kekse als Abendessen. Meine Verdauung ist nicht gut und müd bin ich auch schon. | |||
Dienstag, 10. Mai | Stralsund - Trelleborg | Nach Schweden | 63 km / 1670 km, 260 m / 12968 m |
Bei Nacht muss ich oft aufstehen und fühl mich nicht sehr wohl. Aber in der Früh schmeckt mir schon das Frühstück und das Fahren ist ein Genuss Ich geh es so gemütlich an, dass mir auch der zeitweilige Gegenwind nichts ausmacht. Die Gegend wirkt beruhigend, flache Felder, Schilf, Wälder und eine blassblaue ruhige See. In Bergen ess ich ein Kotelett mit Gemüse und Erdäpfeln, eine Schwarzwälder Torte und einen "Pot" Kaffee alles um 6,79 Euro. Am Fährhafen von Sassnitz gelingt es mir nach einigem Hin und Her ein Ticket nach Trelleborg zu lösen. Ich hab noch Zeit und fahr nach Sassnitz - auf den Spuren von Effi Briest; eher enttäuschend. Beim Lidl kauf ich noch ein und dann zur Fähre. Die Warterei wird mir durch eine nette Plauderei verkürzt; ein Italiener mit finnischer Familie. Direkt an der Anlegestelle ist ein riesiger Getränkemarkt randvoll mit alkoholischen Getränken. Fast alle Passagiere der Fähre sind Schweden, die das Auto bis zur Decke mit Wein und Schnaps vollgefüllt haben. In der Fähre zieh ich mich umständlich um und geh aufs Deck. Die Schweden sind ungemein ruhig in Blick und Bewegungen, das absolute Gegenteil zu den Spaniern. Sie sind meist recht korpulent und nicht unbedingt schön, aber sympathisch. Als ich in Trelleborg ankomme, ist es finster. Ich montier meine Beleuchtung und fahr vom Wind getrieben nach Westen. Bei einem Haus bitte ich um Wasser. Ein freundlicher Mann beschreibt mir den Weg zum Strand, wo ich gut zelten kann. Nach einer kurzen Dusche durch eine Rasenbewässerung bin ich auf einem geeigneten Platz, stell mein Zelt auf, ess Haferflocken mit Honig und Studentenfutter, danach Käse mit einem Weckerl. Ich bin satt und eigentlich ganz zufrieden. Hoffentlich bleibt es morgen noch ein paar Stunden trocken. Bei Regen aufzuwachen wäre unangenehm. | |||
Mittwoch, 11. Mai | Trelleborg - Röstanga | Der Track durch Schweden ist nichts wert | 93 km / 1763 km, 465 m / 13433 m |
Trotz Jedermannsrecht fühl ich mich nicht so recht wohl und wach schon um halb sechs auf. Ich stell fest, dass ich auf einem Golfplatz geschlafen habe. Ich frühstücke Müsli und bin um halb acht weg. Es ist gar nicht kalt und der Wind passt. Nur die Wegfindung ist etwas schwierig. Am Beginn von Malmö kaufe ich in einem Einkaufszentrum ein. Ich bekomme keine Elektrolyte. Durch Malmö geht es gut. Am Ende kommt wieder ein Einkaufszentrum. Ich erstehe eine Straßenkarte von Schweden. Dann ess ich noch um 75 Kronen zu Mittag. Das kommt billiger als wenn ich selber koche. Die Lebensmittel sind recht teuer. Nun beginnt der Track abenteuerlich zu werden, zum Teil mitten auf der Schnellstraße. Entweder war das vor ein paar Jahren noch alles anders oder der Bursche ist zeitweise mit dem Auto gefahren. Nach etwa 100 km peile ich den Campingplatz in Röstanga an. Ich brauch eine Dusche und das Wetter schaut auch nicht so gut aus. Mit dem GPS geht das Peilen ganz gut. Um dreiviertel sechs bin ich am Campingplatz. Der Platz ist urgemütlich. Ich koch mir in der Küche ein feines Abendessen, stell das Zelt gar nicht auf (es regnet von Zeit zu Zeit) und schlaf im Aufenthaltsraum. | |||
Donnerstag, 12. Mai | Röstanga - Markaryd | Graugänse am See | 99 km / 1862 km, 486 m / 13919 m |
Hab im Aufenthaltsraum bestens geschlafen, frühstücke fein, um halb zehn geht es wieder weiter. Mit dem Peilen geht es ganz gut. In Perstorp frag ich wieder einmal nach Elektrolyten. Ein freundlicher junger Mann (die Schweden sind ja alle so freundlich und hilfsbereit!) in einem Fahrradladen schenkt mir eine Tagesration und will mir gleich behilflich sein im Internet mehr zu bestellen. Geht leider nicht. Dann geht es weiter immer über Nebenstraßen, teils geschottert, fast wie Forstwege. Nur zweimal muss ich kurze Stücke auf Hauptstraßen fahren. Irgendwo im Wald ess ich Müsli. In Markaryd ist ein Zeltplatz ausgeschildert. Weil ich nicht so gut drauf bin, beschließ ich ihn anzusteuern. Ein freundlicher Vietnamese (gleich alt wie ich) gibt mir die ominöse Campingcard, kostet 150 Kronen, ist so eine Art Clubkarte. Der Platz ist wieder bequem eingerichtet. Ich beschließe gleich im Raum neben der Küche zu schlafen. Der freundliche Vietnamese hat nichts dagegen. Kaum war ich in der Dusche geht ein heftiges Gewitter nieder. Die Entscheidung hier zu bleiben war goldrichtig. Ich koche mir Spaghetti und relaxe. | |||
Freitag, 13. Mai | Markaryd | Rasttag am See | |
In der Früh schau ich in den Spiegel und finde, dass ich nicht gut ausschaue; rot unterlaufene Augen, verschwollen. Aber ich kann nicht schon wieder einen Ruhetag machen. Also hinein in die kalte Wäsche. Inzwischen hat es bereits den ersten Regenguss gegeben. Ich geh zur Rezeption. Der Wetterbericht schaut für heute nicht gut aus. Ich tue das, was ich ohnehin möchte, ich mache einen Rasttag. Ich reservier mir die Waschmaschine und den Wäschetrockner. Nach zwei Stunden ist alles sauber und trocken. Nicht billig aber ein angenehmer Gedanke für morgen. Außerdem ist der Wetterbericht so, dass mit luftgetrockneter Wäschen nicht zu rechnen ist. Dann geh ich für 55 Kronen mittagessen. Für das Geld bekommt man kaum die Lebensmittel. Dann zur Bibliothek. Dort werk ich zwei Stunden im Internet und lade Tracks für die nächsten 800 km aufs GPS. Bin neugierig, was mir gpsies.com da beschert. Wie ich gerade mitten in der heiklen Suche bin, ruft Christine an und ist natürlich sauer, weil ich ihr nicht zuhören kann. Nach dem Internet werde ich in einem Sportgeschäft auf der Suche nach Elektrolyten fündig; teuer, aber was solls. Dann schreib ich Christine eine liebe SMS mit der Bitte, mich anzurufen. Sie ruft auch wirklich an und wir plaudern eine Weile. Es ist schon schön ihre Stimme zu hören. Erst will ich einen Spaziergang machen, bin aber zu müde, leg mich mit dem Buch an den Strand und mache ein erholsames Schläfchen. Dann geh ich für Abendessen und Frühstück einkaufen. Die Lebensmittel sind wirklich sehr teuer. Aber ich esse ausgezeichnet und bekömmlich: Erdäpfel mit Paprika, Zwiebeln geröstet, drei Spiegeleier, dazu Salat von Gurken und Paradeisern. Auch von den Elektrolyten nehm ich was zu mir. Bei der Gymnastik hab ich schon Krämpfe bekommen. Und jetzt regnet es wieder; den ganzen Tag war es schön. Gut, dass es in der Früh geregnet hat, sonst hätte ich diesen herrlich entspannenden Ruhetag nicht gemacht. Immerhin bin ich mit acht Tagen vor dem Plan. Und die Temperaturen können ruhig noch steigen. | |||
Samstag, 14. Mai | Markaryd - Smålandsstenar | Wälder, Seen, Regen | 107 km / 1969 km, 733 m / 14652 m |
Ich bin schon früh wach, mache mir ein Frühstück und um halb acht gehts los. Es ist entsprechend frisch. Ich nehme mir vor ganz langsam zu fahren. Die Route ist ideal dank gpsies.com. Die Gegend ist immer gleich: Wälder, Wiesen, Seen, rostrote manchmal gelbe Häuser, zum Teil sehr in der Einschicht. Ich komm nie drauf, ob es Wochenendhäuser sind. Alle schauen unbewohnt aus. Man sieht kaum Leute. In Femsjö schau ich mir die Kirche an. Die evangelischen Kirchen gefallen mir gut, sehr familiär, aber halt kein Zauber. In Hyltebruk schickt mich gpsies.com auf die S26. Damit bin ich wieder auf der Route dieses Experten. Weil es regnet bleib ich lang auf der S26, einmal ein kleiner Abstecher auf Nebenstraßen, dann kommt sogar ein Radweg bis Smålandsstenar. Ich bin waschelnass und durchfroren. Am Campingplatz ist niemand an der Rezeption. Bei der angegebenen Nummer hebt niemand ab. Der Platzwart ist bei der Konfirmation seines Sohnes, steht auf einem Zettel, aber auf schwedisch und das versteh ich nicht. Aber Dusche und Küche sind offen. Ich richte mich häuslich ein, koche eine Paradeissuppe und Spaghetti. Die Heizkörper lassen sich aufdrehen und ich kann meine nassen Sachen trocknen. Wie ich mit dem Essen fertig bin, beginnt es furchtbar zu schütten. Ich werd gleich in der Küche schlafen. | |||
Sonntag, 15. Mai | Smålandsstenar - Jønkøping | Zum Vätternsee | 116 km / 2085 km, 1025 m / 15677 m |
Um acht hab ich schon gefrüstückt und gepackt und bin reisefertig. Der Platzwart ist noch nicht da. Also geh ich in den Ort auf einen Kaffee. Eine Konditorei ist offensichtlich auf Frühstücksgäste eingerichtet. Sehr familiär, ähnlich wie die Mittagstische in den Supermärkten. Dem Platzwart löhne ich meine 150 Kronen. Dann geht es auf einer einigermaßen frequentierten Straße 12 km dahin, dann kommen Nebenstraßen. Zu Mittag Einkauf im Supermarkt, Jause mit Salat und Feta. Von Zeit zu Zeit stell ich es mir schon schön vor wild zu zelten. Ich will aber noch weiterfahren. Ich hab das Gefühl, dass das Gepäck nicht fest sitzt. Ich geh der Sache auf den Grund und stelle fest, dass am Gepäckträger zwei Schrauben fehlen. Zum Glück sind am Rahmen noch ein paar ungenutzte gleichartige Schrauben. Ich muss mir bei nächster Gelegenheit Reserveschrauben besorgen. Während der Reparatur gibt es einen kleinen Regenguss und ich beschließe nach Jønkøping zum Zeltplatz zu fahren. Ich hätte Lust auf eine Sauna. Vielleicht gibt es in Jønkøping eine. Es kommt starker Rückenwind auf und es geht flott dahin. Jønkøping ist wie alle bisherigen schwedischen Städte eine Ansammlung von flachen Gebäuden. Der Zeltplatz liegt malerisch am Vätternsee, ist mit 220 Kronen auch entsprechend teuer. Aber er hat eine Sauna! Dafür ist diesmal nichts mit in der Küche schalfen. Ich stell das Zelt auf, dusche, genieße die Sauna und esse noch einen Salat mit Feta. Kaum leg ich mich ins Zelt beginnt es zu regnen | |||
Montag, 16. Mai | Jønkøping | Ruhetag in Jønkøping | |
Bei Nacht regnet es immer wieder. In der Früh ist es nass und saukalt, kein Tag zum Radfahren. Ich mach mir ein Frühstück. Um acht ist die Rezeption offen. Ich frage nach dem Wetterbericht. Für Dienstag ist er noch schlecht, aber der Mittwoch schaut gut aus und auch für die darauffolgenden Tage nicht schlecht. Ich geh in die "City" von Jønkøping. Leider muss ich ständig Wasser lassen, das ist sehr quälend. Das erste Mal geh ich in ein Kaffeehaus. Ich habe ohnehin Lust auf einen Kaffee und Mehlspeise. Dann benutze ich den Bahndamm. Die öffentlichen Toiletten sind gebührenpflichtig. Bei der Information erfahre ich, wo es ein Sportgeschäft und eine Bibliothek gibt. Im Sportgeschäft verhilft mir ein sehr freundlicher Verkäufer zu den nötigen Schrauben und zu einem passenden Schlauch. Ein paar Elektrolyttabletten erstehe ich auch. In der Bibliothek ist das Internet wieder gratis, hat aber keine USB-Schnittstelle. Ich muss ohnehin schauen, wie die Tracks, die ich gespeichert habe, weiterlaufen und im Norden gibt es ja nicht viele Möglichkeiten. Ich schau mir noch einmal die Wetterprognose an und erledige meine Emails, schreib eine lange Email an Christine. Bei der Lektüre der Frankfurter Allgemeinen schlaf ich ein. Gegen eins geh ich in ein Thailändisches Lokal was mittagessen. Es schmeckt mir nicht besonders, aber es geht. Dann schau ich mir noch die Kirche an. Ist halt wie alle evangelischen Kirchen. Auch die Städte sind so karg, kein Prunk, nichts fürs Auge. Auch die Kleidung der Leute ist praktisch aber ohne Chic. Schon in der Früh brauch ich lange, bis ich sowas wie ein Stadtzentrum finde. Ein paar größere Gebäude ums Rathaus und ein großer Park, und das für eine Stadt wie Innsbruck. In einem Supermarkt kauf ich Lebensmittel für Abendessen und Frühstück ein, wieder sauteuer. Dann geh ich zum Zeltplatz und hau mich aufs Ohr. Gegen sechs beginne ich zu kochen. Erdäpfel, Karotten, Zwiebeln, Paprika und drei Eier. Weil ich keine Pfanne hab, muss ich umrühren und es wird eine Art Tortilla, schmeckt vorzüglich. Und dann ist auch schon die Sauna geheizt. Ich geh zweimal hinein. Schade, dass es zum See zu weit ist zum Abkühlen. Das Wetter ist jetzt einigermaßen schön. Wenn es morgen nicht zu schlecht oder zu kalt ist, fahr ich wieder ein Stückerl. | |||
Dienstag, 17. Mai | Jønkøping | Ruhetag in Jønkøping | |
Das Wetter hält in der Früh nicht, was es am Abend versprochen hat. Es ist stark bewölkt und vom Westen ziehen schon die Regenwolken heran. Ich mach mir ein Müsli zum Früstück, das Joghurt ist gesüßt. Dann ein Blick in die Zeitung auf die Wetterprognose: schlecht für heute, gut für morgen. Also noch einen Tag warten. Ich geh hinunter in die City. Das Gehen scheint meinen Harndrang zu fördern. Ich muss gleich wieder einen Winkel aufsuchen. Dann geh ich in die Bibliothek und recherchiere weiter nach Radwegen. Ich werde fündig. Es gibt eine Radroute genannt Sverige Leden, die führt bis an die finnische Grenze. Wenn ich dem Radweg um den Vätternsee folge, muss ich weiter nördlich darauf treffen. Leider gibt es von dem Sverige Leden keinen GPS-Track zum runterladen, nur voluminöse und teuer Bücher, die man außerdem nicht leicht kriegt. Eine Openstreetmap von Skandinavien finde ich und beschließe, sie am Zeltplatz runterzuladen. Dann ess ich in einem türkischen Laden zu Mittag. Leider kalt, aber recht gesund, viel Gemüse, gut gewürzt. Ein kleiner Rundgang führt mich zur Hauptkirche der Stadt, ein neugotischer Bau, karg wie alle anderen. Auch die Straßen, durch die ich komme, sind wie von Ikea, einfach, praktisch aber ohne Schönheit. In einem Kaffeehaus trinke ich einen Kaffee, diesmal einen guten und nicht aus der Kanne von der Herdplatte, dazu so ein Schokoballerl. Dann kauf ich ein paar Erdäpfel und zwei Paradeiser und geh zum Campingplatz zurück. Ich versuch den Download der Skandinavienkarte. Gleich beginnen die Schwierigkeiten. Ein Laufwerk meines GPS will das OS wegen fehlender Berechtigungen nicht erkennen, tut es abe dann doch. Der Download von 312MB dauert über eine Stunde. Dann kann ich die 7z-Datei nicht entpacken. Ein freundlicher junger Mann würde es für mich tun, aber inzwischen ist die Internetverbindung weg ich kann das 7-zip nicht runterladen. Na, die Datei hab ich ja und vielleicht find ich eine Möglichkeit, sie zu entpacken. Ich koch mir zum Abendessen wieder Gemüse mit Eiern. Dann geh ich in die Sauna. Hoffentlich kann ich morgen weiterfahren. Genug geruht! | |||
Mittwoch, 18. Mai | Jønkøping - Hjo | Sauna am See | 94 km / 2179 km, 722 m / 16399 m |
Früstück mit Müsli und Ei. Dann löhne ich meine 660 Kronen. Die Fahrt dämpft meine anfängliche Begeisterung schnell. Es ist kalt, die lange nicht gewaschene Wäsche klamm, die Beine schwer, der Wind zwar von hinten oder von der Seite aber unangenehm kalt. Den Runt Vättern Radweg verliere ich bald, irre viel herum und entschließe mich, auf der Hauptstraße zu bleiben. Ich kauf ein paar Bananen und mach mir ein Müsli, ziehe mich zum Essen um, weil alles so feuchtkalt ist. Mich freut es gar nicht. Ich denke schon an heimfahren. In Hjo kauf ich fürs Abendessen ein und finde auch wieder auf den Runt Vättern. Der geht aber nach ein paar Kilometern wieder auf eine Schotterstraße. Ich bleibe auf der 195. Als ich schon nach Plätzen zum wild Zelten Ausschau halte, kommt ein ganz netter Campingplatz, kostet 100 Kronen und der Hammer: ein Saunahäusl am See, das mir die Wirtin einheizt. Ich wasche meine verschwitzten Sachen, nehm sie in die Sauna mit und genieße. Anschließend koch ich mir zwei Chorizos. Die Wirtsleute laden mich auf einen Kaffee ein und wir plaudern noch eine Weile. Die Matte, die ich mir in Hjo gekauft habe, macht es spürbar wärmer. Ich bin wieder zufrieden | |||
Donnerstag, 19. Mai | Hjo - Snavlunda | Zelten auf der Weide | 88 km / 2267 km, 775 m / 17174 m |
Bei Nacht regnet es. Ich frühstücke im Zelt, geh dann die Wäsche aus der Sauna holen. In der Zwischenzeit beginnt es aufzureißen. Wie ich mit dem Packen fertig bin, scheint schon die Sonne. Ich verabschiede mich von den freundlichen Wirtsleuten und fahre um halb elf los. Der Wind kommt von SW, passt also genau. Diesmal folge ich dem Runt Vättern. Ich hab genug von den stressigen Hauptstraßen. Es geht teils über Schotter durch idyllische Landschaften, alle Augenblicke ein neuer See. Bei dem schönen Wetter schaut alles viel freundlicher aus. In Udenas kauf ich etwas ein. Es ist ein kleiner und teurer Laden. Ich esse gleich auf der Bank vor dem Geschäft. In Udenas treffe ich auch auf den Sverige Leden. So gegen zwei schalte ich mein Handy ein. Christine will mich anrufen. Wir plaudern ein bisschen. Sie hat Stress wegen Michis Besuch. In Åskersund gibt es einen größeren Supermarkt und ich kauf etwas mehr ein. Nach Snavlunda beginne ich nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten. Ich find einen nicht gerade direkt am See aber in der Nähe auf einer noch nicht aufgetriebenen Weide. Ich hänge die Sachen auf und koche mir eine Suppe mit einem Würstl, sehr ausgiebig. Den Salat bring ich nicht mehr weg und lass einen Teil fürs Frühstück. Das Wasser nehm ich aus dem See. Ganz geheuer ist es mir nicht. Aber abgekocht für Suppe und Tee wird es schon gehen. | |||
Freitag, 20. Mai | Snavlunda - Storå | Das Zeltgestänge bricht | 113 km / 2380 km, 1164 m / 18338 m |
In der Früh zeigt es sich, dass ich das Zelt ungünstig positioniert habe. Überall ist Sonne, nur mein Zelt steht im Schatten. Es wird auch nicht ganz trocken. Früstücken, packen, um halb neun fahr ich los. Das Wetter ist schön, fast wolkenlos, die Temperatur angenehm, die Gegend schön; ein See nach dem anderen. Einmal mach ich eine Fleißaufgabe und trete zu einer Art Aussichtshöhe hinauf. Der Wind hilft kräftig. Ich Nora kauf ich ein paar Lebensmittel und beginne nach Schlafplätzen Ausschau zu halten. Ich bin wählerisch und so komme ich bis Storå. Dort muss ich mit einem nicht ganz so schönen Platz im Wald Vorlieb nehmen. Beim Aufstellen bricht das schon lädierte Gestänge des Zelts. Ich murkse eine Weile herum. Das Zelt lässt sich aufstellen - wegen der Gelsen unbedingt nötig. Aber zu brauchen ist es so nicht mehr. Hoffentlich krieg ich ein gutes neues zu einem vernünftigen Preis. Ich mach mir Spaghetti und kriech in die verfallene Hütte. | |||
Samstag, 21. Mai | Storå - Langsjon | Wald und Seen | 80 km / 2460 km, 891 m / 19229 m |
Nach im desolaten Zelt gut durchschlafener Nacht fahr ich um halb neun weg. Es ist wieder etwas stärker bewölkt und etwas kühler. Der Wind immer gleich aus SW. Es steigt gleich. Nach ein paar Kilometern geht es auf eine ganz ungute Schotterpiste, grober Schotter auf harter Unterlage und recht anhaltend bergauf. Bergab kann ich es auf dem Schotter auch nicht laufen lassen. Die Gegend ist auch eher langweiliger Wald. Im Tal gehts wieder auf Asphalt dahin und die Gegend wird wieder schöner, das Wetter auch. Blaue Seen, blauer Himmel. In Søderbärke verlier ich den Sverige leden. Dafür ist die Gegend besonders einsam. Gegen vier bin ich bei einem ganz einsamen See, kein Haus weit und breit, da gefällt es mir. Ich lade ab und stelle fest, dass ich meine Turnschuhe verloren habe. Muss aber nicht weit zurück. Dann zieh ich mich um, wasche mich im See. Es ist so schön warm, dass ich sogar ein Bad nehme. Dann repariere ich das Gestänge meines Zelts. Aus einem Föhrenast schnitze ich eine Schiene. Es funktioniert. Ich mach mir eine Chorizo warm. Mehr zu kochen, habe ich keine Lust und auch nicht viel Hunger. | |||
Sonntag, 22. Mai | Langsjon - Falun | Zum schwedischen Wintersportzentrum | 76 km / 2536 km, 969 m / 20198 m |
Im Zelt ist alles nass von Kondenswasser. Es lässt sich nicht richtig wegspannen. Wenn ich ein gutes preiswertes bekomme, kauf ich ein neues. Mehrere kalte Regentage in dem Zelt sind sicher ein Horror. Um halb zehn fahr ich weiter. Es ist nicht kalt. Von Anfang an genügen langes und kurzes Leiberl. Die Gegend bis Vikmanshyttan ist einsam und schön. Dann find ich mit dem GPS problemlos nach Torsång. In Såter kauf ich Lebensmittel. Die Geschäfte haben hier Sonntags fast alle offen. In Torsång ist kein Campingplatz. In einer Pizzeria ess ich zu Mittag. Die Pizza ist schwedisch mild. Ein Mürbteig mit Schinken und Paradeissauce drin. Kaum, dass man den Oregano merkt. Dafür nehm ich diesmal ein alkoholfreies Bier. Das wird in Zukunft mein Getränk werden. Ich treff wieder auf den Sverige leden und fahr nach Falun. Der Campingplatz liegt schön am See. Ich dusche, stecke meine Batterien und das Handy an und wasch mit der Hand Hose, Trikot und Leiberl. Waschmaschine und Trockner sind mir zu teuer. Das mach ich einmal, wenn wirklich alles dreckig ist. Hoffentlich trocknen die Sachen. Ich hab keinen rechten Hunger, mache mir nur Tee und Salat und esse Kekse. Bei Nacht regnet es ziemlich anhaltend. | |||
Montag, 23. Mai | Falun - Sundborn | wichtige Einkäufe | 23 km / 2559 km, 260 m / 20458 m |
In der Früh hört es zum Glück zu regnen auf. Ich geh in die Küche und frühstücke gemütlich. Dann fahr ich in die Stadt zum Sportgeschäft, das mir der Platzwart angegeben hat. Ein neues Zelt würde 3800 Kronen kosten. Es wäre das gleiche System wie mein Salewa nur von Fjällräven. Also das alte weiter verwenden. Der Verkäufer will mir nur ganze Gestänge verkaufen. Da ich nicht genau weiß, wie lang mein Gestänge ist, fahr ich zum Zeltplatz zurück um es zu holen. Das Wetter ist inzwischen schön geworden. Wieder im Geschäft, bedient mich der Chef. Er verkauft mir auch einzelne Gestängeteile. Ich nehm gleich ein paar in Reserve. Elektrolyte und Zeltheringe bekomm ich auch. Zurück am Platz pack ich zusammen und fahr los. Der Wind ist stark und kühl. In der Stadt finde ich schnell die Bibliothek und kann ins Internet, mit USB! Ich schaufle die Tracks auf das eingebaute Laufwerk des GPS. Offensichtlich liest das GPS die meisten Daten vom Chip nicht mehr. Ich kann mich erinnern gelesen zu haben, dass die Garmin GPS nur 2GB lesen. Ist mehr drauf, lesen sie gar nicht mehr richtig. Amazon verkauft wieder einmal nicht das richtige Zubehör. Dann find ich noch eien Track für den Sverige leden ab Sundsval bis zur finnischen Grenze. Dem Christian schicke ich eine Geburtstagsemail. Dann tret ich wieder weiter, es geht gleich bergauf. Ich kriege Hunger und ess eine Dose Thunfisch. Dann geht es mit Rückenwind und klarem Wetter in hügeligem Gelände weiter. Einmal bitte ich um Wasser. In Sundborn such ich einen Platz in Seenähe. Ein schöner Platz ist offensichtlich angelegt. Ich frage im Haus daneben. Privat! Auch die Schweden sind nicht alle gastfreundlich. Ein Stück weiter finde ich eine Wiese in Seenähe. Am Waldrand stelle ich das Zelt auf und hänge die Wäsche zum Trocknen auf die Bäume. Ich koche Minestrone mit meinen restlichen Nudeln. Zum Teekochen bin ich schon zu faul. | |||
Dienstag, 24. Mai | Sundborn - Rimsbo | Immer wieder Regen | 93 km / 2652 km, 1031 m / 21489 m |
In der Früh regnet es. Ich frühstücke im Zelt und verzichte auf warmen Tee. Zusammenpacken in der Nässe. Der Regen hat aufgehört. Um zehn komme ich weg. Es ist bewölkt, feucht und kalt. Der kalte Wind kommt immerhin von hinten. Es geht ziemlich rauf und runter. Um 12 mach ich eine Pause. Orte zum Mittagessen kommen keine. Immer wieder gehen kleine Schauer nieder, immer so, dass ich nicht weiß, soll ich den Anorak anziehen oder nicht. Durch den Rückenwind komme ich gut weiter. Gegen fünf bin ich in Rimsbo und gleich danach bietet sich ein Platz am See an. Ich bleibe, obwohl ich gerade in Schwung bin. Eine goldrichtige Entscheidung. Ich zieh mich um, häng die Wäsche auf, stell das Zelt auf und schon beginnt es zu regnen. Ich überreiß es zuerst nicht und meine Wäsche wird nass. Aber ich habe einen guten Unterstand, eine Art Fischerhütte. Ich häng drin die Wäsche auf, koche gemütlich, es regnet immer wieder, zeitweise heftig, dazwischen wieder Sonne und Regenbogen. Der Wind peitscht den See auf, die Möven segeln durch den Sturm übers Wasser, romantisch. Nach dem Essen erledige ich meine Toilette und zieh mich warm an. Es soll 3 Grad kriegen bei Nacht. | |||
Mittwoch, 25. Mai | Rimsbo - Furuberg | Die Gelsen werden munter | 131 km / 2783 km, 1081 m / 22570 m |
Die Nacht war nicht so kalt. Ich schlafe bestens bis halb sieben. Die Sonne scheint auf das Zelt. Es ist schon fast trocken. In meiner gemütlichen Fischerhütte esse ich das am Vorabend eingeweichte Müsli, packe zusammen und um dreiviertel neun bin ich weg. Es ist nicht so kalt und der Rückenwind wieder kräftig. Von Alfta fahre ich direkt nach Arbrå ohne den Umweg nach Bollnäs. Die Gegend wie immer, Wälder, Seen, das Wetter schön, die Stimmung gut. In Arbrå esse ich zu Mittag, ein nettes Lokal, natürlich von einem Türken geführt. Was täte Europa ohne die Türken? Das Essen schmeckt in Schweden allerdings meist fad. Offensichtlich müssen sich auch die Türken dem schwedischen Geschmack beugen, kein Knoblauch, nichts Scharfes. Von Arbrå gehts wieder dem Sverige leden folgend nach Delsbo. Einige Kilometer davor bin ich auf dem Track, den ich unlängst geladen habe. Es ist der Track nach Sundsval. Ganz folgt er nicht dem Sverige Leden aber im Wesentlichen. Nach Delsbo beginne ich nach einem Schlafplatz zu suchen. Es will keiner kommen, dafür kommt der abendliche Spritzer. Ich will schon mit einem fürchterlichen Gestrüpp Vorlieb nehmen, überleg es mir aber zum Glück. Es ist eine bäuerliche Gegend, Weiden, Felder. Ich trau mich nirgends recht zu bleiben. Da zeigt das GPS einen See an. Und dann kommt noch ein idealer Rastplatz mit ebenem Wieserl zum Zelten, nicht weit vom See. Leider ist ein Sumpf gleich daneben, es gibt reichlich Gelsen. Aber durch die kühle Luft sind sie noch nicht so aggressiv. Ich zieh mich um, stell das Zelt auf, koch auf der Feuerstelle Reis mit Thunfisch (etwas zu viel, es bleibt noch was fürs Frühstück) Dann bin ich noch so frisch, dass ich einen kleinen Spaziergang und Gymnastik mache. Ich stell fest, dass ich wenig Liegestützen zusammenbringe. Ich muss den Oberkörper trainieren, damit nicht alles in die Beine wandert. Um halb elf bin ich im Zelt. | |||
Donnerstag, 26. Mai | Furuberg - Timrå/Sundsvall | Whisky mit Mike | 101 km / 2884 km, 1223 m / 23793 m |
In der Früh ist es wolkenlos. Ich frühstücke, mache Toilette, alles sehr gemütlich. Es wird halb zehn bis ich wegkomme. Früh genug. Es ist noch ziemlich kalt. Der Wind hat auf NW gedreht, das bedeutet zeitweise heftigen Gegenwind. Zum Glück kommen gleich ein paar Steigungen zum Aufwärmen. Es geht wellig bis hügelig durch Wald, kaum Siedlungen, ein paar Seen. Ich mache zweimal Rast und esse meine Vorräte ziemlich auf. Mit den Süßigkeiten muss ich etwas sparsamer sein. Die tun mir nicht gut. Nach der zweiten Rast wird es deutlich wärmer, die Gegend bewohnter, es geht auf Sundsval zu. Die Stadt liegt recht schön am Meer mit bewaldeten Hügeln dahinter. Leider finde ich keinen Campingplatz und fahre weiter. Ich habe ja jetzt einen Track. Er folgt zwar nicht immer genau dem Sverige leden aber doch ungefähr und ist eine große Hilfe. In Timrå kaufe ich fürs Abendessen ein und strample zum Campingplatz. Die Rezeption ist nicht besetzt. Das Platzfaktotum Mike mit Hund und Alkoholfahne ist mir behilflich. Er geht den Chef fragen. Ich lasse mich nieder, dusche, koche. Dann nimmt mich Mike in Beschlag. Erst erzählt er mir von seinen Hunden (Rottweiler), holt den zweiten und dann nimmt er mich noch auf einen Schluck Whisky mit und erzählt mir aus seinem Leben. Morgen will er mich zum Fischen mitnehmen. | |||
Freitag, 27. Mai | Timrå/Sundsvall | Ruhetag in Timrå/Sundsval | |
In der Früh schaut das Wetter, wie angesagt, regnerisch und kalt aus. Ich frühstücke und gehe zur Rezeption zum Einchecken. Mike, der seinen Rausch ausgeschlafen hat, ist wesentlich distanzierter als am Vorabend, also nichts mit fischen. Ich erkundige mich nach den Busverbindungen nach Sundsval, mache das Zelt dicht und geh zur Busstation. In einer halben Stunde bin ich in Sundsval. Bei der Touristeninformation erfahre ich, dass Computerzubehör nur im Einkaufszentrum erhältlich ist. Ich fahre hin - eine ungeheure Anlage. Es macht mir sogar Spass dort herumzustreunen. Ich erstehe erst beim Mediamarkt einen Cardreader, dann in einem Spezialgeschäft eine 2GB Karte für mein GPS. Dann esse ich zu Mittag. Es ist zwar kalt aber sehr gut, viel Salat, Shrimps, Hühnerfleisch. Inzwischen regnet es in Strömen. Ich geh in ein Sportgeschäft und kauf mir eine Fliesjacke. Dann fahr ich nach Sundsval zurück. In der Bibliothek ist es recht umständlich ins Internet zu kommen. Aber eine halbe Stunde kann ich arbeiten. Der Wetterbericht ist schlecht bis Sonntag. Den Cardreader kann ich ausprobieren und meine Fotos auf einem USB Stick sichern. Ich kauf mir Karte und Marke und setz mich zum Schreiben in ein Cafe. Beim ICA kauf ich ein paar Lebensmittel und nehm den Bus zurück zum Campingplatz. Dort besuch ich Mike und schau mir auf seinem Computer die Reisefotos an. Wie zu erwarten sind sie teils teils. Dann koch ich mir ein gutes Abendessen und übersiedle zum Schlafen in die Sauna. Dort ist es nicht wirklich gemütlich. Es stinkt und dauernd geht jemand aufs Clo. Morgen schlaf ich wieder im Zelt. | |||
Samstag, 28. Mai | Timrå | Waschtag in Timrå | |
In der Früh schaut das Wetter sehr ungastlich aus und der ADAC weist bis Asele keinen Campingplatz aus. Also wie geplant bis Montag dableiben. Ich lass mir das Wäschewaschen erklären und wasch eine Maschine voll. Das Trocknen ist langwierig, aber die Wäsche wird sehr schön. Erst am Nachmittag kann ich zum meinem geplanten Ausflug nach Timrå aufbrechen. Die dortige Bibliothek hat zu, also nichts mit Emails. Ich kauf ordentlich ein, fahr zum Zeltplatz und koche auf. Bauchfleisch mit Reis, Erdäpfeln und Gemüse, natürlich wieder zu viel. Etwas bleibt für später. Aber es ist sehr gut. Mit ein bisschen Mut werd ich noch ein guter Koch. Der Abwasch dauert auch seine Zeit. Dann leg ich mich ins Zelt. | |||
Sonntag, 29. Mai | Timrå | Noch ein Regentag | |
Es regnet in der Früh. Ich frühstücke, richte das Zelt regendicht her und geh zur Bushaltestelle. Die Wartezeit verkürze ich mir mit Dehnungsübungen. Zuerst fahr ich zum Einkaufszentrum. Ich erstehe einen Waschbeutel, eine Seifenschale und einen Gürtel. Beim Optiker schenken sie mir ein Brillenetui. Bei Ikea esse ich zum Mittag; gar nicht so billig, das sind ganz ausgefuchste Geschäftsleute. Dann fahr ich nach Sundsvall und schau mir die Gustav Adolf Kirche an. Es beginnt gerade eine Veranstaltung mit Kindern. Die ganze Kirche voll mit Eltern und kleinen Kindern zum Teil Säuglingen, alles sehr locker, kein Geplärr. Wäre bei und unvorstellbar. Kleine Mädchen im Kindergartenalter führen allerlei Gesänge und Spiele auf. Es wird mir doch zu fad. Ich schlendere noch eine Weile herum. In der Bibliothek ist der Andrang nicht so groß. Ich kann einige Emails erledigen. Der Wetterbericht ist gut aber nicht ganz stabil. Dann kauf ich noch ein paar Lebensmittel und fahr zum Campingplatz. Kaum dort geht ein ordentlicher Guss nieder. Ich beginne zu kochen. Christine will ein Paßwort für Karls Computer. Ich weiß nicht, was sie meint und lass mich anrufen. Es wird auch nicht klarer. Beim DVD Recorder kann ich ihr auch nicht helfen. Die sollen sich nicht so blöd anstellen. Ich soll ihnen in Schweden im Regen Ezes geben. Ich koch ein paar Erdäpfel und bereite Salat vor, hab aber noch keinen rechten Hunger. Das Zelt hat den Regenguss gut überstanden. Es wird schon noch eine Weile halten. Vielleicht kommt mir wo ein günstiges unter. Um sieben stellt sich der Hunger ein. Die Grillwürstel sind ganz anders als Frankfurter, obwohl sie ähnlich ausschauen. Sind nicht gut. Das Gemüse mit Erdäpfeln schmeckt hervorragend. Kaum bin ich im Zelt regnet es wieder ordentlich. Das Zelt hält dicht. | |||
Montag, 30. Mai | Timrå - Meåstrand | Im Wald bei den Gelsen | 112 km / 2996 km, 986 m / 24779 m |
Ich werd um halb sieben wach. Der Regen hat aufgehört. Ich frühstücke, räume die Küche, trockne das Zelt, nehm noch eine heiße Dusche und bin um halb neun weg. War nicht gerade gemütlich, der Campingplatz in Timrå aber eine preisgünstige Möglichkeit die Regentage abzuwarten. Es ist wechselnd bewölkt und ziemlich frisch. Ich wechsle ein paar mal die Kleidung, schwitzen und frieren wechseln ab. Die Gegend ist wellig, waldig, ohne Besonderheiten. Einmal treffe ich einen Radreisenden, der ganz auf plaudern eingestellt ist. Er ist schon 5000 km unterwegs, von Stralsund gestartet, Norwegen, Finnland, Schweden. Er hatte im Norden teilweise noch einen Meter Schnee, ein harter Hund. Der Gegenwind wird immer unangenehmer. Nach vier bietet sich ein Platz an, von dem aus man zum Wasser kommt. Ich stelle das Zelt in den Wald; nicht gerade schön, viele Gelsen, aber es geht. Ich koch mir eine Gulaschsuppe mit Würstel und Reis. Christine ruft an. Sie schildert mir die familiären Ereignisse. Ich empfinde zu allem eine herrliche Distanz. Gelsen, Wasser, Verkehr, Wind und Wetter, das sind die Dinge auf die es ankommt und wie Körper und Geist damit zurecht kommen. | |||
Dienstag, 31. Mai | Meåstrand - Junsele | Der Tag als der Regen kam | 77 km / 3073 km, 696 m / 25475 m |
Schon in der Früh regnet es. In einer Regenpause frühstücke ich, mache am Fluss Toilette und packe zusammen. Um halb zehn fahr ich weg, gleich in der Regenmontur. Es spritzt immer wieder her und die Temperaturen sind auch so, dass ich das Goretexzeug vertrage. Die Gegend ist wie am Vortag waldig, wellig. In Ramsele passt es genau zum Mittagessen. Ein bisserl trocknen und aufwärmen tut auch gut. Es dürfte ein Wirt vom Balkan sein. Es gibt Pleskavica und am Salatbuffet Ajvar. Im Supermarkt kauf ich ordentlich ein. Und dann beginnt es zu regnen und hört nicht mehr auf. Es wird immer nässer und damit kälter. Das Sitzen macht mir auch Beschwerden, wahrscheinlich durch die Nässe. Klar, heute muss es ein Campingplatz sein. Ich weiß nur von dem in Asele, das wären insgesamt 150 km. Aber wo die Not am größten ... In Junsele gibt es einen Campingplatz und was für einen! Schnüre zum Wäsche trocknen in der Waschküche, dazu einen Wäschetrockner. Eine Küche mit Geschirr, dazu ein großer gemütlicher Ess- und Aufenthaltsraum. Es sind noch ein paar junge Leute da, die den daneben liegenden Tierpark betreuen. Mit einem Simon wird es eine nette Plauderei. Ich mache mir Reis mit Gemüse, recht gut, wie immer zu viel. Ich lade Simon ein, es schmeckt ihm, ist auch wirklich gut gelungen. Der Regen hört nicht auf, es donnert sogar. Ich werde in dem gemütlichen Aufenthaltsraum schlafen. | |||
Mittwoch, 1. Juni | Junsele - Åsele | Einmal hört der Regen auch auf | 71 km / 3144 km, 384 m / 25859 m |
In der Früh ist alles zu und es regnet. Es schaut trostlos aus. Nach dem Frühstück warte ich auf besseres Wetter. Dabei komme ich mit einem schwedischen Paar ins Gespräch. Sie erzählen mir viel über schwedische Lebensweise und schwedisches Essen. Auch, dass es am Nordkap immer neblig ist. Sie waren schon dreimal dort und haben nie die Sonne gesehen. Die Frau spricht sehr gut deutsch. Ich schenke ihr die Effi Briest. Ich wasche Socken und Radhose und versuch sie zu trocknen. Auch nach stundenlangem Herumwirbeln im Trockner ist noch alles feucht. Ich versuch es mit dem Händetrockner im Bad, alles vergebens. Inzwischen ist es halb elf und es klart auf. Also hinein in die feuchten Klamotten und ab. Fast vergesse ich meine nassen Schuhe, die ich zum Trocknen auf einen Baum gehängt habe. Das Fahren in den nassen Sachen ist unangenehm. Nach einer Stunde mache ich eine längere Pause. Es ist inzwischen ganz sonnig geworden. Ich lasse mir die Sonne auf den Bauch und auf den Rücken scheinen und ziehe trockene Sachen an. Jetzt geht es besser. Das Wetter wird immer schöner und damit sieht auch die Gegend freundlicher aus. Einige schöne Seen mit Felsen (Schären?) und Seemöven. Ich überleg lang, ob ich den Campingplatz in Åsele ansteuern soll. Ich mach es. Ich fühl mich doch nicht so gut nach der gestrigen Regenfahrt. Am Campingplatz gibt es um 150 Kronen ein Hütterl mit Bett, Dusche und Küche direkt am See, das schönste Quartier bisher. Ich dusche und fahr zum Einkaufen in den Ort. Dann mach ich mir Reis mit Gemüse und Chorizo. Es wird jedes mal besser. Die Rezeption ist zu, vielleicht kann ich morgen früh ins Internet | |||
Donnerstag, 2. Juni | Åsele - Vormträsk | Wald und Seen, Sonne und Regen | 136 km / 3280 km, 1064 m / 26923 m |
Wieder einmal in einem Bett zu schlafen ist schon fein. Bei Nacht hat es ein bisschen geregnet. Aber in der Früh ist es schon sonnig. Um viertel nach neun fahr ich weg. Es zieht wieder zu und ich empfinde die Kälte immer stärker. Es ist leicht hügelig und die Abfahrten frieren mich aus. Um halb zwölf mache ich eine Pause, koch mir ein Würstel, zieh mich warm an und trete weiter. Jetzt wird es wärmer und langsam auch sonniger. Vor Lyksele wieder schöne große Seen. Ich beschließe etwas länger zu fahren um in einen anderen Rhythmus zu kommen. Offensichtlich ist das Wetter nachmittags besser, von den Temperaturen einmal abgesehen. Gegen halb sieben beginne ich nach einem Schlafplatz zu suchen. Es wird einer im Wald in Seenähe. Direkt am See ist es zu sumpfig, zu viele Gelsen. Ich richte mich ein, hole Wasser und koch noch einmal Gemüsereis mit Chorizo. Zeitweise spritzt es wieder her, aber nicht viel. Gegen neun ruft Christine an. Sie erzählt mir von einer neuen Darminfektion, die in Norddeutschland und Schweden grassiert. Das ginge mir gerade noch ab. Ich glaub heute werde ich auch im Zelt auf unebenem Boden gut schlafen. | |||
Freitag, 3. Juni | Vormträsk - Sandfors | Schönwetter vor dem Wettersturz | 116 km / 3396 km, 723 m / 27646 m |
Habe wirklich gut geschlafen. In der Früh scheint schon die Sonne ins Zelt. Als ich aufstehe und nach W schaue, schau ich allerdings in eine schwarze Wolkenwand. Alles Üble kommt von Norwegen, behaupten die Schweden. Dürfte so was wie zwischen Steirern und Kärtnern sein. Hoffentlich bleib die Wolkenbank dort oder löst sich auf, wenn sie näher kommt. Ich mach mir mein Müsli und sandle noch ein bisserl herum. Es ist noch etwas zu früh zum Wegfahren. Und wenn noch Regen kommt, ist es im Zelt gemütlicher als draußen. Um dreiviertel zehn fahr ich los. Die Temperatur geht. Der Wind ist günstig. Ich bin ziemlich bald in Norsjø, kauf ein paar Lebensmittel ein. Dann geht es nach O, der Wind genau im Rücken. Einige schöne Seen laden doch nicht zum Bade. Um halb zwölf wieder die übliche Mittagsrast. Es ist herrlich warm. Bei der Weiterfahrt können Pullover und Fäustlinge drinnen bleiben. Ich brauch sie den ganzen Tag nicht mehr. Teils gehts nach N mit unangenehmem Seitenwind, dann wieder östlich. Es ist hier offensichtlich wärmer, die Vegetation weiter als weiter im Westen. Nach Sandfors schau ich mich nach einem Schlafplatz um und werde bald fündig. Ein Forstweg, Wasser im nahen Bach; zwar besonders braun, aber man weiß nie, wovon man fett wird. Es ist noch schön warm und ich riskiere eine Waschung im Bach; sehr erfrischend. Die Wäsche trocknet auch noch ganz gut. Ich koch mir Spaghetti mit Thunfisch. Hab ein Kilo Spaghetti gekauft. Nach einer Reiswoche kommt jetzt eine Spaghettiwoche. Danach Erdnüsse und Kekse. Geschirr abwaschen, Christine ruft an. | |||
Samstag, 4. Juni | Sandfors - Piteå | Sturmböen | 98 km / 3494 km, 750 m / 28396 m |
Die Nacht war warm. Habe seit langem nur im Nachthemd geschlafen. In der Früh scheint schon die Sonne aufs Zelt. Um viertel nach acht bin ich schon unterwegs. Schon in der Früh kann ich ohne Pullover fahren. Nach der Pause um elf in Radhose und Trikot. Der Wind weht kräftig aus Süden, es geht flott dahin. Die Wolken schauen abenteuerlich aus; Cirren, Föhnfische, Schäfchen, so ziemlich alle Schlechtwetterzeichen. Schon zieht von W eine blauschwarze Wolkenbank daher. Ich fahr gerade bergab mit dem Wind im Rücken auf einen Damm zu, bremse aber rechtzeitig, weil ich schon die ersten Tropfen spüre. Nach dem Damm trifft mich eine Bö, die mich fast in den Straßengraben wirft. Ich steige ab und schiebe das Rad die Straßenböschung hinunter. Und schon kommen alle möglichen Gegenstände geflogen, Äste, Kartons, Wellblechplatten ... Ich schlüpfe schnell ins Regenzeug. Alles was ich nicht gut festhalte fliegt davon und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in einem Acker mit hohem Klee. Ich schiebe das Rad durch eine kleine Siedlung. Es gibt kein Lokal, wo ich das Unwetter abwarten könnte. Aber die Sturmböen sind nach einer halben Stunde vorbei. Es bleibt ein kräftiger Westwind. Die Straße führt nach Osten. Ich fahr weiter. Es ist nicht besonders kalt. Mit dem kräftigen Wind im Rücken bin ich bald in Piteå. Erst esse ich in so einem Fastfoodladen zu Mittag. Man kriegt dort wirklich nur Fraß. Ich muss etwas wählerischer sein. Dann such ich eine Bibliothek und kann für 20 Minuten ins Internet. Der Wetterbericht für die nächsten fünf Tage schaut gut aus. Meine Emails kann ich nicht alle erledigen. Ich beantworte eine an den Wiener Opa und eine an Christian. Er hat bei AT&S gekündigt und hat zwei Optionen, eine davon ist Andritz. Die Email von Georg kann ich nicht mehr fertig lesen. Beim Konsum kauf ich ein. Dann kämpfe ich mich gegen den Wind aus Piteå hinaus. Ein Campingplatz am Weg sagt mir nicht recht zu. Bei einer felsigen Anhöhe ist ein schöner ebener Platz. Wasser allerdings nur im Straßengraben. Ich hab noch Wasser und zwei Liter Apfelsaft, ich bleibe. Auf der Suche nach Wasser stoße ich auf die Linne Kålla, eine Quelle, die im 16. Jahrhundert entdeckt und von Linne 1732 untersucht und als Heilquelle eingeschätzt wurde, zumindest versteh ich so die schwedische Beschreibung. Na, was will ich mehr. Ich füll meine Flaschen, stell das Zelt auf, wasche mich im der Linne Kålla und koch mir eine Pasta. Der Himmel ist inzwischen wolkenlos, nur der Wind ist noch immer heftig, hoffentlich lässt er morgen nach oder dreht nach Süden. Sonst wird es eine mühselige Angelegenheit. Ich hab etwas Kopfweh. | |||
Sonntag, 5. Juni | Piteå - Boden | Abend mit Emi | 81 km / 3575 km, 499 m / 28895 m |
In der Früh ist es wolkenlos.Ich pilgere zweimal zur Quelle, Wasser holen und Toilette, frühstücke und packe langsam zusammen. Es ist ziemlich kalt. Um neun fahr ich weg. Die Sonne wärmt schon recht schön aber die Luft empfinde ich als eisig. Ich hab immer Angst vor Verkühlungen. Der Sturm vom Vortag hat seine Spuren hinterlassen. Ein Großzelt ist über die Straße gefallen. Ich komme mit dem Rad gerade dran vorbei. Umgestürzte Bäume. Es geht durch Wald, an Seen vorbei. Mein Track zweigt nach Lulea ab. Ich bleib auf dem Sverige leden nach Boden. Einen Patschen flicke ich problemlos. Die letzten Kilometer nach Boden gehen durch militärisches Sperrgebiet. In Boden suche ich einen Campingplatz. Ich frag einen jungen Mann, offensichtlich Migrant. Er weiß auch keinen. Ich fahr den See entlang zu einem Freizeitgelände. Ich bin schon entschlossen dort zu zelten. Da kommt mir der junge Mann nach. Er heißt Emi und ist aus Marokko. Er lädt mich zu sich ein. Er ist Fußballer, marokkanischer Nationalspieler. Er will bei einem kleinen Club spielen, hat aber keine Arbeit. Ich nehme die Einladung an. Emi spricht französisch und versteht spanisch. So verstehen wir uns einigermaßen. Er redet französisch, ich spanisch. Er wohnt recht schön in einem Wohnhaus mit Ausländern aus allen möglichen Ländern, vornehmlich aus Afrika. Ich lade ihn zum Essen ein. Wir gehen in einen Hamburgerladen. Er verschlingt mit offensichtlichem Heißhunger einen riesigen Hamburger. Dann jammert er recht und rückt damit heraus, dass er nichts mehr zu essen hat. Wir gehen in den Supermarkt und kaufen eine riesige Fassung ein, Lebensmittel des täglichen Bedarfs, kostet 872 Kronen. Dafür hätte ich mir ein Zimmer in einem guten Hotel leisten können. Aber der Zweck wäre nicht so gut gewesen. Wir schleppen die Lebensmittel in Emis Wohnung. Unterwegs treffen wir eine Menge von Emis Bekannten. Die Kommunikation läuft über viele Sprachen, Englisch, Französisch, Arabisch, Spanisch, Schwedisch. In Emis Wohnung stecke ich meine Ladegräte an. Emi wäscht meine Wäsche. Dann legt Emi einen afrikanischen Film in den DVD-Player. Dann hat er noch ein Problem. Er möchte sein Wertkartenhandy aufladen um seine Mutter anzurufen. Dazu braucht er wieder Geld. Ich versuch ihm zu erklären, dass für mich mit den Lebensmitteln meine Bereitschaft ihm zu helfen erschöpft ist. Das versteht er nicht und bettelt weiter. Ich pack meine Sachen zusammen und geh. Er ist gekränkt. Aber ich halte es nicht aus einem Menschen gegenüber zu sitzen, der von mir Hilfe erwartet, die ich ihm nicht zu geben bereit bin. Ich wäre zum Sozialarbeiter völlig ungeeignet. Draußen erleb ich noch einen wunderbaren Sonnenuntergang. Ich stelle mein Zelt im Freizeitgelände auf und leg mich zufrieden auf die Matte. | |||
Montag, 6. Juni | Boden - Polcirceln | Über den Polarkreis | 114 km / 3689 km, 795 m / 29690 m |
Es war die richtige Entscheidung bei Emi abzuhauen. Ich habe gut geschlafen, frühstücke und packe gemütlich. Morgentoilette am See mit Blick auf Boden am anderen Seeufer. Ich möchte im Sportgeschäft und im Konsum einkaufen und eventuell in die Bibliothek. Der Konsum sperrt erst um eine Stunde später als üblich auf, Sportgeschäft und Bibliothek gar nicht. Es ist nämlich schwedischer Nationalfeiertag. Um viertel nach zehn hab ich das überrissen und mache mich auf den Weg. Es weht kräftiger Südwind. Ich entschließe mich daher den Sverige leden zu verlassen und nach Norden Richtung Gällivare zu fahren. Es gibt in diese Richtung einen Ort mit dem vielversprechenden Namen Polcirceln. Die Gegend ist wunderbar einsam und romantisch, die bisher schönste Etappe meiner Reise. Nach Sandträsk wird es Schotterstraße. Auf einmal kommen mir auf offener Straße zwei Rentiere entgegen. 10m vor mir bemerken sie mich und biegen in den Wald ab. Trotz Schotterstraße geht es mit Rückenwind flott dahin. Zwei Jausenpausen. Um halb fünf bin ich in Polcirceln. Gleich nach dem Ort bietet sich ein Zeltplatz bei einem Bach an. Laut Karte könnte ich auf diese Weise ziemlich weit nach Norden fahren. Was mir Sorgen macht, sind die Einkaufsmöglichkeiten. Ich habe auf den letzten 100 km kein Geschäft gesehen. Morgen werd ich im ersten Ort einmal nachfragen. Ich werde Gällivare ansteuern. Ich brauch auch eine Kartusche. Die groß hat ohnehin lang gehalten. Die Pasta gelingt mir wieder gut. Das Wetter schaut etwas trüb aus. | |||
Dienstag, 7. Juni | Polcirceln - Gällivare | Es wird wieder regnerisch, schöner Campingplatz in Gällivare | 83 km / 3772 km, 435 m / 30125 m |
Die Nacht ist warm. Auch die Frühtemperaturen sind schon angenehm. Müsli, packen, Toilette, um dreiviertel neun gehts los. Der Südwind hält an. In Natavara kauf ich in einem ganz urigen Laden ein paar Lebensmittel. Der Inhaber steht vor dem Laden und macht ein Tratscherl mit Freunden und sperrt für mich auf. Ich bin schon in Lappland. Die Leute reden eine ganz eigene Sprache. Nach ein paar km ein Rudel Elche mit groß Hirschen, Kühen und Jungen. Es beginnt immer wieder zu tröpfeln. Anorak an, Anorak aus, schließlich behalt ich ihn an. Gleich am Ortsanfang von Gällivare ist ein Campingplatz. Küche mit Geschirr und gemütlichem Essraum, Dusche mit Sauna, Wäsche waschen und trocknen alles im Nächtigungspreis inbegriffen, toll. Der Platzwart meint, dass es jetzt wärmer wird. Die Wärme kommt aus Russland, sagt er. Ich geh in den Ort. Grad 100m vor der Bibliothek geht ein heftiges Gewitter nieder. In der Bibliothek überspiele ich meine Fotos auf den USB-Stick und erledige meine Post. Der Wetterbericht ist vielversprechend. Immer wärmer und ab übermorgen trocken. Beim ICA kauf ich ein, beim Intersport erstehe ich eine große Gaskartusche. Während es draußen ständig gewittert (hoffentlich hält das Zelt dicht) koche ich mir Erdäpfel mit Gemüse und Spiegeleiern. Und nun ab in die Sauna und ins Bett. | |||
Mittwoch, 8. Juni | Gällivare | Rasttag in Gällivare | |
Das Zelt ist dicht aber alles ist leicht feucht durch den Dauerregen. Trotzdem schlaf ich recht gut. Um halb vier werd ich einmal munter und bin irritiert, weil die Sonne so hoch steht. Vor sieben steh ich auf und geh frühstücken. Der Himmel klart auf. Aber ganz stabil scheint mir das Wetter nicht zu sein. Ich werd einen Ruhetag machen. Um acht besorg ich mir den Schlüssel für den Waschraum. Ich wasche alles bis auf ein Leiberl und eine Unterhose. Es wird alles sehr schön. Dann geh ich einkaufen; eine Karte, einen Windschutz für den Kocher und ein paar Lebensmittel. In der Bibliothek schreib ich ein paar Emails. Der Wetterbericht ist bis Sonntag unverändert gut. Zurück am Zeltplatz koche ich ordentlich auf. Als besonderer Hit erweisen sich eingelegte Fische, ähnlich wie unsere Russen aber viel besser, das übrige wie gestern, Erdäpfel, Gemüse und Spiegeleier. Dann packe ich die Karte aus und rechne die Entfernung zum Nordkap aus. Ich komme auf etwa 700km. Das muss in zwei Wochen zu packen sein. Hoffentlich hält das Wetter. Aber es sind auch einige Campingplätze angegeben. So ganz menschenleer wird die Gegend auch nicht sein. Die Jahreszeit scheint zu passen. Ich mache mir den Fünfuhrtee und freu mich auf die Sauna. In der Sauna treff ich einen nach Deutschland ausgewanderten Burgenländer, wird ein netter Plausch. Inzwischen sind einige Gewitter niedergegangen und im Zelt ist wieder alles von der Luftfeuchtigkeit feucht. Ich brauche einige Zeit zum Einschlafen. | |||
Donnerstag, 9. Juni | Gällivare - Vittangi | Unterstandshütte am See | 120 km / 3892 km, 697 m / 30822 m |
In der Früh ist es zuerst leicht neblig, dann strahlend schön und gleich in der Früh ziemlich warm. Frühstücken, packen, um dreiviertel neun fahr ich los, möchte im Ort noch einkaufen, ist aber noch alles zu. Das Wichtigste hab ich ja. Der Platzwart hat mir gesagt, dass die E45 bis Svappavaara stärker befahren ist. In der ersten halben Stunde treffe ich auf eine Joggerin. Was dichter Verkehr ist, scheinen die Menschen in Lappland auch anders zu sehen als wir. Der Wind ist nicht stark aber hilfreich. In Lappamanto mache ich Mittagspause. In Vittangi kauf ich ein. Die Strecke nach Karesuando geht durch Sümpfe, an Seen vorbei, so wie ich mir den Norden Schwedens vorgestellt habe. Die Wälder werden immer struppiger. Es blüht nichts oder noch nichts. Zehn km nach Vittangi stoße ich auf eine dieser ominösen Unterstandshütten. Sehr schön an einem See gelegen. Genug Platz, die Fenster haben Insektengitter, also Schutz vor den Gelsen. Allerdings sind die Gelsen am See gar nicht so arg. Nur ziemlich warm ist es in der Hütte. Erst wasche ich mich im See, tauche dann ganz ein. Er ist sehr seicht und wärmt sich offensichtlich schnell auf. Dann koch ich fein auf; Spaghetti und die Reste vom Reis mit einer Sauce von Knoblauch, Chili, Paradeismark und Gorgonzola, delikat. Chili erwisch ich ordentlich. Dazu ein Salat mit den köstlichen eingelegten Fischen. Einmal kommt ein Pärchen mit dem Auto angefahren und ist recht enttäuscht als sie mich sehen. Aber sie sind jung und draußen ist es warm. Ich werd nicht die Hütte räumen, damit die zwei ungestört ficken können. Ich muss die Hütte noch ordentlich durchlüften, sonst kann ich nicht schlafen. Hoffentlich kommen keine Gelsen herein. Es ist viertel nach acht und noch angenehm warm. Der See ladet zu einem nochmaligen Eintauchen ein. | |||
Freitag, 10. Juni | Vittangi - Enontekiö | Ein Stück Finnland | 158 km / 4050 km, 699 m / 31521 m |
Ohne Zelt abbauen geht es flott. Um halb acht bin ich auf der Straße. Das Wetter ist strahlend, Rückenwind keiner, es ist angenehm warm. Dennoch bin ich nicht richtig motiviert. Ein Polarfuchs läuft die Straße entlang, eine Art Wiesel rennt weg. Der Wald wird immer struppiger und verkrüppelter. Auf beiden Seiten der Straße viel Sumpf. Ich mach schon nach zehn eine Pause bei einem sehr schönen Rastplatz, auch mit Übernachtungshütte. Dann wird es schwül. Ich kämpfe mich gegen Karesuando. Die Bibliothek dort hat zu. Im Lebensmittelgeschäft bring ich noch schnell ein paar Schwedenkronen an. Bleiben will ich nicht, es ist noch zu früh. Auf der finnischen Seite ist alles ein bisserl abgerissener. Ein Gewitter zieht auf. Das macht die Gegend noch ungastlicher. Bei einem Rastplatz gefällt es mir nicht. Zu viele Gelsen und eine neue Art blutsaugendes Ungeziefer. Trotz des drohenden Gewitters fahre ich weiter. Mein Hintern tut mir immer mehr weh. Es beginnt zu regnen. Ich Palovuoma - ich bin inzwischen waschelnass - ist kein Campingplatz, also weiter nach Enontekiö. Im Wald bei dem vielen Ungeziefer und mit dem schmerzenden Hintern will ich nicht bleiben. Mein rechtes Knie fängt auch an weh zu tun. Es ist ein Jammer. Die Kondition würde für 200km locker reichen aber Haut und Knochen spielen nicht mehr mit. Vor Enontekiö treffe ich zwei beleibte deutsche Radfahrer. Sie kommen vom Nordkap, sind mit dem Flugzeug angereist. Mir geht diese Fragerei, wie viele Kilometer ich am Tag fahre schon auf die Nerven. Der Zeltplatz in Enontekiö ist recht nett, nicht so schön wie in Gällivare, aber der ist eine Ausnahme. Ich hoffe, dass sich Hintern und Knie über Nacht erholen. Und morgen keine Gewaltetappe! | |||
Samstag, 11. Juni | Enontekiö - Kautokeino | Nach Norwegen | 84 km / 4134 km, 563 m / 32084 m |
In der Früh fühl ich mich gar nicht so schlecht. Das Knie spür ich überhaupt nicht. Nach Frühstück und Toilette die bange Probe. Wie reagiert der Hintern auf den Sattel. Freude, ich spüre kaum was. Um halb neun fahr ich weg und die Motivation ist eine ganz andere. Mir gefällt es wieder. Die Luft ist frisch aber es geht mit kurzem Leiberl. Nur das Stirnband empfinde ich angenehm. In Palojärvi kauf ich ein paar Lebensmittel, eiserne Reserve sozusagen. Ich nehm auch einen Kaffee und so eine Art Krapfen. Die Gegend gefällt mir immer besser. Der Wald wird schon eher zum Gesträuch, lauter verkrüppelte Birken. Kaum eine Föhre. Durch die niederen Sträucher sieht man viel weiter. Um halb eins mach ich noch eine Pause. Gegen drei bin ich in Kautokeino, ein überraschend großer Ort. Der Wind wird immer unangenehmer, ich beschließe am Campingplatz zu bleiben. Im Ort hebe ich Geld ab und kaufe noch ein paar Lebensmittel. Vor dem COOP sehe ich zwei Franzosen, die mir schon in Enontekiö aufgefallen sind. Einer ist ein Rollstuhlfahrer. Er betreibt den Rollstuhl über eine Kurbel mit den Armen. Am Campingplatz dusche ich und wasche meine Hose. Ich hab den Eindruck, dass ich durch das viele Chili Probleme mit der Haut kriege. Ich werde etwas einbremsen. Zelt aufstellen, kochen. Diesmal erwisch ich das Chili richtig, gerade spürbar. Während des Essens surft eine Holländerin im Internet. Der Wetterbericht für das Nordkap wird bis Mittwoch ständig besser, Mittwoch am besten, Donnerstag wieder Regen. Das wäre natürlich ideal, aber hetzen darf ich nicht. Wind ist von Ost bis Nordost angesagt, auch nicht hilfreich. Aber immerhin besser als starker Westwind, der einen ins Meer schmeißt. Ich werd sehen. Der Hintern hat ja auch mitzureden. Hoffentlich trocknet die Hose. | |||
Sonntag, 12. Juni | Kautokeino - Alta | An die Nordseeküste | 130 km / 4264 km, 927 m / 33011 m |
Ich werde schon um halb sechs wach. Es ist hochnebelartig bewölkt und saukalt. Ich beschließe trotzdem aufzubrechen. Ich möchte heute nach Alta kommen. Die gewaschene Hose ist trocken. Um halb sieben bin ich unterwegs. Die Temperatur ist für mich grenzwertig. Ich stecke Nylonsackerl über die Füße. Trotzdem friert mich in den Zehen. Aber ich lass es mich nicht verdrießen, trete langsam dahin. Auch so summieren sich die Kilometer. Am Sattel bricht eine Strebe. Zum Glück kann ich sie nachsetzen. Aber der Sattel passt jetzt nicht mehr richtig. Ich brauche dringend einen neuen. Der Himmel klart auf und langsam wird es wärmer. Die Gegend wird auch immer interessanter, wie auf der Alm. Einmal kommt mir sogar vor ich höre Kuhglocken läuten. Es geht etwas bergauf und im Norden tauchen der erste Schnee auf. Auch richtige Berge kommen heraus, herrlich. Nach einem Hochplateau geht es langsam einen Stausee entlang bergab. Zuletzt eine Schlucht und danach gibt es Rückenwind. Der Charakter der Landschaft hat sich völlig geändert. Rauschende Bäche, Granitfelsen, Föhren, zeitweise Fichten, kaum Birken, Trollblumen, Huflattich und Löwenzahn blühen. Das Gras ist üppig. Kaum zu glauben, dass die Gegend auf der gleichen geografischen Breite liegt wie die kahlen Sümpfe und Krüppelbirken auf der finnischen Seite. Ein paar Kilometer vor Alta sind Campingplätze. Ich steuere einen an und frage gleich nach einem Sportgeschäft für einen neuen Sattel. Herbe Enttäuschung, morgen ist Pfingstmontag und die Geschäfte haben zu. Aber in Honningsvåg dürfte es ein Sportgeschäft geben. Hoffentlich hält der alte Sattel noch bis dahin. Lebensmittel bekommt man bei Tankstellen. Ich werd gleich eine suchen. In der Küche mach ich mir wieder Nudeln. Salat gibts nicht mehr. | |||
Montag, 13. Juni | Alta - Nordmannset | An den Porsangenfjord | 141 km / 4405 km, 1397 m / 34408 m |
In der Früh bin ich aufgeregt; Entfernung, Kälte, Hintern, Verfassung, überhaupt. Schließlich lass ich die Dinge an mich herankommen, frühstücke und fahre um neun los. Erste positive Überraschung, es ist nicht kalt. Zweite, ich finde gleich eine Tankstelle und decke mich für den Tag ein. Die Bucht von Alta ist landschaftlich sehr schön. Die Angabe Nordkap 229km nachdem ich schon 17km gefahren bin etwas enttäschend. Nach der Bucht geht es gleich bergauf. Die Gegend ist schön und das Hinauftreten macht warm. Oben auf der Hochfläche wird es zur Gewissheit, es wird eine Fahrt mit Gegenwind. Auf der Hochfläche ist er zum Teil sehr kräftig. Also treten, treten, treten. Die Gegend ist schön, sehr alpin aber doch anders; Hochmoore, breite Bäche, Birken, die bis auf zwei bis drei Meter hinauf glatte Stämme haben. Wahrscheinlich treiben sie aus während die Stämme noch im Schnee sind. Immer wieder Rentiere in allen Größen. Die Temperatur ist frisch aber erträglich. Ich kann die Kleidung gut regulieren sodass ich nicht schweißnass werde. Zwei Jausenpausen, bei der zweiten ist es an der Wand einer Hütte unglaublich warm. Das Treten wird immer mühseliger und es wird auch kälter. Der Gegenwind bleibt mir auch nach Olderfjord, wo es nach Norden geht, treu. Dann kommt ein Tunnel. Er ist drei Kilometer lang. Nur ganz am Anfang kommt mir ein Fahrzeug entgegen. Überhaupt hält sich der Verkehr sehr in Grenzen. Nach dem Tunnel bietet sich bei einem Rastplatz ein Schlafplatz an. Ich schaue, dass ich ins Zelt komme. Es ist empfindlich kalt. Ich koche mir wieder Spaghetti mit Sauce aus Knoblauch, Chili und Gorgonzola, diesmal mit einer halben Zwiebel. Es schmeckt ganz hervorragend. Hoffentlich wird die Nacht erträglich und der morgige Tag ein Erfolg. | |||
Dienstag, 14. Juni | Nordmannset - Skarsvåg-Nordkap | Am Nordkap | 129 km / 4534 km, 1659 m / 36067 m |
Ich schlafe recht gut und obwohl ich nicht trödle ist es neun als ich wegfahre. Erst schaut es aus, als ob der Wind nachgelassen hätte. Leider ein Irrtum, er ist noch stärker und bläst gnadenlos aus NO, dazu noch ziemlich kalt. Der Hintern tut mir auch sehr weh, also kein Vergnügen. Einen Radler aus dem Schwarzwald treff ich. Er kommt vom Nordkap. Auch er schildert mir den Nordkaptunnel brutal. Er ist sehr nett und der erste Deutsche, der mich nicht fragt, wie viele Kilometer ich am Tag fahre. Er ist über Finnland angereist und will über Schweden zurückfahren. Ich empfehle ihm den Sverige leden. Langsam trete bis zum Tunnel. Es ist gar nicht so schlimm. Hinunter lass ich es laufen und hinauf schieb ich den steileren Teil. Fahren könnte ich auf dem schmalen Streifen neben der Fahrbahn nicht. Dann wird es abwechslungsreicher. Schöne Seen und Fjorde, kleine Fischerdörfer, Honningsvåg schaut von weitem auch gut aus, entpuppt sich aus der Nähe aber als einer dieser schrecklichen Fremdenverkehrsorte wie Chamonix oder Cortina, fast noch schlimmer. Ich erstehe einen Sattel. Viel Auswahl gibt es nicht. Dann kauf ich Lebensmittel und schau, dass ich weiterkomme. Ein Stück außerhalb des Ortes montier ich den neuen Sattel. Er ist ungewohnt und drückt. Außerdem hab ich mir mit dem gebrochenen alten Sattel eine Druckstelle an der linken Backe zugezogen, die schmerzt auch. Es geht nun bergauf. Die Steigungen gefallen mir. Die Landschaft ist wunderschön. Oben weht ein fürchterlicher Wind. Hinunter nach Skarsvåg fahre ich mit einem niederen Gang tretend. Ich gebe den Gedanken wild zu zelten auf und steuere den Campingplatz an. Aber allein das Zelt aufzustellen erscheint mir bei dem Wind aussichtslos. Ich frage nach einem festen Quartier. Es kostet schlanke 350 Kronen. Ich packe um und trete die Hügel Richtung Nordkap hinauf. Kaum bin ich um die Ecke ist der Wind weg und schöne Gegend, wo sich gut zelten ließe. Aber was solls. Es ist angenehm zu wissen, dass ich beim Zurückkommen in ein warmes Zimmer schlüpfen kann. Mit leichtem Gepäck geht es recht locker hinauf. Oben ein futuristisches Erlebnis wie in der Piefke Saga vierter Teil. Unglaublich hässliche Gebäude, ein Riesenparkplatz mit Wohnmobilen und Bussen und der Hammer, sie wollen 235 Kronen "Nordkapeintritt". Ich will es nicht glauben und fahr zur Kassa. Es ist wirklich so. Empört mache ich kehrt und lege außer Sichtweite der Kassa mein Fahrrad in eine Mulde. Dann pirsche ich mich in einem Bogen zu den Klippen. Oben schert sich kein Schwein. Ich geh zum Nordkapsymbol, mache die Pflichtfotos und verlasse die Stätte fluchtartig. Beim Zurückfahren kommen mir eine Menge Busse entgegen - furchtbar. Im Quartier will ich duschen. Ich bräuchte zehn Kronen, die hab ich nicht, also kalte Hygiene. Um die Mitternachtssonne nicht zu verpassen, verschiebe ich das Warmduschen auf später und mach mich auf den Weg nach einem günstigen Aussichtspunkt. Es wird eine schöne Wanderung in den Klippen, meist auf Rentierspuren. Ich hab mir vorgestellt, dass die Sonne fast bis an den Horizont hinunter sinkt. Ich bin ziemlich überrascht, wie hoch sie um Mitternacht noch steht. Die Wanderung wird so ausgedehnt, dass ich erst um zwei Uhr im Quartier ankomme. Mein Körper ist schon so müde, dass die Knie manchmal einknicken, aber im Kopf bin ich hell wach. Im Quartier ess ich mit Genuss Müsli und dusche warm. Jetzt ist es halb vier und höchste Zeit ein paar Stunden zu schlafen. | |||
Mittwoch, 15. Juni | Skarsvåg - tre Svartvik | Die Heimreise beginnt | 90 km / 4624 km, 717 m / 36784 m |
Ich bin etwas überdreht und schlafe schlecht. Um acht steh ich auf. Ich fühl mich nicht besonders. Ein Blick in den Spiegel zeigt nichts Besorgniserregendes. Ich mache Pläne, wo und wann ich regenerieren werde. Vorerst frühstücke und packe ich langsam. Um halb elf fahr ich weg und bin überrascht, wie problemlos meine Beine die Steigungen hinauf treten. Ich genieße die Fahrt immer mehr. Es ist ein schönes Gefühl, in die Gegend zu schauen und zu fotografieren, wenn das (Teil)Ziel erreicht ist. In Honningsvåg geh ich zur Touristeninformation. Der Wetterbericht ist gar nicht so schlecht. Nur für Donnerstag etwas Regen, am Freitag schon wieder trocken und wenig Wind. Ins Internet kann ich auch. Ich erledige meine Post. Christian hat bei Andritz unterschrieben, das Kind kommt im Dezember. Im Sportgeschäft kaufe ich Elektrolyte. Ich kauf Karten und Marken, geh auf einen Kaffee und eine Torte und schreib Karten an Ehrhardt und Christine. Von Michi weiß ich die Adresse nicht. Dann kauf ich ein paar Lebensmittel und breche nach Süden auf. Der Wind ist kräftig und bis auf einige nervende Stücke immer im Rücken. Im Tunnel lass ich es hinunter laufen. Dabei überholt mich ein Laster und schmeißt mich fast um. Hinauf schieb ich wieder auf dem Gehsteig. Mit Rückenwind geht es flott weiter. Einmal springen vor mir ein paar Rentiere über die Leitplanke, ich kann gerade noch bremsen. Um sieben bin ich bei einer halbverfallenen Hütte, die mir auf der Hinfahrt schon aufgefallen ist. Nicht gerade gemütlich, aber besser als das Zelt aufstellen. Und zum Campingplatz nach Olderfjord ist es mir doch zu weit. Nicht in der Früh an regenerieren denken und dann 130km fahren! Der Hintern tut auch wenig weh. So soll es bleiben. Ich richte mich häuslich ein, koche meine Spaghetti und bin zufrieden. Hoffentlich hält das Wetter morgen noch bis Olderfjord und dann einen Tag relaxen. | |||
Donnerstag, 16. Juni | tre Svartvik - Oldernes | Die Motivation lässt nach | 60 km / 4684 km, 600 m / 37384 m |
Ich schlafe ganz gut in der verfallenen Hütte. Die Nacht am Nordkap hat mein Frühaufstehen etwas gebremst. Um zehn bin ich unterwegs, der Rückenwind hält an. Ich bin bald in Olderfjord und noch nicht müde. Beim Anstieg zum Paß nach Skaidi kommt gerade die Sonne heraus. Ich hänge die nassen Sachen auf, jausne und leg mich auf ein Stündchen in die Sonne. Von Skaidi sind es noch ein paar Kilometer zum Campingplatz in Oldernes, recht ruhig und einfach aber mit 150 Kronen plus 10 Kronen duschen nicht gerade billig. Ich wasche mein Radgewand und hoffe, dass es trocknet. Dann gibt es Reis mit Resten. Mit den Lebensmitteln bin ich ziemlich am Ende. Die Karte bringt mich auf die Idee nach Hammerfest zu fahren und dann mit dem Schiff nach Süden. Ich verwerf die Idee aber. Ich könnte dann gleich mit dem Schiff nach Bergen fahren. | |||
Freitag, 17. Juni | Oldernes - Kåfjord | Es geht an die schöne norwegische Nordseeküste | 103 km / 4787 km, 1061 m / 38445 m |
Ein paar mal muss ich bei Nacht raus. Die Anstrengungen der letzten Tage wirken doch nach. Beim Frühstück schenkt mir ein netter Hamburger Kaffee. Es wird eine nette Plauderei mit ihm und seiner Frau. Es ist angenehm, Gegenstand von Anerkennung und Bewunderung zu sein. Ich bin wieder motiviert. Die Temperaturen sind erträglich, langsam klart es auf und es wird ein strahlend schöner Tag. Der Rückenwind bleibt treu und stark. Angenehm locker fahr ich über das Plateau, wo ich mich bei der Hinfahrt so geschunden habe. Der Hintern ist das größte Problem. Weiß noch nicht, wie ich das lösen kann. In Alta kauf ich ordentlich Lebensmittel ein. Ein Sportgeschäft und die Touristeninformation find ich nicht, such aber auch nicht besonders. Nachdem ich die Bucht von Alta hinter mir habe, beginne ich nach einem Schlafplatz zu suchen. Nach Kåfjord werde ich fündig. Ein wunderschöner Platz am See, leider viele Gelsen. Die Straßennähe wird kaum stören. Ich bin lang genug gefahren. | |||
Samstag, 18. Juni | Kåfjord - Badderen | Camping bei den Fischern | 110 km / 4897 km, 1228 m / 39673 m |
In der Nacht wache ich auf. Über dem See liegt leichter Nebel, darüber die tiefstehende Sonne. Ich mache ein paar Fotos. Dann bin ich schon um fünf auf, kann nicht mehr schlafen. Um sieben gehts schon los. Und dann die große Ernüchterung. Es geht ungemein zäh. Jeder Tritt ist mühselig. Dann noch Gegenwind. Am Langfjorden kommt mit dem Rückenwind auch die Motivation. Bei einem malerischen Rastplatz mache ich Jausenpause. Zwei Radler, ein Finne und ein Holländer kommen daher, sind auf dem Weg zum Nordkap. Der Holländer ist im Vorjahr meine Rückreiseroute gefahren und gibt mir wertvolle Tips. Alle Fähren verkehren zumindest täglich. Sie sind auch über das Wetter begeistert. Sie waren schon oft in Norwegen und hatten noch nie so schönes Wetter. Es war ein netter Plausch, ich bin wieder gut drauf. In Burfjord kauf ich ein und mache eine längere Pause. Man kann wirklich in der Sonne liegen. Anschließend geht es tüchtig bergauf; auch gut, ich stehe öfter auf, das schont den Hintern. Den Campingplatz in Badderen nehm ich nicht, möchte sparen. Aber ein paar Kilometer drauf kommt ein ganz uriger Platz. Sehr familiär und einfach, kostet 50 Kronen, hat Dusche und Clo und liegt sehr schön. Er wird hauptsächlich von Fischern bevölkert. Nachbarn geben mir ein schönes Stück frisch gefangenen und frisch gebratenen Fisch, köstlich. Ich mach mir wieder Gemüse mit Reis, diesmal mit etwas Wurst. Man kann nach acht noch ohne Pullover im Freien liegen, es ist wolkenlos. Der Fjord geht nach Norden, also wieder Mitternachtssonne. | |||
Sonntag, 19. Juni | Badderen - Lyngseidet | Erste Fähre über den Fjord | 118 km / 5015 km, 1515 m / 41188 m |
Mein Zustand macht mir Sorgen. Ich muss bei Nacht fünfmal raus und bin um die Augen verschwollen. Aber bis Tromsø muss ich durchhalten. Ich frühstücke, plaudere mit den freudlichen Nachbarn, schenke ihnen meinen Zucker. Ich hab das Gefühl, er tut mir nicht gut. Sie schenken mir dafür etwas Honig. Dann nehm ich die Steigung nach Gildertun in Angriff. Es geht gar nicht so schlecht. Oben raste ich und jausne. Die Gegend ist beeindruckend. Unten im Flachen sind meine Beine schwer. In Tretten raste ich noch einmal und nehm ordentlich Elektrolyte zu mir. Und siehe da, es geht wieder blendend. Die Berge um den Lyngenfjord sind imposant. 1500m und vergletschert. Man könnte noch Schitouren gehen. Als ich nach Olderdalen komme, tuckert gerade die Fähre heran. Auf der Karte ist auch auf der anderen Seite ein Campingplatz eingezeichnet, also gleich hinüber. Der Himmel bewölkt sich etwas. Auf der anderen Seite, in Lyngseidet ist kein Campingplatz. Ich fahre noch ein schönes Stück. In der Nähe eines Schotterwerkes ist ein ebener Platz. Ein Wohnmobil steht schon dort, sind Münchner. Ein Bach ist auch in der Nähe. Ich stelle mein Zelt auf. Als ich zum Bach geh, beginnt es zu tröpfeln, zum Glück wenig, ich hab meine Sachen herumliegen. Da es immer wieder tröpfelt, koche ich im Zelt. Geht ganz gut. Hoffentlich bleibt es morgen bis Tromsø noch einigermaßen trocken. | |||
Montag, 20. Juni | Lyngseidet - Tromsø | Zeltplatz bei den Gelsen | 61 km / 5076 km, 504 m / 41692 m |
Der Regen bleibt harmlos, ich schlafe gut und in der Früh ist das Zelt trocken. Um zehn fahr ich weg und bin schon vor elf an der Fähre in Svensby. Sie fährt mir vor der Nase davon. Aber schon um viertel nach elf fährt die nächste. Bis Fagernes habe ich Rückenwind. Dann geht es auf die E8; viel Verkehr und von Sandvik nach Tromsø heftiger Gegenwind. Aber es ist nicht so weit. Um zwei bin ich am Zeltplatz. Der Platz für die Zelte ist in einem Waldstück mit unglaublich vielen Gelsen. Sonst ist der Platz ganz gut, viele Leute, daher auch recht unterhaltsam. Ich stell das Zelt auf, dusche und fahr ins Einkaufszentrum. Ich kauf Kettenöl, Vaseline, Medikamente gegen den Kälteriss in meinem Daumen und eine große Tasche Lebensmittel. Zurück am Zeltplatz beginne ich zu kochen. In der Küche ist viel Betrieb. Mit zwei jungen Berlinern wird es eine lange und nette Plauderei. Wir trinken Löskaffee, den ich mir diesmal gekauft habe, dazu Kekse und erzählen Reiseabenteuer. Es ist schon nach zehn als ich ins Zelt komme und vor den Myriaden von Gelsen flüchte. Ein schöner Nachmittag/Abend. Dann noch ein Anruf von Christine, auch wohltuend. | |||
Dienstag, 21. Juni | Tromsø | Ruhetag in Tromsø | |
Bei Nacht werd ich ein paar mal wach, schlaf dann aber bis nach acht. Frühstück in der Küche. Dann geh ich mit Jan und Lars, den beiden Berlinern in die Stadt. Im Radgeschäft finde ich keinen Sattel, der mir zusagt. Radständer erscheinen mir zu schwer. Die Bibliothek ist ein beeindruckender Bau. Ich kann dort meine Emails erledigen. USB-Anschluss gibt es keinen, also kann ich die Fotos nicht sichern. Ich kauf ein paar Kleinigkeiten beim COOP und geh zum Campingplatz zurück. Ich hab schon einen mords Hunger, ein gutes Zeichen. Es schmeckt mir auch ausgezeichnet. Der Riss im Finger hat sich deutlich gebessert und tut nicht mehr weh. Dafür scheint am Hintern ein Wimmerl entstanden zu sein. Ich behandle es gleich mit der gleichen Salbe. Kann ja nicht schaden. Morgen werde ich Wäsche waschen und noch einen Tag relaxen. Hoffentlich hört der Regen auf. Von Tromsø hab ich schon genug. Vielleicht, dass ich das Planetarium noch anschaue. | |||
Mittwoch, 22. Juni | Tromsø | Arctic Beer mit Jan, Lars und Steven | |
Wie das Wetter doch die Stimmung macht! Gestern bei dem Regen, dem Wind und der Kälte konnte mir der ganze Norden gestohlen bleiben. Der Zeltplatz mit dem Dreck und den Gelsen eine Frechheit, Tromsø uninteressant. Heute ist es warm und trocken, der Norden schön und angenehm kühl, der Zeltplatz ganz gemütlich und die Gelsen nicht so schlimm. Man muss sich in dem Wald ja nicht aufhalten. Ich frühstücke und reserviere mir den Waschraum. Leider vergesse ich Seife und Seifenschale in der Dusche. Wie ich wiederkomme sind sie weg. Ich schmiere die Radkette und mache etwas Gymnastik. Es geht alles recht leicht. Mein Bewegungsapparat scheint nicht zu leiden. Die verschwollenen Augen glätten sich auch schon. Es war gut, den heutigen Tag noch zu rasten. In der Früh hatte ich den Zeltplatz und Tromsø schon sehr satt. Jetzt ist alles sauber gewaschen bis auf die Fliesjacke. Die riecht schon ordentlich nach Knoblauch. Aber mich stört das nicht. Die Wäsche ist fertig und ich fahr in die Stadt. Ich schau mir die neue Kirche vor der Brücke an. Eigentlich müsste man auch hier Eintritt bezahlen, aber ich schwimme mit einer Touristengruppe mit. Dann fahr ich in die Bibliothek und frage nach einem PC mit USB. Und wirklich, sie haben welche. Ich kann meine Fotos sichern. Beim Versuch, mir selber eine Email mit ein paar schönen Fotos zu schicken scheitere ich am überfüllten Speicher meines Accounts. Ich schau zur Touristeninformation wegen der Fährverbindungen. Hauptsächlich bekomme ich Werbematerial. Aber immerhin für die nächsten zwei Fähren auch die Abfahrtszeiten. Anschließend zur Polaria; Menschenschlangen, Eintritt. Ich dreh eine Runde im Souvenirshop, ist wie überall. Zurück zur Bibliothek und noch einmal den PC mit USB reserviert. Diesmal klappt es. Ich schreib eine Email an Christine und schick die Fotos mit. Schnell noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft und heim, es regnet schon und der Hunger ist groß. Ich ess wieder einen Salat und Erdäpfel mit Eiern, danach Kaffee und Kekse. Dann geselle ich mich zu Jan und Lars. Sie sitzen mit Steven einem Engländer beim Bier und laden auch mich ein. Es wird sehr gesellig. Hoffentlich regnet es nicht zu viel. Die herrlich getrocknete Wäsche ist ohnehin schon wieder zäh. Beim Schlafengehen treffe ich einen Pensionisten aus Hannover, der unterwegs zum Nordkap ist. | |||
Donnerstag, 23. Juni | Tromsø - Senjahopen | Regen und Gegenwind | 100 km / 5176 km, 1003 m / 42695 m |
Es regnet reichlich in der Nacht, hört aber in der Früh auf. Beim Zähneputzen treffe ich wieder den Pensionisten aus Hannover. Er trifft seine Frau in Honningsvåg und dann fahren sie gemeinsam mit dem Postschiff zurück, auch schön. Eine Engländerin, der er das erzählt jauchzt ganz begeistert "How romantic, I love it!". Die feuchten Sachen einpacken dauert. Um viertel nach zehn komme ich weg. Kalt, bewölkt, ordentlicher Gegenwind. Dann beginnt es noch zu regnen. Es ist frustrierend. Im Windschatten einer Hütte mache ich Pause. Dann hört der Regen auf. Es kommt eine kleine Steigung, interessante Gegend und schon schaut alles viel freundlicher aus. In Brensholm hab ich einige Zeit bis die Fähre kommt. Ich zieh mich um und mach mir einen Kaffee. Bei der Abfahrt ist die Engländerin aus Tromsø auch da. Sie heißt Laura und organisiert Radrennen auf der ganzen Welt. Klingt recht abenteuerlich. Es wird eine so nette Plauderei, dass wir gar nicht merken, dass die Fähre schon angelegt hat und das Personal uns hinausstampert. Sie gibt mir Tips für Schottland und ihre Emailadresse, falls ich wirklich nach UK komme. Mit neuem Elan steig ich wieder aufs Rad, zieh mich nach ein paar Kilometern um und fahr noch ein schönes Stück Richtung Gryllefjord. Zum Schlafen bietet sich nichts Rechtes an. Vor einem Tunnelportal steht eine Bauhütte. Dort ist es einigermaßen eben. Ich richte mich ein und koche. Draußen beginnt Lärm von Baumaschinen. Um halb elf kommt noch ein Arbeiter und nimmt den Bagger in Betrieb. Ich fürchte schon, dass sie am Tunnelportal was machen. Aber sie holen nur den Bagger. | |||
Freitag, 24. Juni | Senjahopen - Andenes | Nur keine Hast | 67 km / 5243 km, 961 m / 43656 m |
Bei Nacht ist es mir zu warm. Entweder bin ich an die Kälte schon gewöhnt oder ich brüte eine Verkühlung aus. In dem sumpfigen Gelände ist alles ungemütlich. Ich schau, dass ich wegkomme. Um viertel nach neun nehm ich den ersten Tunnel in Agriff. Nach dem Tunnel kommen am Ende des Fjords die schönsten Zeltplätze auf trockenem Sand. Wieder Gegenwind, einige ordentliche Steigungen und Tunnel. Bei einem See mache ich ausgiebig Rast, zieh mich um, häng die nassen Sachen auf und leg mich auf die Matte. Dicke Bremsen stören die Ruhe. Ich muss sogar die Füße mit dem Handtuch abdecken. Jausnen, Toilette, die Zeit vergeht. Mir dämmert, dass es für die Fähre knapp werden könnte. Der Gegenwind ist auch stärker geworden. Ich trete recht kräftig und es geht sich locker aus. In der Fähre zieh ich mich um, setz mich in die Cafeteria und verschlaf die ganze Überfahrt. In Andenes kauf ich ein und fahr aus dem Ort heraus um meine Sachen zu trocknen und mich umzuziehen. Da lacht mich am Ortsende ein ganz schöner Campingplatz an. Schöne Wiese, offenes Gelände, Bucht nach Norden, gemütliche Küche. Ich lass mich nieder, dusche, koche und fühl mich wohl. Am Abend kommt Laura daher. Wir plaudern noch eine Weile. | |||
Samstag, 25. Juni | Andenes - Sortland | Ein Tag mit Laura | 108 km / 5351 km, 736 m / 44392 m |
Ich schlaf nicht gut. Es ist kühl und ich schwitze trotzdem. Dann zieh ich was an. Es ist besser und ich schlaf bis viertel nach neun. Frühstück, packen. Ich such Laura für ein Foto. Aber sie ist schon weg. Ich geh es bewusst gemütlich an. Es geht ganz gut und es beginnt mir wieder zu gefallen. Die Sümpfe und das Ebene sind auch sehr reizvoll. In Nordmela geh ich ins Geschäft und wer sitzt dort bei einem Kaffee, Laura. Ich nehm auch einen Kaffee und so eine Art Palatschinke, sehr gut. Ich mach noch ein Foto von Laura, wir verabschieden uns. Nach ein paar hundert Metern muss ich was ausziehen. Laura kommt wieder daher. Ich mache ein Foto von ihr am Rad. Dann machen wir eines von uns beiden. Ich fahr weiter, sie muss pinkeln. Bald muss ich wieder was anziehen und merk, dass ich an einer Tasche den Riemen verloren habe. Also zurück. Bald kommt Laura daher mit dem Riemen. Ab jetzt fahren wir gemeinsam. Es ist sehr schön. Die schöne Gegend mit der jungen fröhlichen Frau. Vor Risøyhamn biegt Laura nach Norden ab. Sie will noch nach Åse fahren und dann mit der Fähre zurück nach Tromsø, schade, sie hat nur drei Tage Urlaub genommen für einen Ausflug nach Norwegen. Ich trete weiter nach Süden. Nach Buksnes jausne ich. Unmengen von stechenden Mücken machen die Rast zur Qual. Ich versuch es mit Feuer mit teilweisem Erfolg. Dann rolle ich weiter nach Sortland. Der Campingplatz ist nicht besonders aber bei dem Wetter, der Kälte und dem Ungeziefer ein Muss. Zeltnachbarn geben mir ein Mittel gegen die Mücken. Wirkt hervorragend, muss mir bei Gelegenheit eins kaufen. In der Küche treffe ich Linzer, die ich in Andenes schon gesehen habe. Sie laden mich auf ein Glas Wein ein. Nach dem Abendessen geh ich zu ihnen. Wird ein sehr netter Abend, tut richtig gut. | |||
Sonntag, 26. Juni | Sortland - Sildpollen | Regen und Bodenbrüter | 77 km / 5428 km, 534 m / 44926 m |
Ich schlaf wieder bis nach neun. Die Wäsche im Waschraum ist getrocknet. Schon in der Früh nieselt es. Aber es fängt nicht wirklich zu regnen an. Einen kurzen Guss warte ich in einer Bushaltestelle ab. Der Wind ist schwach. Die Haselbrücke ist imposant. In Stokmarknes trink ich einen Kaffee und ess ein Baguette mit Hühnerfleisch, recht gut und ausgiebig. In Melbu hab ich eine gute Stunde bis zur Abfahrt der Fähre, zieh mich um und esse was. Christine möchte anrufen. Sie tut es kurz bevor die Fähre in Fiskebø anlegt. Entsprechend kurz fällt das Gespräch aus. Während der Überfahrt hat es zu regnen angefangen. In einer Bushaltestelle zieh ich mich um. Der Regen hat wieder aufgehört. Langsam kommen die Berge der Lofoten aus den Wolken. Bodenbrüter versuchen mich immer wieder von ihrer Brut abzulenken, indem sie vor mir her flattern. Einen versuch ich zu fotografieren. Es will mir nicht recht warm werden und das Fahren wird unangenehm. Das Gelände schaut sumpfig und wenig einladend aus. So steuere ich den Campingplatz in Sildpollen an, handle eine kleine Ermäßigung heraus. Der Platz ist nett, eben und gemäht, wenig Gelsen, die Küche eingerichtet und sehr gemütlich. Ich dusche und stelle das Zelt auf. Die Sauna würde 150 Kronen kosten. Das ist mir zu viel. Ich koch mir wieder eine Pasta aus Lauras Geschenk. Morgen muss ich wieder einkaufen. Bis Moskenes werden es noch zwei Tage werden. Nur nicht hudeln! Christine hat noch einmal angerufen. Ich rufe zurück und wir plaudern eine Weile. Ich bin schon zu müde um mich umzuziehen. Eigenartig, wie die Verfassung von Tag zu Tag wechselt. Etwas zu lesen wäre gut. Vielleicht finde ich in einer Buchhandlung ein deutschsprachiges Buch. | |||
Montag, 27. Juni | Sildpollen - Leknes | Kaputter Reifen auf den schönen Lofoten | 82 km / 5510 km, 692 m / 45618 m |
In der Früh bin ich etwas verschleimt, fürchte schon eine Erkältung. Langsam werd ich zum Hypochonder. Es klart vollständig auf und ich komm aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus. Die Gegend ist traumhaft, die Farben ungeheuer. Svolvær liegt ungemein schön, die Stadt selbst ist sehr touristisch. Ich gebe viel Geld aus. Überschuhe, Lebensmittel ... Die Fahrt wird nach Svolvær noch schöner, das Wetter strahlend, angenehm warm, die Gegend traumhaft. Ausgiebige Mittagsrast. Auf der 815 wird auch das Fahren urgemütlich, kaum Verkehr. Nur die Unwucht meines Hinterrades wundert mich. Ich kann keinen Achter feststellen und trotzdem klopft es. Dann ein Patschen und das Rätsel ist gelöst. Ich fahre bereits auf dem Leinen. Ich wechsle den Schlauch und hoffe. Elf Kilometer vor Leknes ist es wieder so weit. Ich schiebe. Ein freundlicher Herr, der bei einem Glas Wein vor seinem Haus sitzt, bedauert ungemein, dass er mich nicht nach Leknes fahren kann. Er hat getrunken. Aber es würde nichts nützen. Das Sportgeschäft hat sicher schon zu. Ich schiebe weiter. Acht Kilometer vor Leknes beginnt ein kleiner Pass. Knapp vor der Passhöhe bietet sich ein Schlafplatz an. Ich stelle das Zelt auf, schmiere mich mit Insektenmittel ein und beginne zu kochen. Bei einer vorhandenen Feuerstelle mache ich ein Feuer gegen das viele Ungeziefer. Es wirkt zuverlässiger als das Insektenmittel aus der Apotheke. Ein paar Autofahrer hupen mich an. Wahrscheinlich fürchten sie, dass ich den Wald anzünde. Nach dem Essen schau ich auf die Passhöhe hinauf. Man sieht von dort nicht aufs Meer, also nichts mit Mitternachtssonne. Ist mir eh lieber. Es ist besser ich schlafe. Ich werde mir den Wecker für sieben richten. Dann müsste ich nach dem Öffnen der Geschäfte in Leknes sein. Für morgen ist Regen angesagt. | |||
Dienstag, 28. Juni | Leknes - Bodø | Lofoten bei Regen | 77 km / 5587 km, 863 m / 46481 m |
Ich schlafe gut, stehe vor sieben auf, nach acht schiebe ich schon Richtung Leknes. Bei Rückenwind auf bester Straße bergab schieben muss man auch einmal erlebt haben. In Leknes ist das Sportgeschäft bald gefunden, Reifen und Schlauch montiert. Inzwischen hat es zu regnen begonnen. Erst nieselt es nur, dann wird es immer stärker. Ich zieh mir meine neuen Regenüberschuhe an und bin begeistert. Angenehm warm und trocken. Überhaupt bin ich mit meiner Regenbekleidung recht zufrieden und die Regenfahrt macht mir gar nichts aus. Ein Tunnel unter einem Fjord hat einen bequemen Radstreifen. Andere Tunnel sind zu umfahren. Ausgiebige Jausenpause an einer Bushaltestelle. In der Gegend von Hamnøy kaufe ich Orangensaft und Süßigkeiten, die ich gleich heißhungrig aufesse. Die Landschaft ist auch bei Regen beeindruckend, der Gegenwind zeitweise stark. Langsam beginnt die Nässe überall durchzukriechen, auch durch die Überschuhe. Aber sie halten trotzdem einigermaßen warm. Auf den letzten Kilometern ziehe ich noch was an und mir ist wieder angenehm warm. In Moskenes steht schon eine lange Schlange am Anlegeplatz. Ich kann gar nicht glauben, dass die Fähre erst um 19:30, also in drei Stunden fährt. Ich zieh mich um und geh zur Touristeninformation. Am Computer kann ich die letzten Fotos sichern und Emails schreiben. Auch einen Track von Trondheim nach Bergen finde ich. Allerdings klappt der Download nicht. Aber ich weiß, dass es den Track gibt und kann ihn woanders herunterladen. Es sind noch einmal über 900km. Das Norwegen zieht sich. Ich werd ja sehen. Hoffentlich regnet es in Bodø nicht. Ich mag die nassen Sachen nicht mehr anziehen. In der Fähre häng ich sie auf. Aber bei der Luftfeuchtigkeit wird nicht viel trocken. In der Fähre fahre ich schwarz. Sie übersehen mich. Das Unternehmen wird es schon verkraften. In Bodø find ich bald den Campingplatz. Schöne gemähte Wiese, keine Gelsen oder Mücken, nur 100 Kronen und Dusche gratis. Ich werd ein oder zwei Tage bleiben. Hunger hab ich noch aber zum Duschen bin ich schon zu müde. | |||
Mittwoch, 29. Juni | Bodø | Fischen mit Ole in Saltstraumen | |
In der Früh zahl ich gleich eine weitere Nacht und besorge Jetons für die Waschmaschine und den Trockner. Dann geh ich ins Einkaufszentrum um ein paar Lebensmittel zu kaufen. Sie haben dort auch Angeln. Am Campingplatz frühstücke ich erst. Dann mach ich Gymnastik. Ich komme mit einem norwegischen Zeltnachbarn ins Gespräch und frag ihn, ob er Erfahrung im Fischen hat. Er hat viel Erfahrung und macht sich erbötig, mit mir die Angel und andere nötige Ausrüstung zu kaufen. Er ist unglaublich nett. Er heißt Ole und ist Zeuge Jehovas. Er nimmt am Wochenende an einem Kongress teil, dann will er mit seiner Frau in die Berge gehen. Wir fahren in seinem Auto zum Einkaufszentrum und besorgen die Angel. Dann fahren wir noch eine Weile herum, um die geeigneten Blinker zu besorgen. Ole kauft auch gleich Gemüse und Bier für das Fischessen ein und lässt nicht zu, dass ich bezahle. Dann fahren wir nach Saltstraumen, einem Platz mit ganz starker Gezeitenströmung. Er zeigt mir, wie man die Angel richtet (Den Knoten zum Fixieren des Blinkers muss ich mir im Internet noch einmal anschauen) und dann kommt der aufregende Moment. Die Angel wird zum ersten Mal ausgeworfen. Und beim zweiten Auswerfen ist bereits ein Fisch dran. Und so geht es weiter. Bei jedem zweiten Auswerfen ein Fisch. Nach vier Fischen hören wir auf. Es ist unglaublich. Ich bin so weg und glücklich. Ich glaub, ich muss jeden Moment aus einem Traum aufwachen. Am Zeltplatz beginnen wir zu kochen. Leider seh ich nicht, wie Ole die Fische herrichtet. Er meint, es ist selbsterklärend. Das Gemüse und die Fische werden einfach gekocht, dazu Zwiebelringe in Butter. Alles hat seinen eigenen unverfälschten Geschmack. Ein Schweizer bewundert unsere Kocherei. Ich trau mich nicht, ihn gleich einzuladen. Aber es bleibt genug für ihn übrig. Anschließend plaudern wir noch eine Weile. Alles ist schön und menschlich warm. Es regnet und es wird wieder eine feuchte Nacht werden. Was solls! Ich werde noch einen Tag dableiben. Am Freitag soll das Wetter besser werden, dann werd ich weiterreisen mit der Angel im Gepäck. | |||
Donnerstag, 30. Juni | Bodø | Ich fische selbständig, russische Suppe | |
Ich wache spät auf. Es regnet. Ich frühstücke in der Küche. Dann ist Ole auf. Ich werde ins Hallenbad gehen. Es ist ganz angenehm dort. Am Heimweg ersteh ich drei Biere für den zu fangenden Fisch und einen Griff für die heißen Töpfe. Zurück am Zeltplatz hat Ole sein Zelt schon abgebaut und zum Trocknen aufgehängt. Das Auto ist weg. Ich geh fischen. erst probier ich es an einer zu seichten Stelle und der Blinker verhängt sich im Seegras. Ich geh zu einer steileren Stelle und hab bald einen gefangen. Dann verheddert sich die Leine. Ich schneide die verhedderte Schlinge heraus und probier, ob die Leine nicht abläuft. Alles scheint in Ordnung. Nach einem besonders gelungenen Wurf sind Leine und Blinker weg. Ich nehm den anderen schwereren Blinker. Es dauert eine Weile. Ich werde immer routinierter. Dann hab ich einen schönen Brocken an der Angel. Er ist schon an Land. Als ich ihn zu mir heben will, bricht die Angel. Ich packe zusammen, einerseits zufrieden mit meinem Fang, andrerseits deprimiert über die Verluste beim ersten selbständigen Fischen. Am Zeltplatz koche ich fein auf. Ich brate die Fische mit Knoblauch und Zwiebeln. So schmecken sie mir noch besser als gekocht. Dann fahr ich mit der gebrochenen Angel zuerst zum Kongresszentrum um Ole zu suchen, dann zum COOP. Sie ersetzen mir die Angel anstandslos. Ich bin wieder happy. Jetzt brauch ich nur mehr neue Blinker. Am Zeltplatz plaudere ich ein wenig mit dem Schweizer. Dann kommen Wiener an, eigentlich in Wien lebende Grazer, dann ein Franzose namens Maxim mit Fahrrad. Die Russen aus Murmansk sind gerade beim Essen. Ich mach ein Foto von ihnen. Die fesche Olga lädt Maxim und mich zum Essen ein. Es wird sehr gesellig, sehr russisch mit einer guten Suppe, Wodka, Tee und netter Konversation über alle Sprachen hinweg. Mit dem Wäschewaschen muss ich warten. Die Russen haben viel zu waschen. Das Wetter hat sich gebessert. Hoffentlich ist es morgen schön. Ich bin wieder bereit weiterzureisen. | |||
Freitag, 1. Juli | Bodø - Saltstraumen | Mein erster Dorsch | 47 km / 5634 km, 454 m / 46935 m |
In der Früh fahr ich gleich ins Kongresszentrum um Ole zu erwischen. Ich find ihn und es wird ein netter Abschied. Olga verabschiedet sich auch mit Kontaktadresse und russischen Zuckerln. Nach dem Kongresszentrum fahr ich nach Bodø und kauf zwei Blinker. Literatur über Fischen find ich nicht und auch sonst nichts zum Lesen. Beim COOP kauf ich noch Obst, Gemüse und eine Kartusche. als ich zusammenpacke, beginnt es zu regnen. Ich komm erst so gegen halb zwei weg. Der Regen macht das Fahren nicht gerade angenehm. In Saltstraumen gibt es einen Campingplatz. Ich schau hin. Sie wollen 175 Kronen. Das ist mir zu teuer. Eine Steigung und dann kommt der nächste Fjord. Das Fahren im Regen freut mich gar nicht. In den Felsen am Ufer gibt es einen schönen ebenen Platz. Ich such Wasser, das ist etwas weit. Zwei Fischer kommen mir entgegen. Scheint ein geeigneter Platz zu sein. Ich stell das Zelt auf und pack die Angel aus. Ich geh auf die andere Seite, weil es dort eine Strömung gibt. Ich hab keinen Erfolg. Dann geh ich dorthin, wo die beiden anderen Fischer sind, natürlich weit genug weg. Wieder kein Glück. Die beiden anderen Fischer ziehen einen Fisch nach dem anderen heraus. Als sie weg sind, geh ich auf ihren Platz und schon beißt ein ganz schöner Kerl an. Zwei Norweger, die daherkommen, sagen mir, dass es ein Dorsch ist. Jetzt kenn ich zumindest eine Art. Ich bin zufrieden und mach mich ans Kochen. Ich muss den Fisch in zwei Tranchen braten, so groß ist er. Das Gemüse dünste ich mit. Es schmeckt vorzüglich. Dazu ist das Wetter schön geworden. Was will ich mehr? Vielleicht komm ich morgen ein Stück weiter. Radfahren soll ich ja auch. | |||
Samstag, 2. Juli | Saltstraumen - Bjæfangen | Kein Glück beim Fischen | 109 km / 5743 km, 1572 m / 48507 m |
Bei Nacht schwitze ich etwas. Das scheint am sumpfigen Untergrund zu liegen. In der Früh ist alles feucht. Das Wetter ist auch nicht so schön wie am Abend. Die Gegend wird hügelig, immer wieder geht es von den Fjorden weg. Zu Mittag möchte ich fischen. Es bietet sich aber keine Gelegenheit. Den Tunnel vor Mevik umfahre ich recht abenteuerlich. Sie haben die Umfahrungsstraße verkommen lassen. Auf der Fähre nach Vassdalsvik plaudere ich mit einer Schwedin, sie ist auch viel mit dem Rad unterwegs, im Vorjahr quer durch die USA. Ich fahr noch ein Stück. Nach 100km hab ich genug. Bei einem Rastplatz mit Skulptur stelle ich das Zelt auf, hole von weit her Wasser und komm dann drauf, dass es unmittelbar neben dem Rastplatz Wasser gibt. Dann steige ich ziemlich weit ans Meer hinunter und mache mich freudig ans Fischen. Es ist entspannend aber sie beißen nicht. Ich wechsle den Platz. Ein schöner Kerl beißt an. Als ich ihn an Land habe, kommt er vom Haken. Dann bleibt mir ein Blinker in den Felsen hängen. Ich verwende den schwereren Blinker. Gleich beißt einer an. Als ich ihn herausziehen will, reißt die Leine und der Fisch samt Blinker ist weg. Ich probier noch eine Weile, es beißt keiner mehr. Also diesmal kein Petri Heil. Nach zwölf komm ich in den Schlafsack. Die Lebensmittel werden knapp. Zu sehr darf ich mich nicht aufs Fischen verlassen. | |||
Sonntag, 3. Juli | Bjæfangen - Venes | Auf der Schafalm | 109 km / 5852 km, 1248 m / 49755 m |
In der Früh scheint die Sonne warm aufs Zelt. Obwohl ich noch müde von der nächtlichen Fischerei bin steh ich um halb sieben auf. Die Sachen sind schön trocken. Um viertel nach acht bin ich an der Fähre in Ågskaret. Um die Fähre in Jektvik zu erwischen, muss ich die 28km in eineinhalb Stunden packen. der Wind ist günstig. Es geht sich locker aus. Nach der Fähre plaudere ich eine Weile mit einem Deutschen. Nach ein paar Kilometern schaut das Ufer einladend zum Fischen aus. Aufgeregt packe ich die Angel aus. Als ich so richtig mit Freude dabei bin, verhängt sich der Blinker im felsigen Untergrund. Es war der letzte. Wieder eine neue Erfahrung. Enttäuscht mache ich meinem Ärger an der Pedale Luft. Der Stigfjorden zieht sich. Hinein unangenehme Tunnel, heraus eine Steigung auf über 300m. Vor der Passhöhe stelle ich mein Zelt auf einer Schafalm bei einem kleinen See auf. Ich koche einen großen Topf Reis, eine Sauce aus Zwiebel, Knoblauch und Paradeismark. Erdäpfel hätt ich ja auch noch. Haferflocken fürs Frühstück hab ich auch noch und zum Süßen nehm ich die russischen Zuckerl von der schönen Olga. Christine möchte plaudern. Sie ist mit dem Carli im Park. Heute werd ich wahrscheinlich gut schlafen. | |||
Montag, 4. Juli | Venes - Andalsvågen | Neue Angel und sie beißen | 108 km / 5960 km, 788 m / 50543 m |
Bei Nacht weht kräftiger Wind. Alles ist trocken. Es ist ziemlich warm. Schon beim Anstieg zum Pass muss ich den Anorak ausziehen. In Nesna geht sich noch ein Einkauf aus. Dann trete ich recht gespannt nach Sandnesjøen. Die Brücke über den Fjord ist beeindruckend. Im Sportgeschäft erstehe ich für etwas über 600 Kronen eine stabile Angel und neue Blinker. Die leichte Angel heimzuschicken erweist sich als zu umständlich. So schicke ich nur die überflüssigen Karten heim. Das Einkaufszentrum finde ich nicht. So kauf ich nur ein paar Kleinigkeiten beim COOP im Zentrum. Ich warte nun gierig auf eine Stelle um meine neue Angel auszuprobieren. Es will keine kommen. In Tjøtta geht es sich genau für die Fähre aus. Auch auf der Strecke nach Forvik wollen keine geegneten Stellen zum Angeln kommen. Alles ist flach und seicht. Endlich, knapp vor Andalsvågen (ich trage mich schon mit dem Gedanken auch die nächste Fähre zu nehmen) kommt Steilküste und ein annehmbarer Schlafplatz. Die Mücken sind eine Plage. Ich stelle schnell das Zelt auf, hole Wasser und geh mit der Angel zur Küste. Delphine springen, da werden wohl auch Fisch sein. Ich baue die Angel zusammen und werf zum ersten Mal aus. Eine Wucht! Der Blinker fliegt ab wie ein Geschoß. Und beim zweiten Wurf ist schon eine große Makrele dran. Ein Gedicht sie an Land zu hieven. Alles ist so stark und stabil. Ich mache mich ans Kochen. Die Makrele riecht stärker nach Fisch und hat auch mehr Gräten, schmeckt aber vorzüglich. Das ist schon was anderes als mit Paradeissauce in der Dose. Abwasch. Alles riecht nach Fisch. Es wird Zeit für einen Campingplatz. Ich bin müde. | |||
Dienstag, 5. Juli | Andalsvågen - Skogmø | Kurze Fahrt mit Adi | 22 km / 5982 km, 167 m / 50710 m |
Gegen Früh beginnt es zu regnen. Frühstück im Zelt, wäre wegen der Mücken auch gar nicht ander möglich. Bei der Morgentoilette entdecke ich eine Tafel, auf der steht, dass das Wasser, das ich als Trinkwasser, zum Geschirrabwaschen und zum Zähneputzen genommen habe, verseucht ist. Mir ist das Wasser gleich so kloakenartig vorgekommen. Jetzt werd ich in den nächsten Tagen bei jeder Unpässlichkeit fürchten, dass ich mich infiziert habe. Ich zieh gar nicht das Radgewand an und fahr zur Fähre. Ich erwisch den Zeitpunkt recht gut. An der Fähre treffe ich einen Radfahrer, den Adi Siebenhofer aus Murau. Wird eine nette Plauderei. In Horn muss ich mich erst umziehen. Nach der Abzweigung nach Brønøysund treff ich den Adi wieder. Ich fahr eine Weile in seinem Windschatten. Es regnet beständig. In Skogmø lacht mich ein Campingplatz an. Zum Fischen ist dort zwar nichts und der nächste Platz ist zu weit weg. Aber die Entscheidung war trotzdem gut. Netter Platz, gut eingerichtet, netter alter Platzwart. Und der Regen hört nicht auf. Ich dusche, stelle das Zelt auf und breite meine nassen Sachen auf der Veranda zum Lüften und Trocknen aus. Ich leg mich hin. Als Einschlafhilfe les ich "What does the Bible really tell?", ein Buch der Zeugen Jehovas, das ich aus Bodø mitgenommen habe. Ich schlaf immer wieder ein. Am Abend koch ich mir einen großen Topf Reis. Bei Nacht muss ich oft aufstehen. | |||
Mittwoch, 6. Juli | Skogmø - Grawik | Es geht nach Süden | 86 km / 6068 km, 940 m / 51650 m |
In der Früh ist es immer noch feucht und wolkig. Ich packe gemütlich zusammen und trete so dahin. Ich freu mich schon auf den Mittagshunger und spähe nach Plätzen zum Fischen. In Berg kauf ich ein. Anschließend kommt ein ganz schönes Stück über romantische Schotterstraßen. Hatte ich in Norwegen noch nicht. Das Wetter wird zunehmend besser. In Vennesund komm ich genau zurecht zur Fähre. Nach Holm ein wunderschöner Platz für die Mittagsrast. Wiese am Meer, Bach und felsige Küste zum Fischen. Die Fische schnappen zwar, aber entweder erwischen sie den Köder gar nicht oder kommen wieder los. Einen Blinker verlier ich. Der Knoten ist aufgegangen, einer verhängt sich im felsigen Untergrund, weil ich wider besseres Wissen im zu seichten Wasser auswerfe. Ich brobier es mit dem kleinen Stingsilda. Ein kleiner beißt an. Dann nichts mehr. Ich bereite den kleinen Fisch zu. Er schmeckt vorzüglich, nach mehr. Ich probier es noch einmal und hab gleich einen kleinen Dorsch an der Angel. Ich koch den auch noch, und pack zusammen. Als ich weiter fahre, ist es halb fünf. Ich nehme mir vor, 80km zu fahren. Es wird recht hügelig, die Gegend immer ländlicher, viel Viehwirtschaft. Auf den Bergen kaum mehr Schnee. Ich komme doch nach Süden voran. Nach Grawik bietet sich ein schöner Platz am See. Leider wieder viele Mücken. Ich häng meine Wäsche in die Sonne und auch das Kochen mach ich am sonnigen Seeufer. Dort gibt es auch kaum Mücken. | |||
Donnerstag, 7. Juli | Grawik - Brekksillan | Spazierfahrt mit der Fähre | 65 km / 6133 km, 887 m / 52537 m |
In der Früh ist es neblig. Es klart aber während des Frühstücks auf. Ich bin schon um viertel nach acht unterwegs und flott in Kolvereid. Dort kauf ich neue Blinker und ein Schneidbrett. In Hofles verpasse ich die Fähre um zehn Minuten. Ich probier gleich die neuen Blinker aus. Bald kommt die Fähre daher. Ich steig irrtümlich ein. Sie fährt aber nicht nach Lund. So fahr ich eineinhalb Stunden mit der Fähre spazieren, trockne meine Sachen und esse. Auch ganz schön. Es ist sehr warm. Um zwei bin ich schließlich in Lund. Nach Plätzen zum Fischen Ausschau haltend fahr ich weiter. Nach einer Brücke probier ich wieder mein Glück. Sie beißen nicht. Jetzt kommen einige ordentliche Steigungen. Der Himmel ist ganz blauschwarz und es donnert auch schon. Nach Brekksillan ist ein Rastplatz mit überdachten Bänken und einem ebenen Wiesenfleck. Angesichts des Gewitters beschließe ich zu bleiben. Ich stell das Zelt auf und geh fischen. Sie beißen nicht oder in dem Fjord gibt es keine Fische. Ich glaub eher sie beißen nicht. Ich koch mir Spaghetti con Alio e Olio. Aus dem Gewitter ist nichts geworden. Aber der Platz ist schön. | |||
Freitag, 8. Juli | Brekksillan - Namsos - Brekksillan | Hundert leere Kilometer | 107 km / 6240 km, 1444 m / 53981 m |
Ich schlafe gut bis nach sieben. Das Wetter ist schön und es ist warm, das Zelt trocken. Die Steigungen gehen locker. Ich bin bald in Namsos, trinke einen Kaffee und esse eine Cremeschnitte, kaufe ein. Es wird schwül und gewittrig. Bei einer Brücke mache ich Pause, versuch, ob die Fische beißen. Sie tun es nicht. Ich jausne. Bei einer weiteren Brücke probier ich es noch einmal. Diesmal fange ich fünf kleine. Inzwischen regnet es schon stark. Wasser ist keines in der Nähe, also pack ich die Fische ein und fahr weiter. Es kommt kein Wasser, dafür Steigungen. Bei einem Friedhof erinnere ich mich, dass der Adi Siebenhofer gesagt hat, dass er öfter Wasser bei Friedhöfen nimmt. Es ist wirklich ein Wasserhahn da. Ich wasche die Fische, koche sie, dazu Salat von Paradeisern und Gurken mit Joghurtdressing, schmeckt alles sehr gut. Ich fahr weiter. Bei einem Parkplatz mit Wasserschlauch (Schaut gleich aus wie der, wo ich gestern Wasser genommen habe) nehme ich Wasser. Und dann bin ich plötzlich in Lund. Ich habe in Namsos wegen der zwei Tunnelumfahrungen umgedreht und das GPS hat mich brav zurück nach Lund geführt. Und ich Trottel hab auf über 50 Kilometern nicht gemerkt, dass ich die Strecke schon gefahren bin. So ein Frust! 107 leere Kilometer und das bei dem Nebelwetter. Ich trete die 20 Kilometer zurück zu meinem Schlafplatz, koch mir Tee, esse Kekse und Schokolade. Nach dem Frust brauch ich was Süßes. Dann stell ich das Zelt auf und leg mich hin. | |||
Samstag, 9. Juli | Brekksillan - Follafoss | Die Wiesen werden immer grüner | 102 km / 6342 km, 1232 m / 55213 m |
In der Früh bin ich ganz guter Laune. Es regnet nicht, die Wolken lichten sich und es ist angenehm warm. Um halb zehn starte ich, fest entschlossen mich nicht so schnell wieder zu verfahren. Ich erkenne verschiedene Stellen wieder, die ich gestern zweimal gefahren bin. Bei einer Brücke, wo mir letztes Mal zwei junge Norwegerinnen auf Rädern entgegengekommen sind, kommen mir wieder zwei junge Norwegerinnen auf Rädern entgegen. Vielleicht bin ich schon tot und muss ewig zwischen Namsos und Lund hin und her fahren. Ich erkenne jetzt auch die Abzweigung, wo ich beim Zurückfahren wieder auf den Hinweg gestoßen bin. In Namsos kauf ich Lebensmittel, es ist ja Samstag. Dann trete ich gegen einen recht kräftigen Gegenwind Richtung Süden. Die Gegend ist ländlich und es wird immer wärmer. Die ersten Getreidefelder tauchen auf. Ein Gewitter zieht auf. Ich raste an einer Bushaltestelle und warte den Regenguss ab. Nach dem Regen ist der Wind merklich schwächer und es geht wieder flotter. Beim GPS sind alle Akkus leer. Nach 30km leg ich neue Batterien ein. Das rettet mich vor einem weiteren Verhauer. Ich hätte sonst die Abzweigung nach Malm übersehen. Die Gegend am Beitstadfjorden ist völlig anders als an den Fjorden weiter im Norden. Sanfte grüne Wiesen senken sich zum Fjord hin. Es ist wie an den schweizer Voralpenseen. Campingplatz kommt keiner, dafür steile Ufer zum Fischen. Ich pack die Angel aus. Schon beim ersten Wurf schnappt einer. Beim zweiten Wurf ist schon einer dran. Es muss ein schöner Brocken sein. Leider verhängt sich der Blinker im Seegras und Fisch und Blinker sind weg. Vielleicht muss ich viel vorsichtiger sein, wenn einer beißt. Ich montier einen neuen Blinker und beim ersten Wurf ist schon wieder einer dran. Als ich ihn schon fast heraußen habe, verhängt sich der Blinker wieder im Seegras. Aber diesmal krieg ich ihn los. Den Fisch kenn ich nicht. Es ist ein ordentlicher Brocken. Ich nehme ihn aus und pack ihn auf das Fahrrad. Schon nach ein paar hundert Metern rinnt Wasser über die Felsen. Dazu ein netter Uferplatz zum Kochen. Ich stell die Erdäpfel zu, wasche den Fisch und teile ihn gleich in kochfertige Stücke. Dazu Salat aus Paradeisern, Gurken, Zwiebeln und Rahmdressing. Der Fisch schmeckt nicht so schlecht, von allen bisherigen jedoch am wenigsten gut. Vielleicht liegt es auch an der Größe, vielleicht hätte ich ihn braten sollen. Was solls, ich bin satt. Als Nachspeise noch eine Banane. Dann stell ich das Zelt auf. Ich mag nicht mehr weiterfahren. Es ist zwar am Straßenrand, aber es gibt wenig Verkehr. Dann mach ich noch Tee und ess Kekse dazu. Mit denen werd ich wieder aufhören, besser Obst oder getrocknete Früchte oder Nüsse. Ich bin schon müde. Bin neugierig, ob ich morgen einen Campingplatz finde. Bin heute an einigen schönen vorbeigefahren. War gut so, aber der Akku des Fotoapparats ist leer. Den würd ich gern aufladen. Heute hätte es schöne Motive gegeben. | |||
Sonntag, 10. Juli | Follafoss - Trondheim/Flakk | Ich lerne Günter kennen | 89 km / 6431 km, 1207 m / 56420 m |
Ich schlafe ausgezeichnet neben der Straße, bin aber schon um sechs wach. Um acht bin ich unterwegs. Die Straße ist kaum befahren und führt idyllisch am Fjord dahin. Einmal Jausenpause, einmal Sattel richten. Dann geht es in die Hügel. Es wird etwas mühseliger. Das GPS leitet mich nach Vanvikan zur Fähre. Diese Fähre verkehrt nicht mehr. Ich darf ein schönes Stück zurücktreten. Die Fähre über den Trondheimfjord verkehrt non stop und ist für Passagiere gratis. In Flakk angekommen dräut es blau. Ich zieh mich ins Wartehaus der Fähre zurück, jausne und mach ein Schläfchen während draußen ein fürchterliches Gewitter tobt. Nach dem Gewitter mach ich mich auf den Weg nach Trondheim. Schon nach ein paar Metern sehe ich, dass gleich neben der Anlegestelle ein Campingplatz ist. Er schaut nicht schlecht aus. Ich lass mich nieder. Die Wiese ist klatschnass. Günter ein sehr kontaktfreudiger Deutscher ist mein Zeltnachbar. Nach dem Zeltaufstellen werf ich ein paar mal die Angel aus, erwische aber nichts. Günter schenkt mir ein paar hartgekochte Eier. Ich mach Tee. Es gesellen sich verschiedene Leute zu uns, Frude, ein Norweger und zwei Französinnen. Eine, Miriam ist Kroatin aus Vukovar. Sie ist während des Krieges nach Frankreich emigriert. Sie hat einiges hinter sich. Die beiden kochen uns Tee, ein netter Abend. | |||
Montag, 11. Juli | Trondheim | Ruhetag in Trondheim | |
Ich schlafe gut und lang, frühstücke, wasche mit der Hand die Radwäsche und die Laufschuhe. Um halb elf mach ich mich mit Günter auf den Weg nach Trondheim. Zwei Deutsche in einem Kleinbus nehmen uns mit. In Trondheim ist der erste Weg zur Touristeninformation. Ich erfrage die Bibliothek und das Fahrradgeschäft, erstehe zwei Ansichtskarten. Ich bezahle bei einem jungen Mann, der in Wien studiert hat und mich fragt, ob ich für die Karten ein Sackerl möchte. Ich bin gerührt. In der Bibliothek krieg ich den Computer für eine Stunde. Er hat USB. Ich sichere die Fotos und lade den GPS-Track nach Bergen herunter. Dann schreib ich Emails. Inzwischen hat auch Günter für eine Stunde reserviert und ich kann Christine ein paar Fotos schicken. Der Wetterbericht ist nicht gut und nicht schlecht. Man wird sehen. Um zwei gibt es eine Stadtführung. Sie beginnt mit etwas Verspätung, ein netter Schwarzer führt auf englisch. Einige Mexikaner sind dabei, ich nutze die Gelegenheit, ein wenig spanisch zu reden. Alles ist sehr multikulturell. Die Führung ist gut. Nur bekomm ich eine Unterzuckerung und werde müde. Nach der Führung gehen wir zum Rema einkaufen. Es hat inzwischen zu regnen begonnen. Wir kaufen uns eine Pizzaschnitte und essen sie in der Halle des Einkaufszentrums. Dazu trinken wir Orangensaft. Jetzt ist mir wieder besser. Wir wandern zum Fahrradshop. Sie haben eine gute Auswahl an Sätteln und ich könnte welche ausprobieren. Aber dazu bräuchte ich mein Fahrrad. Vielleicht schau ich morgen noch einmal nach Trondheim. Am Zeltplatz kochen wir noch. Spaghetti mit Lauch, Knoblauch und Paradeismark, Salat und Eierspeise, recht gut und ausreichend. Fisch gibt es keinen. Es waren schon wieder zwei Angler an der Anlegestelle der Fähre und weiter will ich nicht wegfahren. Nach dem Abwasch koch ich noch Tee. Ein deutsches Paar, Motorradfahrer, setzt sich zu uns. Wieder ein netter Abend. | |||
Dienstag, 12. Juli | Trondheim - Tråsåvika | Das Schaltkabel reißt | 57 km / 6488 km, 1145 m / 57565 m |
In der Früh ist es trocken. Ich frühstücke diesmal Eier. Nach einem kleinen Tratscherl und Adressenaustausch mit Günter fahr ich nach Trondheim und ersteh einen neuen Sattel. Er drückt jedenfalls deutlich weniger auf die Prostata. Wie gut er wirklich ist, wird sich ja weisen. In der Bibliothek schau ich noch einmal meine Post durch und schau die letzten Fotos an. Zurück am Zeltplatz ist Günter gerade am packen. Meine Sachen sind alle trocken bis auf die Socken. Ich verwende Plastiksackerl. So gegen zwei fahr ich los. Einmal bleib ich stehen und versuch was zu angeln. Sie beißen nicht. Nach 25km reißt das Kabel für den vorderen Kettenwerfer. Erst versuch ich Ersatz zu finden. Aber es ist ohnehin Gegenwind, da stört es nicht, wenn die Kette vorn am kleinen Ritzel läuft. Es ist inzwischen empfindlich kalt geworden und der Regen schaut auch her. Also wäre ein Campingplatz angesagt. Einmal probier ich noch zu angeln, vergeblich. Nach 57km kommt ein Campingplatz. Recht schöner Rasen und auch sonst ganz nett. Scheint ein Platz für Fischer zu sein. Ein Holländer meint, dass sie eher bei Flut beißen. Na ja, jeder hat so seine Philosophien. Ich mach mir Erdäpfel, Karotten und zwei Spiegeleier. Danach Tee und Kekse. Inzwischen regnet es. Ich sitz im Trockenen. War die richtige Entscheidung. In der Küche gibt es immer Kontakte; Holländer, Polen, Spanier. | |||
Mittwoch, 13. Juli | Tråsåvika - Vihals | Erdbeeren | 111 km / 6599 km, 1844 m / 59409 m |
Frühstücken, Packen. Es ist bewölkt und schaut nach Regen aus. Ich krieg die Sachen trocken in die Taschen. Kaum bin ich fertig fängt es zu regnen an. Ich mach mich wasserfest und fahre um halb zehn los. Bald bin ich in Orkanger, kaufe zwei Kabel für die Schaltung und montier eins. Dann such ich eine Weile herum bis ich die 714 finde. Es steigt recht ordentlich. Am Straßenrand gibt es Unmengen Erdbeeren. Sie sind viel größer als bei uns. Gegen zwölf mach ich eine Pause. Das Wetter ist besser aber ziemlich kalt. Es geht nun hinumter zum Hemnefjord. In Hemne kauf ich ein und mache gleich eine Jausenpause. Es geht wieder hinauf. Wiesen, Kühe, Seen, Sümpfe. Wieder kommt ein Fjord. Jetzt ist Flut. Ich such einen Platz zum Fischen. Ganz gute Schlafplätze nehme ich nicht, weil ich unbedingt fischen will. So komm ich bis Vihals. Bei der Brücke probier ich zu fischen, ohne Erfolg. Ich hab mich schon umgezogen und fahr langsam weiter. Nach einer Weile kommt eine Art Waldweg. Ich schieb das Fahrrad hinein und stell das Zelt auf. Die Mücken sind hier gar nicht so arg. Ich koche und esse aber trotzdem im Zelt. | |||
Donnerstag, 14. Juli | Vihals - Kristiansund | Die Seerosen blühen | 72 km / 6671 km, 1079 m / 60488 m |
Ich bin recht müde. Am liebsten würde ich liegen bleiben. Aber der Platz ist mehr als ungemütlich. Wenigstens ist das Wetter schön, allerdings ziemlich kalt. Nach Aure sind es noch einige Kilometer. Gleich nach der ersten Brücke versuch ich zu angeln. Ich büße einen Blinker ein, fange abe nichts. Mühselig trete ich weiter. Die Landschaft ist wunderschön, gegliederte Fjorde, Fischerdörfer, Seen mit Seerosen. Bei einer Brücke ist ein ganz starker Gezeitenstrom. Ich hänge mein Zelt zum Trocknen auf und versuch zu angeln, ohne Erfolg. Um zwölf herum mach ich Rast bei einer Bushaltestelle und koch Spaghetti. Danach geht es auch nicht leichter. Immer wieder Steigungen. Gegen drei kauf ich Bananen, Kekse und Fanta wegen der Trinkflasche. Ich esse gleich auf der Bank vor dem Geschäft. Jetzt geht es noch schlechter, weil mich das Fanta bläht. Recht überraschend bin ich bei der Fähre nach Kristiansund. Ich setze mich in den Salon und schlafe sofort ein. Zum Glück rumpelt die Fähre beim Anlegen. Dadurch wache ich auf. In Kristiansund führt mich das GPS zum Hafen. Der Ort mit dem Hafen ist malerisch. Die Fähre, die das GPS anzeigt, verkehrt nicht mehr. Ich mag nicht mehr und fahr zum Campingplatz. Der ist ganz nett. Ich erfahr dort, dass es einen Tunnel nach Aveløya gibt. Er ist für Fahrräder nicht zugelassen. Ich muss den Bus nehmen. Ich koch mir Reis und nasch noch eine Weile Käsebrote und Schokolade. Christine ruft an und erzählt mir Neuigkeiten von zuhause. Hoffentlich geht es morgen besser. | |||
Freitag, 15. Juli | Kristiansund - Tornes | Ich mach es mir gemütlich | 81 km / 6752 km, 709 m / 61197 m |
In der Früh kommt die Sonne spät zum Zelt. Alles ist feucht. Ich häng das Zelt zum Trocknen auf. Den Bus erwisch ich um 11:15. Bei der Haltestelle nach dem Tunnel leg ich mein Gewand zum Trocknen aus. Nach einem Stück Fahrt probier ich zu Angeln. Ein Kleiner beißt. Er ist aber noch zu klein zum Kochen. Das Wetter wird wieder bewölkt und kühler. Aber ich bin viel besser drauf als am Vortag. Kleine Mittagsrast bei einer Bushaltestelle. Dann kommen spektakuläre Brücken mit starker Gezeitenströmung. Viele Leute fischen. Ich probiers auch, ohne Erfolg. Von Farstad geht es auf einer herrlich ruhigen Nebenstraße dahin nach Bud. So eine wenig befahrene Straße ist sowas von entspannend. Ein paar Kilometer nach Bud ist ein Campingplatz. Ich hab von der feuchten Nacht im Wald noch so genug. Der Campingplatz liegt sehr schön bei einem Jachthafen. Es sind nur Norweger dort. Die Wiese ist ein richtiger Rasen. Ich dusche, stell das Zelt auf und geh fischen. Einen Kleinen erwisch ich. Ich brate ihn noch und nasch noch ein bisserl herum. Ein entspannender Tag. Ich muss für einige Zeit leiser treten, sonst verlier ich die Freude. | |||
Samstag, 16. Juli | Tornes - Hamnsund | Fische und Feuer | 97 km / 6849 km, 1034 m / 62231 m |
Ich wache bei strahlendem Wetter auf, lüfte und trockne meine Sachen. Um halb elf fahr ich weg. Ich bin etwas müde. Richtung Molde mach ich eine Fleißaufgabe und trete zum Tunnel hinauf. Dort komm ich drauf, dass ich gar nicht nach Molde muss. Die Straße zur Fähre nach Otrøy ist recht ruhig und landschaftlich schön. Die Fähre verpasse ich gerade und hab Zeit zum Jausnen. In Otrøy nehm ich die östliche Straße, auch sehr ruhig und schön. Ich Midsund kauf ich ein. An der Fähre in Dryna sitzt Günter. Wir fahren zusammen weiter. Sein Tempo ist für mich etwas zu hoch aber für ein Stück gehts. Wir suchen nach einer Fähre nach Ålesund. Mein GPS gibt an, dass man den ganzen Fjord abfährt. Bei einem Spar sagen sie uns, dass es in Hamnsund eine Fähre gibt. Wir schauen hin. Tatsächlich, am Sonntag um 11:25. Wir suchen einen Schlafplatz. Günter ist sehr findig. Wir versuchen bei einem Haus gegenüber zu fragen. Es macht niemand auf. Auch gut. Bei der nahen Kirche gibt es Wasser. Wir stellen die Zelte auf. Ich geh zum Kai fischen. Ich erwische zwei Kleine. Zwei noch kleinere werfe ich zurück. Günter kocht Reis. Ich schneid Zwiebel und Knoblauch und mach Salat. Günter hat zwei Biere. Ein recht ausgiebiges Abendessen. Gegen die Stechmücken machen wir ein Feuer. Erst will es nicht brennen. Aber mit trockenen Birkenzweigen geht es. Der Sonnenuntergang ist farbenprächtig. Dann beginnt es zu tröpfeln. Schon vorher gab es einen Regenbogen. Wir verziehen uns in die Zelte. Es ist ohnehin schon spät. | |||
Sonntag, 17. Juli | Hamnsund - Sylte | Zelten auf der nassen Wiese | 72 km / 6921 km, 1279 m / 63510 m |
Es regnet nicht viel bei Nacht. In der Früh ist es trocken. Wir kriegen die Sachen trocken in die Taschen. Dann beginnt es zu tröpfeln. Wir warten ca. eine Stunde im Wartehäusl auf die Fähre. Sie fährt bis Hareid. Wir ersparen uns, nach Ålesund hineinzufahren. Es ist eine Passagierfähre wie ein Autobus. Auch die Anlegestellen sind wie Bushaltestellen. Ich verschlaf natürlich die halbe Fahrt. In Hareid fahr ich gleich mein Tempo. Ich darf nicht versuchen, mich an Günter anzuhängen. Er zieht was an, da bin ich einige Zeit voran. Ich sag ihm dann auch, dass ich mein Tempo fahren will und er ist auch ganz der Meinung. So packen wir die Steigungen jeder in seinem Tempo. In Årvik erwischen wir genau die Fähre. Auf der anderen Seite in Koparnes ist ein ganz gemütlicher Warteraum. Wir jausnen, kochen Tee. Der Regen ist auch stärker geworden. Wir beschließen, noch eine Stunde zu fahren und dann einen Schlafplatz zu suchen. Die Stunde fahren ist ganz angenehm. Es regnet leicht, ist aber nicht kalt. Nur Schlafplatz will sich keiner anbieten. Nach Sylte dann eine gemähte Wiese über der Straße. Wir stellen unsere Zelte an den oberen einigermaßen ebenen Rand und richten uns im Regen ein. Wir kochen Reis, Spiegeleier, dazu Pesto und Gorgonzola. Es ist eigentlich ganz gemütlich auf der nassen Wiese. | |||
Montag, 18. Juli | Sylte - Maløy | Schöne Fjorde und Makrelen | 55 km / 6976 km, 800 m / 64310 m |
Die ganze Nacht regnet es. In der Früh noch ziemlich heftig. Es schaut trostlos aus auf der nassen Wiese bei den Stechmücken. Zur Morgentoilette geh ich in den Wald. (Es wird sich später herausstellen, dass ich mir dabei zehn Zecken geholt habe.) Unter den Bäumen spürt man den Regen kaum. Günter kriecht aus seinem Zelt und schaut recht munter aus. Wir stellen beide fest, dass wir gut geschlafen haben. Während des Frühstücks hört es auf zu regnen. Die Zelte müssen wir klatschnass einpacken und auch sonst ist alles feucht von dem vielen Regen. Hinein in die feuchte Wäsche und ab auf die Straße. Es scheint schon die Sonne. Die Gegend ist wunderschön. Hohe bewaldete Hügel, der Fjord glänzt grün. Es kommt eine ordentliche Steigung, fast wie in den Alpen. Schafe weiden, unten der grüne Fjord wie ein Alpensee. Auf der anderen Passseite wieder eine wunderschöne Landschaft. Unten am Fjord packe ich meine Angel aus. Und wirklich erwische ich zwei schöne Makrelen und einen kleinen Polak, den ich eigentlich hätte zurückwerfen sollen. Wir fahren weiter nach Maløy. Einmal kommt noch eine Steigung zum Aufwärmen. Der Campingplatz in Maløy ist sehr gemütlich. Ich dusche. Kaum ist das Zelt aufgestellt, beginnt es zu regnen. Wir machen uns ans Kochen. Von erfahrenen deutschen Damen beraten braten wir die drei Fische. Dazu Reis mit Pesto, alles ausgezeichnet und ausreichend. Die Sonne scheint warm, ich hänge und lege meine Sachen zum Trocknen auf. Dann fahren wir einkaufen. Als wir aus dem Geschäft kommen, glänzt im Osten ein Regenbogen über blauschwarzen Wolken. Ich hetze zurück und kann gerade noch rechtzeitig vor dem Regen meine Sachen ins Zelt räumen. Es wird ein Gewitter aber weder lang noch heftig. Wir setzen uns mit Bier in den gemütlichen Aufenthaltsraum und schreiben unsere Tagebücher. | |||
Dienstag, 19. Juli | Maløy - Florø | Wir fahren mit dem Schnellboot | 28 km / 7004 km, 348 m / 64658 m |
Ich hab den Wecker auf halb sieben gerichtet. Frühstück, das Zelt kommt nass in die Tasche. Es tröpfelt wieder. Wir fahren nach Maløy hinein. Das Sportgeschäft hat noch nicht offen, also nichts mit Bremsbacken und Kartusche. Kein Problem. Günter hat sich über die Fähren erkundigt. Wir können mit dem Schnellboot von Smørhamn nach Florø und von dort direkt nach Bergen fahren. Günter möchte das, wenn ich einverstanden bin. Natürlich bin ich es. Die norwegische Küste ist auch so lang genug, der Wetterbericht ist schlecht und ein paar hundert Kilometer die Küste entlang zu fahren stell ich mir recht reizvoll vor. Bis jetzt habe ich ja nur Fjorde überquert. Wir kaufen noch Brot und entsorgen endlich unsere Bierdosen. Dann geht es mit der Fähre nach Oldeide. Inzwischen hat es zu regnen aufgehört und auf der ersten Steigung wird mir gleich ordentlich warm. Das Wetter wird immer schöner, die Gegend auch. Ich hab ziemlichen Hunger und die Beine sind schwer. Nach ein paar Stück Schokolade geht es plötzlich wie geschmiert. Bald bin ich in Smørhamn. Günter kommt etwas später, er hat über hundert Fotos geschossen. Wir stärken uns im Warteraum und beschließen endgültig, mit der Fähre nach Florø und von dort nach Bergen zu fahren. Inzwischen ist es strahlend schön und sehr warm geworden. Günter sichtet zu seiner Beruhigung schwarze Wolken. Ich bin recht glücklich einmal bei schönem Wetter nicht radfahren zu müssen. Ich geh fischen und hab bald zwei schöne Makrelen. Günter fängt einen kleinen Polak. Leider ist er so verletzt, dass er ihn nicht mehr zurückwerfen kann. Ich fang dann noch eine Makrele. Das wird ein üppiges Abendessen. Als wir im Schnellboot sitzen, ist die schwarze Wolkenbank endgültig da und es beginnt zu regnen. In Florø warten wir eine halbe Stunde, aber es hört nicht auf. Also strampeln wir im Regen zum Campingplatz. Er ist recht billig. Wir beginnen gleich zu kochen. Ich dusche zwischendurch. Die Makrelen schmecken vorzüglich und mit Erdäpfeln sind sie perfekt. Günter kann sein Zelt noch ohne Regen aufstellen. Bei mir beginnt es schon zu regnen. Günter meldet uns für morgen bei seinem Sohn Dominik in Bergen an. Er will nicht mehr aus dem Zelt. Ich setz mich noch in die Küche zum Tagebuchschreiben. Draußen regnet es ordentlich. Ich hab mein Radgewand auf den Bäumen hängen. Na ja, morgen werden wir uns einmal richtig trocknen können. | |||
Mittwoch, 20. Juli | Florø - Bergen | Lange Fahrt mit dem Schnellboot | 30 km / 7034 km, 355 m / 65013 m |
In der Früh regnet es zwar nicht, aber alles ist klatschnass. Wir stehen schon um halb sechs auf, packen, frühstücken gemütlich und fahren zum Anlegeplatz des Schnellboots. Ein Hurtigschiff hat gerade angelegt und fährt vor unserem Schnellboot ab. Die Fahrt mit dem Schnellboot ist ihr Geld wert. Es ist eine ganz andere Perspektive als mit dem Fahrrad. Man fährt zwischen den Inseln herum, sieht von außen in die Fjorde hinein und die vielen Häuser und Fischerhütten von der Seeseite aus. Ein paarmal schüttet es ordentlich. Bergen ist eine beeindruckende Stadt, auf Hügeln und Inseln gebaut, mit einem alten Hafen, alten Häusern aus der Hansezeit und sehr viel Leben, nicht nur touristisches. Die erste skandinavische Stadt mit urbanem Charakter. Es regnet gerade nicht. Wir machen uns auf den Weg zum Bahnhof. Wir haben Glück. Es geht gerade ein Zug. In Arna müssen wir eine Weile herumfragen bis wir auf dem richtigen Weg sind. Inzwischen regnet es wieder, Anorak an, ein paar Kilometer gefahren, die Sonne scheint, Anorak aus. Bald darauf wieder ein ordentlicher Guss. Die Gegend ist schön, ein langer Fjord, beidseitig steile Hänge und in den Wald eingebettet Häuser. Nach einer knappen Stunde sind wir am Ziel. Ein Häuschen am Hang über dem Fjord. Wir hängen unsere Sachen zum Trocknen auf. Es wird wieder sonnig und warm. Um fünf packen wir unsere Sachen ein. Sie sind überwiegend trocken. Um sechs kommt Dominik von der Arbeit heim. Wir machen uns ans Kochen. Erdäpfel, Gurkensalat, Lachs. Ich hab schon einen ordentlichen Hunger. | |||
Donnerstag, 21. Juli | Bergen | Fischen am Fjord | |
Beim Frühstück hab ich so richtig Hunger. Ich zähle die Brote gar nicht, die ich verdrücke. Nach dem Frühstück nehmen wir die Waschmaschine in Betrieb. Ausra ist inzwischen aufgestanden. Sie ist gestern sehr spät heimgekommen, frühstückt nur und legt sich wieder hin. Wir machen die Wäsche fertig und gehen zum Fjord hinunter fischen. Erst schaut es aus, dass sie nicht beißen wollen. Dann krieg ich einen schönen Köhler. Das gibt uns Auftrieb und wir fischen weiter. Ich krieg noch zwei. Dann kommt Ausra. Sie fischt auch sehr gern. Sie hat einen Käscher mit. Bei mir beißt der vierte Köhler. Dominik ist inzwischen auch gekommen. Als wir schon gehen wollen, beißt bei Günter ein besonders schönes Exemplar. Jetzt haben wir mehr als genug. Wir gehen zum Haus zurück. Ich fahr Bier kaufen. Als ich zurück komme, ist Günter dabei die Fische zu filetieren. Ich helf ihm beim Abschuppen, koche Erdäpfel und mache Salat. Es wird ein schönes Essen mit Weißwein und sehr gemütlich. Anschließend leg ich mich hin, schlaf ein und wach gerade einmal auf um mir die Zähne zu putzen und das Nachtgewand anzuziehen. | |||
Freitag, 22. Juli | Bergen | Bergen von oben | |
Gemeinsames Frühstück mit Dominik und Ausra. Dann fahren wir mit den beiden zum Flughafen. Sie sind zu einer Hochzeit eingeladen. Günter und ich fahren weiter nach Bergen, parken beim Institut, in dem Dominik arbeitet und kaufen uns erst einmal einen Kaffee. Wir trinken ihn im Park. Im Hintergrund Musik eines Latinos. Wir besorgen für mein Fahrrad Bremsklötze, einen Ständer und einen Flaschenhalter. Dann machen wir einen Spaziergang durch die Altstadt (Bruggen). Die Führung ist für diesen Tag schon vorbei. Bei einem Fischereigeschäft erstehe ich ein paar Blinker und wir plaudern lange mit einem Angestellten. Er gibt uns Tips, wo wir gut essen könnten. Wir finden die empfohlenen Plätze nicht und essen beim Egon. Es muss lustig ausschauen, wie die zwei alten Knacker ein Pizzastück nach dem anderen verdrücken. Anschließend gehen wir auf den Fløyen. Am Rückweg wandern wir ein wenig durch die Gässchen. Zuhause machen wir uns den restlichen Fisch. Er schmeckt unverändert gut. Am Abend schauen wir einige hundert von Günters zweitausend Fotos an. | |||
Samstag, 23. Juli | Bergen | Führung durch Bergens Altstadt | |
Wir wollen die Führung um zehn mitmachen und müssen uns in der Früh sputen. Die Führung ist ganz interessant. Eine lieb g'schaftige junge Dame führt uns in einer atemlosen Suada. Anschließend trennen wir uns. Ich spaziere durch die Stadt und mach noch ein paar Einkäufe. Um halb drei treffen wir uns beim Egon und schlagen uns den Bauch voll. Zum Sightseeing haben wir keine rechte Lust mehr. Auf der Heimfahrt fahren in Fantoft vorbei und schauen uns die Stabskirche an. Zuhause gehen wir zum Fjord um wieder was an Land zu ziehen. Günter fängt einen Köhler. Ich hab kein Glück. Dann essen wir noch ein paar Brote und schauen uns Günters restliche Bilder an. | |||
Sonntag, 24. Juli | Bergen | Ein echter Ruhetag | |
Ich schlaf gut, werde aber schon um acht wach. Ich dusche, rasiere mich und geh mit der Angel zum Fjord. Ich fang einen Köhler. Immerhin haben wir schon ein Mittagessen. Wir frühstücken. Ich schau nach einer Gezeitentabelle im Internet. Der nächste Wasserhochstand ist nach 17 Uhr. Also nachmittags fischen. Dann wechsle ich endlich den Chip im GPS. Ich schmökere im Internet ein wenig herum; Fische, Rezepte, die Stabskirche. Dann beginnen wir zu kochen. Wir wickeln den Köhler mit Gewürzen, Knoblauch und Zwiebeln in eine Folie und lassen ihn im Rohr dünsten. Eigentlich wollten wir nach dem Essen fischen gehen. Aber es gewittert. Günter legt sich hin und schläft ein. Ich geh trotz Regen an den Fjord hinunter. Einen recht schönen Köhler fang ich, ein kleinerer kommt mir vom Haken. Es regnet immer mehr, ich geh wieder ins Haus. Wir schauen uns im Internet Bilder von unseren Wohngegenden an, essen ein paar Brote zu Abend. Ich stecke meine nassen Überkleider in den Wäschetrockner. Dann fahren wir zum Flughafen um Dominik und Ausra abzuholen. Wir fahren die Strecke, die ich morgen fahren werde. Dominik und Ausra kommen etwas müde aber gut gelaunt von der Hochzeit. Im Haus plaudern wir noch ein wenig und gehen ins Bett. | |||
Montag, 25. Juli | Bergen - Fitjar | In Bergen regnet es fast immer | 77 km / 7111 km, 1199 m / 66212 m |
Ich schlafe bis nach zehn, Dominik und Ausra noch etwas länger. Gemeinsames Frühstück, packen. Der Abschied fällt mir schwer. Ich muss schnell weg um nicht zu weinen. Nach drei Kilometern fällt mir ein, dass ich mein Waschzeug vergessen habe. Also noch einmal zurück. Inzwischen hat es zu regnen begonnen. Aber wenn ich warte, kann ich gleich noch einen Tag bleiben und das will ich nicht. Es ist nicht kalt und in der frisch gewaschenen Wäsche ist der Regen nicht so schlimm. Ich kauf noch ein paar Lebensmittel in einem Einkaufszentrum und trink einen Kaffee zum Aufwärmen. Auf der E39 gibt es immer wieder Radwege und die folgende Radroute 1 geht überwiegend auf Radwegen. Die Gegend dürfte bei schönem Wetter reizvoll sein. Durch die regennasse Brille schaut sie eher trostlos aus. Bei einer Ausgrabung (altes Kloster) esse ich was. In Halhjem passt es ziemlich genau für die Fähre. Auf der Fähre sehe ich in einem Prospekt, dass es in Fitjar einen Campingplatz gibt. Bei der Nässe wäre das nicht schlecht. Am Campingplatz ist alles zu. Auch Duschen und Toiletten sind versperrt. Ich füll meine Wasserflaschen und fahr weiter. Nach ein paar Kilometern kommt eine Wiese. Im Haus daneben ist niemand zuhause. Ich stell das Zelt auf. Die Stechmücken sind sogar für norwegische Verhältnisse dicht. Ich koch nur mehr Tee. Ich will das Moskitonetz nicht zu lange aufmachen. Salat, Brote und Kekse kann ich auch im Zeltinneren essen. Hoffentlich regnet es morgen nicht zu viel. | |||
Dienstag, 26. Juli | Fitjar - Haugesund | Abend bei Landsleuten | 94 km / 7205 km, 1510 m / 67722 m |
In der Früh regnet es feinen Sprühregen. Ich hab keine Lust bei den Stechmücken zu frühstücken. Sie sind überall. Das ganze Zelt ist gesprenkelt davon. Ich stopfe die nassen Sachen in die Taschen, zwänge mich in das nasse Radgewand und fahre los. Der Sprühregen legt sich sofort auf die Brillen, ich muss ohne Brillen fahren. Nach einer Stunde frühstücke ich bei einer Bushaltestelle. Langsam wird der Regen weniger. Feucht ist trotzdem alles. Zum Glück ist es nicht kalt. Die sumpfige Gegend schaut bei dem Wetter trostlos aus. Es ist ländlich, Kühe und Schafe auf der Weide. Ich komme kaum in Ufernähe, also keine Gelegenheit zum Fischen. So strample ich nach Bømio. Die Fähre verkehrt im Stundentakt. Auf der anderen Seite, in Buavåg schaut die Küste ganz gut zum Fischen aus. Außerdem sind die Schären auch so sehr schön. Ich geh über Granitplatten runter zur Küste und probier eine Stunde lang mein Glück, ohne Erfolg. Ich mach mir ein Müsli auf einem Granitblock mit Blick auf den Fjord. Es muss nicht immer Fisch sein. Dann trete ich weiter. Die Gegend ist schön, Felsküste, nur Schlafplatz will sich keiner anbieten. Irgendwelche sumpfigen Wiesen will ich vorläufig nicht mehr. So trete ich weiter bis Haugesund. Dort schrecken mich 170 Kronen auch nicht. Ich will es trocken haben. Ich stell das Zelt auf und lasse es durchlüften. Ich hab österreichische Zeltnachbarn. Die zwölfjährige Sofia stellt den Kontakt her. Es sind sehr nette Leute. Der Vater schwärmt von Radreisen. Sie laden mich zum Kaffee ein und ich esse auch bei ihnen zu Abend. Es wird sehr gemütlich und spät. | |||
Mittwoch, 27. Juli | Haugesund - Skudeneshavn | Zwei schöne Makrelen | 66 km / 7271 km, 620 m / 68342 m |
Ich schlafe gut und lang. Nach dem Müslifrühstück laden mich die freundlichen Nachbarn noch auf einen Kaffee und der totale Hit, Ham and Eggs. Wir plaudern noch bis zehn. Um halb elf komm ich weg. Dafür geht es besonders gut. Alles ist trocken, ich bin gut drauf und es weht kräftiger Rückenwind. Um zwei bin ich schon an der Fähre in Skudeneshavn. Vor dem Ort irre ich eine Weile zwischen Siedlungen herum. Ich verpasse die Fähre um zehn Minuten. Die nächste geht nach sechs. Also vier Stunden Zeit zum Fischen. Auf einer Infotafel sind an der Ostküste der Insel gute Fischplätze ausgwiesen. Es sind ca. fünf Kilometer. Bei einem Friedhof fülle ich meine Wasserflaschen. An der angegebenen Stelle ist ein Parkplatz und ein schöner Steig zum Strand. Es sind auch schon einige Angler am Werk. Sie sagen mir, dass es hier Makrelen gibt. Einer zieht gerade eine an Land. Ich stelle mich auch hin, werfe eine Weile vergeblich, büße einen billigen Blinker ein. Eine Makrele beißt, ist aber noch zu klein. Dann beißt eine ganz schöne und etwas später noch eine etwas kleinere. Ich hab genug. Beim Friedhof wasche ich Fische und Hände und fahr zur Fähre. Zwei Holländer, denen ich am Campingplatz in Haugesund und unterwegs schon begegnet bin, sagen mir, dass sie am Campingplatz hier in Skudeneshavn nächtigen und mit der Fähre morgen Früh fahren. Natürlich mach ich es auch so. Ich hatte schon Sorge, wie ich meine Fische zubereiten werde. Der Campingplatz ist schön und hat eine Küche mit Geschirr. Ich mach mir mit den Makrelen eine Suppe, Knoblauch, Zwiebeln, Erdäpfel, Karotten, Pastinak und die zwei Makrelen, schmeckt hervorragend. Leider nimmt jemand mein Schneidbrett mit. Christine ruft an und erzählt mir Neuigkeiten. | |||
Donnerstag, 28. Juli | Skudeneshavn - Brusand | Felsen und Sandstrand | 90 km / 7361 km, 717 m / 69059 m |
In der Früh nieselt es wieder und das Zelt ist nass. Aber das Frühstück und ein Tratscherl mit den geselligen Holländern muntert auf. Auf der Fähre mach ich noch ein Nickerchen. Stavanger wird an der Küste auf teils romantischen Wegen umfahren. Es kommt kräftiger Rückenwind auf und es geht gut voran. Nur die Beine sind etwas schwer. Der Charakter der Landschaft hat sich völlig geändert. Keine Berge, keine Fjorde, flaches Land mit weidenden Rindern. Eine flache Küste, teilweise mit Sandstränden und Dünen. Ich bin ein bisserl traurig, dass die schönen Fjorde vorbei sind. Auch zum Fischen schaut es nicht gut aus. Ich komme am Fährhafen von Starvanger vorbei, wo die Fähren nach Dänemark und England abfahren. Die Fähre nach Dänemark verkehrt von Starvanger am Mittwoch und Samstag, von Kristiansand täglich um acht und um dreizehn Uhr. Außerdem dauert die Fahrt von Kristiansand weniger als drei Stunden, von Starvanger über zwölf Stunden. Die Zeiten für die Färe nach Newcastle erfrag ich gleich gar nicht. Von Dänemark aus bin ich flexibler. Da kann ich von den verschiedensten Städten nach Mallorca fliegen. Mit dem Rad bis Ende August dort zu sein, kann ich mir ohnehin abschminken. So viel Rückenwind gibt es gar nicht. Ich trete weiter Richtung Süden. Der Weg führt kreuz und quer, zum Teil durch Weiden direkt am Meer. Die Kilometer summieren sich, aber ein Blick auf die Karte ist ernüchternd. Ich komme nicht viel nach Süden voran. Bei einem COOP kauf ich ein paar Lebensmittel und trink einen Kaffee. Ein netter, kontaktfreudiger Norweger sagt mir, dass es zwei Campingplätze in der Nähe und dann einen in Egersund gibt. Ich nehme mir den in Egersund vor. Aber nach dem ersten Campingplatz kommt ein ganz schönes Platzerl. Ebene Wiese auf sandigem Boden, trocken und wegen des kräftigen Windes keine Stechmücken. Ich stell das Zelt auf. Die Küste ist teils Sandstrand. Es gibt aber auch felsige Abschnitte und ich werf ein paar mal die Angel aus. Es beißt nichts, wäre bei dem sandigen Boden ohne Seegras auch ein Wunder. So koch ich mir Reis. Vielleicht ist das auch bekömmlicher einmal ein leichtes Abendessen nach den fetten Makrelen am Vortag. Die sind mir bei Nacht schwer im Magen gelegen. | |||
Freitag, 29. Juli | Brusand - Åna Sira | Granitfelsen und Seen wie in den Klafferkesseln | 85 km / 7446 km, 1514 m / 70573 m |
Nach gut durchschlafener Nacht wache ich bei Sonnenschein auf. Reis am Abend ist doch bekömmlicher als Markrele. Frühstück, Toilette. Um neun bin ich unterwegs. Nach ein paar Kilometern geht es auf Schotterwegen in eine imposante Landschaft; Granitfelsen, Seen. Anfangs nervt mich der Weg. Steil, ich muss ein paar mal schieben. Aber nach und nach gefällt es mir. Bei einer Brücke versuche ich zu angeln. Alles was ich herausziehe sind Quallen. Bei den vielen Steigungen geht nicht viel weiter und so ist es Mittag als ich in Egersund bin. Ein paar Kilometer danach kommt ein wunderschöner Rastplatz am Meer. Ich esse und mache ein kleines Nickerchen. Es ist herrlich warm. Jetzt kommen wieder Steigungen. Die Gegend wird immer bergiger, Granitwände, die in Seen und Fjorde abfallen, ein kleiner Pass nach dem anderen. Bei einem See ist ein schöner Rastplatz mit Wiesenfleckerl. Ich beschließ zu bleiben. Der See ist ganz angenehm temperiert. Ich tauche ein, sehr erfrischend. Ich koche Reis mit Erdäpfeln. Leider werden mit der untergehenden Sonne die Stechmücken wieder ungemütlich. | |||
Samstag, 30. Juli | Åna Sira - Lyngdal | Hügel, Hügel, Hügel | 94 km / 7540 km, 1744 m / 72317 m |
Das Wetter ist unverändert schön, die Sachen einigermaßen trocken. Die Landschaft gleich schön und gleich hügelig. Granitfelsen, Seen mit Seerosen. In Flekkefjord ist so eine Art Sommerfest. Nach ein paar Kilometern auf der E39 geht es wieder auf Schotterwegen mit abenteuerlichen Steigungen dahin. Einem Kanadier helfe ich sein Rad eine Steigung hinauf schieben. Riesen Anhänger, Radtaschen, Übergewicht. Er ist mit seiner Frau unterwegs. Bei jeder stärkeren Steigung muss sie zuerst raufschieben, dann zurückgehen und ihm beim Schieben helfen. Trotzdem haben die beiden von Bergen nur einen Tag mehr gebraucht als ich. Den Fedafjord zu umfahren grenzt schon an Pflanz. 20km und praktisch kein Gewinn Richtung Kristiansand. Die Straße ist durch Vermurungen teilweise zerstört, daher überhaupt kein Verkehr. Die 465 nach Farsund soll man auch noch auf irgendwelchen Hügeln umfahren. Langsam wird es mir zu blöd. Bei Åpta nehme ich eine Nebenstraße nach Lyngdal. Landschaftlich besonders schön, Schotterstraße, aber gut befestigt, ganz einsam und einige Höhenmeter zum Abschluss. Nach Lyngdal hinunter ist asphaltiert und ich kann es laufen lassen. Der Campingplatz liegt ein Stück außerhalb von Lyngdal, aber in meine Richtung. Er ist etwas ungemütlich und alles kostet extra. Mit der Dusche komme ich gar nicht zurecht und dusche kalt. Dafür wird das Abendessen gut. Eierschwammerl, die ich am Straßenrand gefunden habe, dazu Reis und Erdäpfel. Die Luftfeuchtigkeit ist ungemein hoch. Alles ist feucht. Hoffentlich ist morgen das Wetter schön. | |||
Sonntag, 31. Juli | Lyngdal - Kristiansand | Letzte Nacht in Norwegen | 93 km / 7633 km, 1337 m / 73654 m |
Ich werde schon früh wach und wasche erst einmal meine Wäsche. Ein freundlicher Zeltnachbar stellt sein Auto so, dass ich die Wäsche aufhängen kann. Morgentoilette mit Rasur. Ich lege alle Sachen zum Trocknen auf. Ausgiebiges Frühstück mit Eiern und Müsli. Lesen bis die Wäsche trocken ist. Um halb zwei fahr ich los. Es geht gleich ordentlich bergauf, runter, wieder rauf. Bis Vigeland sind es größere Steigungen, dann kleinere. Einmal versuch ich noch zu fischen. Wird wohl nichts mehr für diesmal. Nach Mandal sind elf Kilometer angegeben, aber was für welche; Mountainbikepiste. Ein paar mal muss ich schieben. Ab Mandal kommen malerische Küstenabschnitte. Kristiansand rückt immer näher. Bis morgen Mittag müsste es sich locker ausgehen. Ich such einen Schlafplatz. Bei einem Campingplatz wollen sie 200 Kronen, die Räuber. Ich such weiter und find einen netten, etwas heruntergekommenen Lagerplatz mit Unterstandshütte bei einem Fluss, ideal. Ich mach mir Erdäpfel mit Eiern und Salat. Den Rexgummi zum fixieren meines Geschirrs heize ich an. Jetzt ist er wenigstens weg. Morgen noch 20km Norwegen und dann das flache Dänemark. | |||
Montag, 1. August | Kristiansand - Lyngby | Nach Dänemark mit der schnellsten Fähre der Welt | 57 km / 7690 km, 463 m / 74117 m |
Gemütlich war der dreckige Platz ja nicht und das Wasser im Fluss schaut bei Licht auch ungustiös aus. Aber den Wecker um vier ignoriere ich sofort. Ein guter Entschluss, wie sich herausstellt. Man muss um eine Stunde früher bei der Fähre sein und das Kartenlösen dauert auch. Also die Fähre um 8:10 wäre sich nie ausgegangen. So frühstücke ich gemütlich. Es bleiben nur mehr etwas Öl und etwas Saft. Ein paar Steigungen schenkt mir Norwegen noch zum Abschied. Aber ich bin flott in Kristiansand und am Hafen. Die Preisunterschiede der beiden Fähren sind abenteuerlich. Über 600 Kronen bei Colorline und 274 Kronen bei der schnelleren Fjordline. Ich hab noch reichlich Zeit, geh in die Fußgängerzone und geb meine norwegischen Kronen aus. Lebensmittel, Karten, Kaffee. Für eine Bettlerin bleibt auch noch was. Dann zieh ich mich um, wasch mich ein bisserl und fahr zum Kai. Eine Menge Motorradfahrer ist dort. Es wird eine nette Unterhaltung. Die Fähre rauscht beeindruckend schnell dahin. Ich esse was, mache ein Nickerchen. Zwei deutsche Motorradfahrer erzählen mir eine Menge über Deutschland, was sie führ sehenswert halten, wo es flach, wo hügelig ist. Auf der dänischen Seite kommt die üblich öde Fahrerei in der Hafenumgebung. Der GPS-Track ist sehr ungefähr. Die gut beschilderte Route verlier ich manchmal. Die Gegend ist unspektakulär und entspannend. grasbewachsene Dünen mit weidenden Schafen und Kühen. Es ist ein flaches Dahinrollen. Sechs Kilometer vor Lønstrup komme ich an einem Gratiscampingplatz vorbei. Schaut sehr nett aus. Wasserhahn, Toilette, Tische und Bänke und sogar kleine Unterstandshütten. Zwei Dänen erklären mir, dass es viele Plätze dieser Art gibt. Ich will noch ein bisserl fahren. Ein Fehler. Ich finde keinen weiteren Gratisplatz mehr. In Lyngby nehm ich einen und löhne 129 Kronen. Außerdem viele Leute. Aber eine warme Dusche und warmes Wasser zum Geschirr abwaschen. Ich koch mir Spaghetti con Alio e Olio. | |||
Dienstag, 2. August | Lyngby - Febbersted | Radfahren am Sandstrand | 112 km / 7802 km, 377 m / 74494 m |
In der Früh ist es leicht bewölkt aber trocken. Frühstück, packen um halb zehn bin ich weg. Bis Løkken geht es ganz gut dahin. Dort kann ich Geld abheben und bei der Touristeninformation bekomme ich Detailkarten mit eingezeichneten Camping- und Lagerplätzen. Danach geht es an den Strand. Das Fahren im Sand schaut nicht vielversprechend aus. Man versinkt und ich will schon umdrehen. Ein Däne meint, dass es ein Stück weiter besser wird. Wenn man nahe am Ufer fährt, geht es ganz gut. Dort ist der Sand fest, bremst aber doch etwas. Der endlose, flache Sandstrand ist auch sehenswert. Kinder bauen Sandburgen, Leute sammeln Muscheln im flachen Wasser. Einer fischt nach Schollen. Ich frag ihn und er zeigt mir den Köder. Lust hätte ich schon. Aber man braucht eine eigene stärkere Angel und der Köder ist mit einem ordentlichen Bleigewicht beschwert. Das alle ist mir zu schwer und wahrscheinlich auch zu teuer. Im Wasser sind die Leute nur bis zum Bauch. Tiefer wird es wahrscheinlich nicht so schnell und kalt dürfte es auch sein. Der Sand strömt auch den typischen Fischgeruch aus, den man in Norwegen nirgends gerochen hat. Nach ein paar Kilometern hab ich genug gesehen. Zum Glück verlässt die Radroute den Strand. Nach ein paar Kilometern mache ich Mittagsrast. In Vester Torup kauf ich ein und fahr dazu von der Radroute weg. Um nicht zurückfahren zu müssen, fahre ich eine Variante, erst auf grasigen Feldwegen, dann aber auf ganz einsamen asphaltierten Straßen. Lagerplätze finde ich nur einen, der ist mir aber zu früh. Also steuere ich wieder einen Campingplatz an. Duschen muss ich ohne Seife, die hab ich wieder einmal wo liegen lassen. Dann mach ich mir wieder Spaghetti con Alio e Olio, Salat dazu, schmeckt mir immer wieder. Nur den Saft, den ich mir gekauft habe, bring ich nicht runter. Ein Däne sagt mir, dass der Wetterbericht für die nächsten Tage gut ist. Alles bestens. | |||
Mittwoch, 3. August | Febbersted - Bovbjerg | Pizza und Wein am Strand | 114 km / 7916 km, 601 m / 75095 m |
Das Wetter ist weiter gut, das Frühstück gemütlich. Um halb zehn fahr ich weg. Der Wind hat leider auf SO gedreht, zum Glück ist er nicht stark. Sofort geht es wieder kreuz und quer. Als ich nach 26 Kilometern in Nors bin, wo ich gestern schon hätte hinfahren können und dort noch einen netten Gratisplatz finde, bin ich etwas angefressen. Bei einem Parkplatz entledige ich mich meiner Angel. Von der Spule ist ein Stück abgebrochen. Da zahlt es sich nicht aus, sie heimzuschicken. Das gleiche mach ich mit meinen Fäustlingen. Sie haben mir gute Dienste geleistet. Nach über 30 Kilometern bin ich in Klitmøller und lese auf dem Wegweiser Hanstholm 11km auf der 181. Ich beschließe, auf der 181 zu bleiben. So geht es flott bis Svankær. Von dort ab hat auch der Radweg eine vernünftige Linie. Es geht teils durch einen Nationalpark mit Heide und Dünen. Es blühen Heiderosen und Erika, Heidelbeeren sind reif. Ich trau mich nicht, sie zu essen und Schwarzbeeren finde ich zu wenig. In den Wäldern gibt es Unmengen von Schwammerln aller Art aber schon verfault, weil der letzte Regen schon zu lange zurückliegt. Zweimal mach ich Rast, mach mir einen Cappuccino. Vor der Fähre nach Thyborøn geht es endlos über einen Damm und das bei Gegenwind. In Thyborøn kauf ich ordentlich ein. Der Campingplatz in Harboør sagt mir nicht zu. Außerdem spekuliere ich mit einem Gratisplatz. So strample ich bis Bovbjerg. Bei einem Parkplatz auf den Dünen sitzen Leute bei Wein und Pizza. Ich frag nach einem Campingplatz. Sie laden mich ein. Der Platz ist malerisch. Von den Dünen ein Blick auf die Nordsee bei tiefstehender Sonne. Die Leute feiern einen Geburtstag. Es wird sehr nett. Den Campingplatz finde ich schnell. Er ist der schönste der bisherigen Reise. Dazu mit 100 Kronen nicht teuer. Ich beschließe, einen Rasttag zu machen. | |||
Donnerstag, 4. August | Bovbjerg | Ruhetag in Bovbjerg | |
In der Früh ist mein Entschluss zum Rasttag fix. Zuerst erkundige ich mich nach einem Bus nach Lemvik. Dann gemütliches Frühstück. Bei der Bushaltestelle bin ich viel zu früh. Die Abfahrtszeit trifft offensichtlich auf eine weit entfernte Station zu. Dafür ist der Bus gratis. Ein kommunikativer Däne erklärt mir, wann und wo der Bus zurück fährt. Der Baustil ist hier ganz anders als in Schweden oder Norwegen, kein Holz, viel Klinker. Lemvik ist ein netter Hafenort mit vielen Touristen. Bei der Touristeninformation erfrage ich die Bibliothek. Ich erledige Emails, sichere Tracks und Fotos. Der Wetterbericht schaut nicht gut aus. Es regnet ohnehin schon ordentlich. Ich schlendere etwas in der Einkaufsstraße herum und esse ein Stück Pizza. Es ist die Pizzeria, aus der die gestrige Pizza stammte. Dann bekomm ich einen Krampf und wandere eine Weile schmerzverzerrt herum. Von den drei Friseuren, die ich erfrage, finde ich nur einen und dort ist der Andrang groß. Ich mag nicht warten. Ich kauf mir ein paar Lebensmittel - viel zu viele und ungesunde. Dann wandere ich zum Bahnhof. Beim Radgeschäft in der Nähe des Bahnhofs erstehe ich eine Radhose. Dann wart ich auf meinen Gratisbus und fahr zum Campingplatz. Ich mach mir Spaghetti mit Spiegeleiern und Salat. Dann wasch ich Hose, Trikot und Leiberl und häng sie gleich zum Trocknen in den Wind. Dann mach ich mir noch einen Cappuccino und ess viel ungesunden Kuchen dazu. | |||
Freitag, 5. August | Bovbjerg - Ulfborg | Furchtbarer Gegenwind | 60 km / 7976 km, 294 m / 75389 m |
Bei Nacht fressen mir irgendwelche Viecher den Kuchen. Noch schlimmer, in der Früh ist das Ladegerät mit zwei Akkus für das GPS weg. Dazu nieselt es dahin. Also ziemlich trist. Die handgewaschene Wäsche geb ich in den Trockner. Dann Frühstück. Inzwischen hat es zu regnen aufgehört und ich krieg die Sachen nicht allzu feucht in die Taschen. Um halb elf bin ich weg. Nach ein paar Kilometern ist klar, der Wind hat auf Süd gedreht. Es ist frustrierend. Mit dem ersten oder zweiten Gang treten. Der Wind pfeift ungemütlich. Nach zwanzig Kilometern kommt ein Gratiscampingplatz mit festen Hütten. Nach einigem Hin und Her steuere ich ihn an und mach es mir gleich in einer Hütte gemütlich, koch einen Cappuccino und ess was, mach ein kleines Schläfchen. Es kommen aber immer wieder Leute vorbei. So gegen zwei dreht der Wind etwas gegen West. Regnen tut es auch nicht. Ich beschließe weiterzufahren. Der Wind kommt jetzt schräg von vorne. Ich schau auf die Karte und stelle fest, dass ich auf jeden Fall etwas nach SW fahren kann. Esbjerg liegt auch etwas südwestlich. Also nehme ich zuerst die 181. Ich schieß noch einmal ein Foto von der Brandung, die jetzt schon ganz ordentlich ist. In Sønder Nissum kauf ich ein paar Lebensmittel und bieg Richtung SW ab. In Ulfborg ist es schon recht spät und ein Campingplatz ist angezeigt. Es ist ein Freizeitzentrum, das aber gerade Bankrott gemacht hat, also nichts mit Camping. Zwei junge Basken mit Rädern und zwei kleinen Kindern in Trailern wollen auch campen. Ich plaudere eine Weile mit ihnen. Dann mach ich mich auf den Weg zum nächsten Campingplatz. Die beiden wollen nicht mehr weiterfahren. Der Wind hat etwas nachgelassen. Die Straße ist wenig befahren, vielleicht werde ich ihr morgen folgen. Der Campingplatz ist wesentlich billiger als die an der Küste. Ich ess noch einen Salat mit Eiern und ungesunde Kekse. | |||
Samstag, 6. August | Ulfborg - Darum | Durch den ländlichen Osten Dänemarks | 130 km / 8106 km, 562 m / 75951 m |
Bei Nacht muss ich ziemlich oft aufstehen. In der Früh ist das Zelt fast trocken. Das Wetter ist gut. Frühstück im Freien. Um halb zehn gehts los. Die Gegend ist ländlich. Weizenfelder so weit das Auge reicht, auch einige Maisfelder, Kühe und Schafe auf der Weide. Einmal ein großer Schweinestall mit dem typischen Geruch. Große Bauernhöfe, alles mit Klinkerfassaden, keine Holzhäuser. In Ringkøbing erstehe ich ein Ladegerät mit zwei Akkus. In Term esse ich einen gebackenen Fisch mit Pommes. Das Wetter wird sonnig, wenig Wind. Die Nebenstraßen sind gut zu finden. Ich muss aber oft auf die Karte schauen. Vor Darum helfen mir nette Leute weiter. Alle hier sind so freundlich und hilfsbereit. Vor Darum krieg ich noch Hunger und ess was. Der Campingplatz ist leicht zu finden. Ich dusche, koche Tee und setz mich in den Aufenthaltsraum. Es regnet. | |||
Sonntag, 7. August | Darum - Tinglev | In der ältesten Stadt Dänemarks | 90 km / 8196 km, 438 m / 76389 m |
Bei Nacht schüttet es zeitweise besorgniserregend. Zum Glück muss ich nicht hinaus. In der Früh hört der Regen auf. Es weht kräftiger Wind und ich kann die Sachen ziemlich trocken einpacken. Der kräftige Wind bläst aus WSW. Ich beschließe nach Flensburg zu fahren, so habe ich ihn von der Seite. Erstes Ziel ist Ribe. Der Wind pfeift mir so unangenehm um die Ohren, dass ich in Ribe zum Aufwärmen auf einen Kaffee gehe. Aus einem Prospekt erfahre ich, dass Ribe die älteste Stadt Dänemarks ist. Ich spaziere durch die Altstadt. Bleiben mag ich aber doch nicht. Auf den Nebenstraßen zieht es mich zu weit nach Süden und ich lande in Skærbæk. Macht nichts. Ich nehm die 401 nach Tinglev. Die geht ziemlich gerade dahin, die Gegend wie gehabt, Getreidefelder und Gehöfte. Der Wind pfeift beständig von der Seite und der Hintern beginnt zu schmerzen. Als ich vor Tinglev einen Campingplatz sehe, gibt es kein langes Überlegen. Der Platz ist nett und preisgünstig und ich kann endlich wieder einmal bei Tageslicht kochen, essen und Tagebuch schreiben. Vielleicht ist morgen der Wind schwächer oder dreht gar einmal auf Nord. | |||
Montag, 8. August | Tinglev - Oeversee | Die deutschen Städte sind was Schönes | 50 km / 8246 km, 348 m / 76737 m |
In der Früh schaut es nicht schlecht aus, trocken, wenig Wind. Einfachfrühstück aus Haferflocken mit Wasser und Honig. Ich bin gut aufgelegt. Es geht nach Deutschland, wieder einmal ein anderes Land. Vor Tinglev biege ich nach Süden ab. Das ergibt eine recht ruhige Route nach Flensburg. Das Wetter wird regnerisch, Regengewand an und aus und dabei verlier ich ein Brillenglas, sehr ärgerlich. Ein freundlicher Oberinspektor außer Dienst macht mich darauf aufmerksam, dass ich schwer zu sehen bin in meinem grauschwarzen Gewand und dass ich eine Warnweste tragen soll. Ich bin in Deutschland! Die Norweger lassen einen seelenruhig im schwarzen Gewand durch die Tunnel fahren. Denen ist es egal, ob man gesehen wird oder nicht. Dafür fahren die Deutschen um 60km/h schneller. Flensburg ist das Erlebnis schlechthin. Ich bin wieder in dem Europa, das ich kenne. Wieder eine Stadt mit hohen Häusern, Geschäften, Lokalen, städtischem Leben. Ich beschließe sofort zu bleiben. Es regnet in Strömen. Ich will mir ein Zimmer nehmen. Bei der Touristeninformation finden sie mir eins in Oeversee. Kostet 41€, na ja. Oeversee ist auch reizvoll. Ich fahr hin. Ein ziemlich feiner Laden. Wäsche kann ich keine waschen. Aber die Heizkörper lassen sich aufdrehen. Ich drehe voll auf und lege alles zum Trocknen auf und aus. Dann fahr ich mit dem Bus nach Flensburg. erst such ich die Bibliothek. Sie hat bis 19 Uhr offen. Ich kauf mir eine Karte von Deutschland und den Schimmelreiter. Dann ess ich ein Paprikaschnitzel und geh anschließend in die Bibliothek, erledige meine Post. Der Adi Siebenhofer hat mir geschrieben, sehr lieb. Ich will vor der Heimfahrt noch einen Kaffee trinken aber alles hat schon zu. Das urbane Leben in Flensburg scheint sich auf den Tag zu beschränken. Im Gasthaus räume ich etwas auf und steck alle Geräte an. Dann geh ich in die Gaststube auf einen Kaffee und einen Apfelstrudel. Der Laden ist wirklich fein, ganz ungewohnt und gar nicht so gemütlich wie in den Küchen der Campingplätze. Ich glaub von festen Quartieren hab ich für die nächste Zeit genug. | |||
Dienstag, 9. August | Oeversee - Aukrug | Deutschland, das Land der Radwege | 105 km / 8351 km, 442 m / 77179 m |
Das Frühstück ist ein Hit. Schinken, Lachs, Sildhering, eingelegtes Gemüse, Eierspeise... Ich fülle mich mit Eiweiß. die Sachen sind auch alle trocken. Das Wetter schaut miserabel aus. Ich überlege kurz, ob ich noch einen Tag bleiben soll. Aber es ist doch recht teuer und das Wetter wird auch in den nächsten Tagen nicht besser. Ich schreib mir die Orte heraus, die ich auf der Fahrt passieren muss, warte einen heftigen Regenguss ab und fahr los. Die Straßen sind angenehm zu fahren, entweder ganz wenig Verkehr oder ein Radweg parallel zur Straße. Der Wind kommt von der Seite oder schräg von hinten, sehr böig, aber nicht schlimm. Das Wetter ist ein Pflanz. Kaum will ich die Regensachen ausziehen, kommt der nächste Guss. Nach einer Weile lass ich den Anorak an. Zwei Bananen reichen für Mittag. Am Nachmittag kauf ich etwas mehr ein, unter anderem eine Packung mit neun Dickmanns, nicht gesund aber sehr gut. Langsam zeigen die Kilometer und der Regen ihre Wirkung. Dass es ein festes Quartier sein muss, ist klar. Campingplätze gibt es keine und in den nassen Wäldern mich zu verkriechen, allein der Gedanke schaudert. Ich frage bei der Polizei nach einem Quartier. Es gibt in ein paar Kilometern eine Pension. Ich fahr hin, 35€ mit Frühstück, ich kann meine Sachen in den Heizraum hängen, perfekt. Das Gasthaus um die Ecke ist feiner als es ausschaut. Eine Suppe und ein Bier sind schon drinnen. Es ist ein ordentlicher Topf und mit dem Gruß aus der Küche werde ich schön satt. Ich freu mich schon aufs Lesen und aufs Bett. | |||
Mittwoch, 10. August | Aukrug - Hamburg | An die Elbe | 76 km / 8427 km, 415 m / 77594 m |
In der Früh lese ich den Schimmelreiter fertig. Ist stark abe ich mag ihn nicht dreimal lesen, wie die Effi Briest. Das Frühstück ist gut und ausgiebig. Die Sachen sind trocken. Einen kleinen Regenguss gibt es noch, dann bleibt es trocken. Der Wind ist noch günstiger als am Vortag. In Bad Bramstedt kauf ich mir ein Mittel als Vorbeugung gegen Erkältungen. Ich bin etwas heiser und ich hab das Gefühl, es ist was im Anzug. Sie Straße von Bad Bramstedt nach Hamburg hat einen durchgehenden Radweg, sehr bequem. Bei einer KZ-Gedenkstätte esse ich was. Beim Hineinfahren nach Hamburg sagt mir ein einheimischer Radler, dass es an der Elbe einen guten Campingplatz gibt. Ich fahre hin. Er liegt schon ziemlich außerhalb in Blankenese, dem Villenviertel von Hamburg. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man gut nach Hamburg hinein. Der Platz liegt direkt an der Elbe, die großen Schiffe ziehen malerisch vorüber und es ist recht gesellig. Radler aus allen möglichen Ländern. Sie sind alle auf dem Elberadweg unterwegs. Der Platz ist sandig und es regnet schon beim Zeltaufstellen. Ich geh duschen und setz mich dann ins Lokal auf einen Kaffee und ein Bier und esse eine Bratwurst. Es regnet in Strömen. Hoffentlich hört es auch einmal auf. Zumindest entfällt für heute das Kochen. Eine Waschmaschine und einen Wäschetrockner gibt es auch. Ich zahle gleich für zwei Nächte. Wenn das Wetter schön ist, ist Hamburg sicher einen Tag wert und wenn es so weiter regnet mag ich schon gar nicht weiterfahren. | |||
Donnerstag, 11. August | Hamburg | Erste Orientierung in Hamburg | |
Es regnet fast die ganze Nacht. Das Zelt hält dicht. In der Früh hört es auf. Ich frühstücke im Zelt und mach mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Die ist gar nicht so leicht zu finden. Ich fahr zu den Landungsbrücken. Die Fahrt hin ist recht schön, eine richtige Großstadt. Bei den Landungsbrücken ist es sehr touristisch. Ich frag nach einem Internetcafe, irre zuerst zur Jugendherberge, fahr dann zur Reperbahn und werde in einer Seitengasse fündig. Ich erledige meine Post. Michi schreibt mir, dass er es verstehen würde, wenn ich nicht zur Taufe komme. Ich such die Zugverbindungen nach Marseille heraus. Preis ist keiner angegeben. Ich fahr zum Bahnhof. Auskunft ca. 700€ hin und retour. Das wäre wohl zu viel. Die Flüge wären etwas billiger. Aber da kämen die Züge von und nach Marseille oder Barcelona dazu. Außerdem ist das mit dem Flug so eine unsichere Sache, wenn ich vorher buche und nicht genau weiß, wann ich wo bin. Der Wetterbericht für Freitag ist ziemlich schlecht, für Samstag besser. Ich werde bis Samstag bleiben. Ich fahr wieder zu den Landungsbrücken, erstehe Ansichtskarten, einen Stadtführer und einen Stadtplan. Dann fahr ich zum Rathaus. Alles sehr schön und belebt. Ich setz mich in ein Cafe, ess ein Stück Torte, schreib die Karten an Christine und Max und lese im Stadtführer. Dann bummle ich durch die Einkaufsstraße zum Bahnhof. Beim Sportscheck wären sie bereit, mir das verlorene Glas zum Sportscheck in Dresden zu schicken. Das wäre immerhin eine Möglichkeit. Werde morgen mit den Brillen noch einmal hinschauen. Esse beim Bahnhof ein Kebab, spaziere zurück zum Rathaus und fahre zurück nach Blankenese. Beim Rewe kauf ich Obst. Der ist viel teurer als Aldi oder Lidl. Dann nehm ich den 189, weiß aber nicht, wo ich aussteigen muss. Auf die Art komm ich noch zu einem einstündigen Abendspaziergang. Es regnet immer wieder ein bisserl. Kann nicht schaden, wenn ich noch den Freitag bleibe. Am Campingplatz erstehe ich die Jetons für die Waschmaschine und den Trockner und trink ein Bier. | |||
Freitag, 12. August | Hamburg | Ich werde länger in Hamburg bleiben | |
Es regnet fast die ganze Nacht, auch in der Früh. Frühstück wieder im Zelt. Ich will die Wäsche waschen, merk, dass ich das Waschmittel nicht mehr hab. Ich packe zusammen, mache das Zelt dicht und geh zur Bushaltestelle. Jetzt kenn ich mich ja schon aus. In der Stadt kümmere ich mich um die Brillengläser. Beim Sportscheck sagen sie mir die Brillengläser bis spätestens Dienstag früh zu. Ich beschließe in Hamburg zu bleiben. Das Wetter wird ja Sonntag wieder schlecht und die Pause wird mir auch gut tun. Der nächste Weg ist ins Internetcafe. Ich schreib wieder ein paar Emails, schau mir den aktuellen Wetterbericht an. Morgen dürfte ich einen schönen Tag in Hamburg haben. Dann gleich zum Thai mittagessen. Anschließend möcht ich die Rathausführung mitmachen. Die gibt es heute nicht. Ich bummle herum, frage mich zur Thalia Buchhandlung durch und bestelle Brechts Flüchtlingsgespräche, kauf mir was von Heine und Horvath, ein neues Heft für mein Tagebuch, beim Rewe ein Waschmittel. Dann merk ich, dass ich mein Medikament im Thailokal vergessen habe. Die habe es wirklich aufgehoben. Beim Rewe in Blankenese kauf ich mir ein Tragerl Bier. Am Zeltplatz ist eine ungemein laute und unsympathische Partie neben mir eingezogen. Ich stecke meine Wäsche in die Waschmaschine und lüfte das Zelt durch. Die Partie neben mir ist unangenehm laut. Aber ich muss ohnehin lange warten bis die Wäsche trocken ist, lese inzwischen und dann haben sich auch die Nachbarn müde gequatscht. | |||
Samstag, 13. August | Hamburg | Ich geh in die Oper | |
Bei Nacht regnet es immr wieder leicht. Frühstück wieder im Zelt. Beim Weggehen hat der Regen schon aufgehört. Bei Starbuck in Blankenese trink ich einen Kaffee. Dann fahr ich zu den Landungsbrücken und kauf eine Karte für die Zauberflöte im Opernloft, fahr zur Thalia Buchhandlung und hol die Flüchtlingsgespräche ab. Muss natürlich gleich was lesen. Inzwischen hat sich Hunger eingestellt und ich ess eine Bratwurst. Für die Rathausführung bekomm ich eine Karte für halb zwei. Vorher schau ich noch, wo das Postamt ist. Die Führung ist ganz nett, wie Führungen halt so sind. Anschließend such ich das Opernloft, flaniere eine Weile herum, geh zur Peterskirche und besteige den Turm. Eine wunderbare Aussicht auf Hamburg aus 120m Höhe. Wieder herunten geh ich auf eine Pizza, ein recht gutes Lokal, mit Suppe und Salat 5,50€. Das Schläfchen nach dem Essen mach ich in den bequemen Fauteuils der Thalia Buchhandlung. Danach fahr ich zur Reperbahn und lass mir die Haare schneiden. Danach wird es Zeit für die Oper. Die Zauberflöte im Opernloft ist von besonderer Art. Vier Singstimmen, drei Frauen und ein Mann, dazu Klavier und Querflöte. Die Inszenierung auch eigenwillig. Papageno ist ein Vogelmensch, dessen Art vom Aussterben bedroht ist, wenn er kein Weibchen findet und so fort. Es wird viel geredet und weniger gesungen, aber es gefällt mir. Ein bisserl Kultur nach so viel Natur. Meine Sitznachbarin ist eine Chinesin. Sie ist erst ein paar Wochen in Deutschland und hat so ihre Probleme bei der Handlung mitzukommen. Ich helf ihr ein bisserl teils deutsch (sie will ja lernen), teils englisch. Ich begleit sie anschließend noch zur Bushaltestelle. Es ist schon beeindruckend, wie schnell sich junge Menschen in so ganz anderen Kulturen zurechtfinden. | |||
Sonntag, 14. August | Hamburg | Speicherstadt bei Regen | |
Frühstück diesmal im Freien. Eine unglaublich gesprächige Hamburgerin erzählt mir wie ein Wasserfall. Ich fahr in die Stadt. Beim Starbuck in Blankenese trink ich einen Kaffee und les die Zeitung. Es tut sich allerhand auf der Welt, Krawalle in England, Probleme mit dem Europäischen Währungsverbund. Dann fahr ich zum Hafen, spazier über den Baumwall in die Speicherstadt. Es beginnt zu regnen, zu schütten. Über Umwege komm ich zum Gänsemarkt. Das günstige Esslokal hat zu. Ich esse Spaghetti bei einem Italiener und setz mich auf Kaffee und Mehlspeise in die Stadtbäckerei. Beim Lesen schlaf ich ein. Ich bin feucht vom Regen und will nur mehr in den warmen Schlafsack. Ich fahr heim, ess noch ein paar Brote, lese noch ein paar Zeilen und schlaf ein. | |||
Montag, 15. August | Hamburg | Auch ein Patschen kann was Gutes haben | |
In der Früh bau ich in der Hoffnung die Brillengläser zu bekommen das Zelt ab. Um eins erklärt mir die Dame beim Sportscheck, dass sie mich anrufen werden, wenn die Gläser da sind - sehr schnoddrig. Ich bau das Zelt wieder auf. Diesmal fahr ich mit dem Rad in die Stadt. Ich schau mir den "Michel" an, ess Spaghetti und kauf ordentlich ein. Beim Heimfahren hab ich einen Patschen. Das Pickzeug ist natürlich beim Zelt. Ich schiebe. Ein Radler bleibt stehen und hilft mir mit seinem Pickzeug aus. Er heißt Heinz , ist Präventivmediziner. Er lädt mich zu sich ein. Kaffee, Spaghetti, Wein, nettes Gespräch, wunderbar. Es ist schön, immer wieder auf solche Menschen zu treffen. | |||
Dienstag, 16. August | Hamburg - Avendorf | Endlich geht es wieder weiter | 73 km / 8500 km, 319 m / 77913 m |
In der Früh bin ich entschlossen nicht länger zu warten und weiter zu fahren, Brillengläser hin oder her. Ich frühstücke opulent. Eier, Schinken, Tee mit Milch. Gegen Mittag bin ich startbereit. Ich fahr zuerst zur Post und geb meine überflüssigen Sachen auf. Als ich aus dem Postamt komme, ist die Luft aus dem Hinterreifen draußen. Da scheint noch was im Reifen zu stecken. Ich schieb das Rad zur Europapassage. Dort wechsle ich den Schlauch. Dann zum Sportscheck. Ich bin gespannt und mach mich schon auf eine heftige Auseinandersetzung gefasst. Sie suchen die Gläser und siehe da, sie finden sie. Angerufen hätten mich die nie. Dann verrechnen sie mir noch zwei Euro mehr. Auf dem Bestellschein steht beim Preis ca. Die sind mit allen Wassern gewaschen. Aber ich bin froh, dass ich meine Brillengläser habe. Gern würd ich noch einen Kaffee trinken, aber es ist überall zu viel Gedränge. Das GPS lotst mich perfekt aus Hamburg heraus. Bald bin ich aus dem Lärm draußen und jausne auf einer Bank in den Elbauen. Ein Bier trink ich dazu. Das bremst natürlich etwas. Aber es geht trotzdem gut dahin. Der Radweg ist bequem, eben und gut beschildert. Einmal muss ich die Fähre über die Elbe benützen. Nach 70km ein Campingplatz, ganz lieb in einer Art Schrebergarten. Kostet vier Euro plus 50 Cent für die Dusche. Dazu noch ein überdachter Platz mit Tisch und Bank. Ich stell das Zelt auf, dusche, koche mir Spaghetti und süffle ein Bier. Bin sehr zufrieden. Es ist schön wieder unterwegs zu sein. | |||
Mittwoch, 17. August | Avendorf - Lenzen | Ich lerne Friedhelm kennen | 115 km / 8615 km, 362 m / 78275 m |
Bei Nacht hab ich schlechte Träume mit Selbstmordgedanken. In der Früh fühl ich mich krank. Frühstück unter dem bequemen Unterstand. Das Zelt ist beim Einpacken noch recht feucht. Das Fahren tut gut. In Brackede kauf ich ein. Als es Zeit für die Mittagsrast wird, finde ich keinen geeigneten Platz. Einen älterer Radler rede ich an. Er färt auch den Elberadweg und es wird eine nette Unterhaltung. Wir verstehen uns und fahren gemeinsam. Er heißt Friedhelm, ist aus Lüneburg, ist viel unterwegs, schon mit dem Rad ins Burgenland gefahren. Auf einer Bank machen wir Rast. Ich esse. In Dönitz schauen wir uns die Festung an. In Lenzen ist ein Campingplatz. Friedhelm sucht ein Quartier. Er hat alle möglichen Wehwehchen. Unter anderem muss er bei Nacht an ein Sauerstoffgerät angeschlossen sein. Das hat er in einem riesigen Koffer am Gepäcksträger mit. Wir machen aus, uns am nächsten Tag um halb neu zu treffen. Der Weg zum Campingplatz hat seine Tücken. Ich gerate auf einen furchtbaren Feldweg. Der Platz ist schön. Ich koche Reis, dusche, esse und unterhalte mich mit einem Sachsen. Ist recht interessant die Sichtweise der Leute über die DDR-Vergangenheit zu hören. Christine will, dass ich sie anrufe. Sie hat Probleme mit dem Handy und dem Computer. | |||
Donnerstag, 18. August | Lenzen - Wischer | Reifenwechsel | 125 km / 8740 km, 513 m / 78788 m |
Ich werd schon vor sechs wach, frühstücke gemütlich. In Lenzen geht sich noch ein Kaffee aus, bevor ich mich mit Friedhelm treffe. Der kommt eine halbe Stunde zu spät. Er hat gedacht, mir ist halb neun zu früh. In Zukunft müssen wir genauer ausmachen. Es geht dann recht zügig dahin. nach einigen Kilometern hab ich einen Patschen. Ich wechsle den Schlauch und beschließe neue Reifen zu kaufen. In Wittenberge mache ich das. Braucht natürlich seine Zeit. Dann wird es schon Zeit für die Mittagsrast; ein schöer Platz an der Elbe. Anschließend geht es kreuz und quer. Der Wind hat wieder auf SW gedreht, also Gegenwind. Friedhelm tritt recht kräftig in die Pedale. Vor Arneburg schauen wir auf der Karte nach Nächtigungsmöglichkeiten. Für mich gibt es ein paar Kilometer weiter einen Campingplatz. Friedhelm macht sich auf die Suche nach einer Pension. Für den nächsten Tag machen wir aus, uns um zehn bei der Kirche in Tangermünde zu treffen. Ich kauf in Arneburg ein, wie üblich viel zu viel. Dann trete ich die paar Kilometer zum Campingplatz. Er ist in einem Wald mit sehr hohen Föhren. Nicht gerade gemütlich. Aber vielleicht gibt es nicht so viel Tau. Ich bau das Zelt auf, dusche, koche Reis mit Gemüse und Fisch aus der Konserve, schmeckt gut. | |||
Freitag, 19. August | Wischer - Pretzien | Wieder Gegenwind | 114 km / 8854 km, 431 m / 79219 m |
Ich schlaf gut und frühstücke gemütlich, komm etwas zu spät weg und daher um zehn Minuten zu spät zum Treffpunkt mit Friedhelm in Tangermünde. Es regnet leicht. Tangermünde ist eine außergewöhnlich schöne Stadt, viel alte Bausubstanz, liebevoll restauriert. Wir haben wieder ordentlichen Gegenwind. Aber der Regen hört auf und wir strampeln tapfer Richtung Magdeburg. Zwei Jausenpausen. Magdeburg umfahren wir auf dem Radweg. Um die Stadt anzuschauen, müssten wir bleiben und das wollen wir beide nicht. Nach Magdeburg wendet sich die Elbe nach SO, wir haben den Wind im Rücken, es geht flott dahin. Friedhelm will in Pretzien ein Quartier suchen und ich entdecke ein Hinweisschild auf einen Campingplatz. Er liegt recht ruhig an einem Altarm der Elbe mit entsprechend vielen Gelsen. Ich fahr in den Ort einkaufen. Friedhelm hat mir für die Weiterreise den Saaleradweg empfohlen. So komme ich zwar nicht nach Dresden, brauch aber nicht mehr den Moldauradweg zurückfahren und lern eine neue Gegend kennen. Friedhelm hat sein Handy nicht eingeschaltet. So wird es nichts mit einem gemeinsamen Abendessen zum Abschied. Ganz kenn ich mich mit ihm nicht aus. Ich fahr zum Campingplatz, koch mir Reis mit Gemüse, ein Bier dazu. Es passt. Hoffentlich lässt morgen der Südwind nach oder dreht. | |||
Samstag, 20. August | Pretzien - Klöschwitz | Es geht zur Saale | 92 km / 8946 km, 377 m / 79596 m |
In der Früh ist es strahlend schön. Ich häng und leg alle Sachen zum Trocknen in die Sonne. Nach dem Frühstück reinige ich die Ritzel am Rad. Es ist schon eine richtige Kruste aus Sand und Fett drauf. Nachher geht das Kurbeln deutlich leichter. Auf die Art wird es elf bis ich wegkomme. Das Fahren macht mir Spaß. Es ist auch schön so ganz seinen eigenen Rhythmus zu fahren. Nach Barby kommt eine Wasserburg mit Park. Ich mache Rast und esse. Im Park ist eine Art Fremdenführer angestellt. Wir plaudern und ich erfahre, dass ich an der Saalemündung schon vorbei bin. Ich muss zwei Kilometer zurück. In Barby kauf ich ein. Dann geht es den Saaleradweg entlang. Viel weniger befahren als der Elberadweg und ruhiger. Bernburg ist ein schöner Ort. Einige Kilometer danach verlier ich den Radweg. Es geht bergauf, seit langem wieder einmal. Ich genieße es richtig. Die Saale hat hier einen Durchbruch. Es geht wieder hinunter zur Saale. Ich freund mich schon mit dem Gedanken an, bis Halle fahren zu müssen. Da kommt ein Campingplatz. Es ist eine Gaststätte dabei. Ich ess ein Schnitzel und koch nicht selbst. Morgen ist Sonntag, da ist es ganz gut, wenn ich meine Vorräte spare. | |||
Sonntag, 21. August | Klöschwitz - Naumburg | Die ersten Weinberge | 92 km / 9038 km, 464 m / 80060 m |
In der Früh ist es neblig und sehr taunass. Ich frühstücke im Zelt. Inzwischen ist die Sonne da, das Zelt trocknet. Als ich so gegen zehn wegfahre, zieht es wieder zu - also ideal aufgestanden. Auf der Fähre in Wettin erstehe ich eine Faltkarte für den Saaleradweg. Leider versankere ich dabei mein Handtuch. Halle ist zwar recht interessant beschrieben, ich mag mich aber nicht aufhalten. Ich ess eine Linsensuppe mit Bockwurst, das ist so eine Art Frankfurter, nur nicht so gut. Überhaupt koch ich mir selber besser. Durch Halle find ich ganz gut durch. Es beginnt leicht zu tröpfeln, aber nicht störend. Zwei Pausen, eine in einem ganz urigen Laden mit kontaktfreudigen Inhabern. Gegen Weißenfels zu wird das Wetter immer schöner. Die ersten Weinberge tauchen auf. Der Campingplatz "Blütengrund" ist recht groß, aber gut eingerichtet. Weil es so sonnig und noch nicht spät ist, ist das fehlende Handtuch kein Problem. Ich häng die Sachen zum Trocknen auf, dusche, koche mir Reis, diesmal mit Knoblauch, Zwetschken und Paradeismark, auch sehr gut. Von einem unteren Schneidezahn ist ein Stück abgebrochen. Ich werd mir Kalzium kaufen. | |||
Montag, 22. August | Naumburg - Uhlstädt | Probleme mit dem Rad | 89 km / 9127 km, 869 m / 80929 m |
Schon in der Früh ist es sonnig und warm, das Frühstücksbuffet gut und reichlich. Das Fahren geht anfangs zäh, wird aber immer besser. Ich komm auf die Idee, die hinteren Taschen tiefer zu hängen. Dabei merk ich, dass eine Mutter für die Befestigung des Gepäckträgers abgebrochen ist. Bald darauf komm ich bei einer Autowerkstätte vorbei. Sie schweißen mir die Mutter an. In Jena finde ich mich nicht zurecht. Am Stadtausgang erfrage ich einen Supermarkt. Ich kaufe ordentlich ein, esse um 3,33€ ein Schnitzel. Beim Hornbach kauf ich eine Kartusche, bin aber nicht sicher, ob das Gewinde stimmt, werde sehen. Das Schaltkabel für den vorderen Kettenwerfer hat sich in die Kunststoffführung eingefressen und lässt sich kaum mehr bewegen. Hoffentlich find ich bald ein Fahrradgeschäft. Wahrscheinlich in Rudolstadt. Dann werd ich auch entscheiden müssen, wie ich weiterfahre. Es ist schon recht spät und ich überlege schon, zum Campingplatz in Jena zurückzufahren. Aber ein Blick auf die Karte sagt mir, dass der Campingplatz in Uhlstädt kaum 30km entfernt ist. Es wird eine schöne Fahrt bei untergehender Sonne. Der Campingplatz ist bei einem Sportplatz. Erreichbar ist niemand. Ich stell das Zelt auf, wasch mich in der Saale und fahr auf ein Bier in den Ort. Komm ins Plaudern mit einem Gast, erzählt mir von DDR-Zeiten. Ich lass mir die Wasserflaschen anfüllen und fahr zum Zelt zurück. | |||
Dienstag, 23. August | Uhlstädt - Altenbeuthen | Es geht wieder bergauf. | 61 km / 9188 km, 1133 m / 82062 m |
In der Früh wieder Nebel. Hose und Trikot, die ich unter dem Dach hängen hatte, sind waschelnass. Ich lass mir Zeit. Die Sonne kommt und das Zelt wird einigermaßen trocken. Hose und Trikot bleiben unangenehm nass. Der Wind ist günstig. Ich bin flott in Rudolstadt. Ich erfrage ein Fahrradgeschäft. Mit Hilfe eines zweiten kann die Führung für die Schaltkabel getauscht werden. Ich geh inzwischen in den Ort. In einem Computerladen kann ich ins Internet. Ich erledige meine Post und lade einige Tracks runter. Die Fotos kann ich auch sichern und anschauen. Dann kauf ich ein Trikot. Bei der Hitze ist alles sofort nass geschwitzt. Bei einem Fleischer ess ich um 4,90€ eine große Portion Schweinsbraten und trink ein Cola dazu. Cola schmeckt mir immer besser. Dann hol ich mein Fahrrad ab und strample weiter. Es wird mühselig. Es ist sehr heiß und schwül und es kommen recht knackige Steigungen. Ein paar mal schiebe ich. 12km vor dem Campingplatz mache ich noch eine ausgiebige Rast, esse und mache ein Nickerchen. Dann quäl ich mich in der Hitze die Steigungen hinauf. Der Campingplatz ist nett und preisgünstig. Ich wasch Hose und Trikot, Socken und Kappe. Ich mag in die verschwitzten Sachen nicht mehr hinein, egal wie es morgen wird. Ich hab ja das neue Trikot und ein paar Stunden kann ich schon mit der anderen Hose fahren. Bergauf muss ich ohnehin öfter aufstehen. Ich ess noch was und mach mir eine großen Topf Tee. Morgen werd ich es ganz gemütlich angehen. | |||
Mittwoch, 24. August | Altenbeuthen - Saalburg | Ein halber Rasttag | 37 km / 9225 km, 648 m / 82710 m |
Bei Nacht gibt es ein kurzes, heftiges Gewitter. In der Früh ist wieder alles nass. Dazu ist die Luftfeuchtigkeit hoch. Ich lass mir Zeit, frühstücke lang, trockne die Hose mit dem Handtrockner am Clo. nach elf bin ich so weit. Die Steigungen nach Ziegenrück gehen locker. Dann kommt ein schönes Stück die Saale entlang. Nach Burgh hinauf wird es schon sehr heiß. Langsam beginnen mich die Umwege anzuzipfen. Der Weg schlängelt sich auf Forstwegen durch den Wald, man kommt nicht weiter. Und es ist heiß. Meine Motivation ist am Boden. Ich brauch eine ordentliche Pause. Seit Hamburg hab ich keinen Rasttag mehr gemacht. Einmal ordentlich die Sachen trocknen und gemütlich kochen und essen. Vor Saalburg ist ein Campingplatz am Stausee. Ich bau das Zelt auf und geh gleich einmal ins Wasser; sehr angenehm. Meine Sachen hänge und lege ich zum Trocknen auf, mach ein bisserl Gymnastik. Meinem Körper tut die Hitze ja sehr gut. Der häufige Harndrang ist völlig weg, die Gelenke sind wie geschmiert. Nur der Haut am Hintern tun die Hitze und das viele Schwitzen nicht gut. Die für den Rasttag auch dankbar. | |||
Donnerstag, 25. August | Saalburg - Joditz | Wieder einmal eine Ehrenrunde | 58 km / 9283 km, 1170 m / 83880 m |
Bei Nacht gibt es wieder ein Gewitter. In der Früh noch Restwolken. Aber beim Packen wird das Zelt schon wieder trocken. Um zehn herum fahr ich weg. Die Steigungen gehen recht locker. Es kommen schöne Stücke an der Saale und weniger schöne auf Forstwegen. In Harra kauf ich mir ein paar Mehlspeisen. Nach Blankenstein wird es heiß. Es kommt eine längere Baustelle und auf einmal bin ich wieder in Blankenstein; wieder Dank GPS. Ich bin die eine Variante, die nicht im GPS ist, nach Hirschberg gefahren und die GPS-Variante zurück. Macht nichts. Ich kauf ein, halte Siesta, es ist ziemlich heiß. Ich komm drauf, dass in Joditz ein Campingplatz ist. Das ist nach der Panne ideal. Dann geht es sich morgen recht gut nach Weissenstadt aus und ich hab in Hof genügend Zeit für Einkäufe und Internet. Nach drei Uhr fahr ich weiter. Es geht ganz gut, ich bin bald wieder in Spamberg, wo ich die falsche Richtung erwischt habe. Als Getränk hab ich Cola mit Orangensaft gemischt, ein übles Gesöff. Es tut mir nicht gut. Nach Joditz kommen noch ein paar kleine Steigungen. Der Campingplatz ist gemütlich. Ich koch mir wieder Reis. Zum Baden bin ich schon zu müde. | |||
Freitag, 26. August | Joditz - Bayreuth | Durch das Fiechtelgebirge | 104 km / 9387 km, 1047 m / 84927 m |
In der Früh ist es schon sonnig und warm. Gemütliches Frühstück im Zelt, Abfahrt um halb zehn. Geht flott nach Hof. Kaufe Ringelblumensalbe und eine Kartusche. Im Internetcafe erledige ich die Post und schau mir die Flüge von München nach Marseille und Barcelona an. Alles ist teuer. 260€, dann kommen noch die Züge dazu. Der Gegenwind wird teilweise heftig. Die Steigungen bleiben harmlos. Vor Zell hab ich einen Patschen am Vorderrad. Das Vorderrad herauszunehmen ist viel umständlicher als beim Hinterrad. Man muss den Gepäckträger losschrauben. Das norwegische Pickzeug hält nicht. Gut, dass ich gestern alle Schläuche gepickt habe. Muss mir sofort ein neues Pickzeug kaufen. Von Markt Zell führt der Radweg weiter nach Gefelles. Dort kauf ich ein. Dabei verlier ich den Radweg, fahr auf der Bundesstraße nach Bad Berneck. Dort merk ich, dass ich den Ort auf der Karte falsch eingeschätzt habe. Es ist von dort günstiger nach Bayreuth und dann den Haidennaab Radweg zu fahren. Auch gut, ich wollte ohnehin nach Bayreuth. Bayreuth ist eine recht große Stadt und die Suche nach einem Zeltplatz wird zur Odyssee. Sie schicken mich von einer Ecke zur anderen. Der einzige Zeltplatz, den ich finde, ist ein Jugendzeltplatz, eingezäunt, ich kann nicht hinein und unter der angegebenen Telefonnummer meldet sich niemand. Ich geh zur Jugendherberge daneben. Es ist niemand da. Die Rezeption ist erst wieder ab halb zehn besetzt. Ich seh auf der Karte einen Campingplatz in einem Vorort eingezeichnet, ca. acht Kilometer weg. Ich fahr hin. Kein Mensch weiß dort was von einem Campingplatz. Also zurück zur Jugendherberge. Ich ersteh einen Ausweis und kann so für insgesamt 36€ nächtigen. Dürfte für Bayreuth zur Festspielzeit noch güstig sein. Außerdem kann ich mit dem Ausweis in jeder Jugendherberge günstig übernachten. Die Küche ist gemütlich und gut eingerichtet. Ich koch mir Tee und ess Salat. Um halb acht gibts Frühstück. | |||
Samstag, 27. August | Bayreuth - Wernberg | Wettersturz | 110 km / 9497 km, 1135 m / 86062 m |
Ich bin eine halbe Stunde zu früh auf, dusche, sammle alle Ladegeräte ein. Das Frühstücksbuffet ist gut und reichlich. Es regnet und ist saukalt. Ein Temperatursturz um mehr als 15 Grad. Aber ich mag nicht in Bayreuth bleiben. Ich fühl mich hier nicht wohl. Ich fahr durch die Innenstadt; nett aber nichts besonderes. Ich kauf mir den Michael Kohlhaas. Den Haidennaab Radweg find ich schnell. Dann kommt eine Umleitung und ich verlier den Radweg, irre durch die Hügel. In Seybothenreuth kauf ich mir ein Pickzeug und erfrag den Radweg. Der Umweg war nicht so schlimm. Jetzt wird die Nässe unangenehm. In Speichersdorf ist beim Rewe eine Fleischerei und eine Bäckerei dabei. Ich zieh trockene Sachen an und ess ein ausgezeichnetes Schaschlick und danach Kaffee und Mehlspeise. Das trockene Leiberl lass ich gleich an. Nach und nach gewöhn ich mich an die Kälte und es geht ganz gut dahin. Langsam wegen des Gegenwindes und der schlechten Beschilderung. Bei Schwarzenbach fahr ich zweimal im Kreis und find nicht mehr weiter. Ich lass den Haidennaab Radweg sein und fahr nach Weiden. Vor der Stadt fahr ich nach Süden. Ein freundlicher Herr hilft mir bei der Wegsuche und empfiehlt mir gleich ein Quartier in Wernberg, das Landgasthaus Burkhart. Ich bin bald dort. Das Landgasthaus entpuppt sich aber als Hotel mit schlanken 64€ für die Nacht. Ich danke und sie empfehlen mir eine Pension, kostet 25€ mit Frühstück. Was will man mehr? Ich dusche, koche mir Kaffee und Tee und ess ein paar Brote. Zum Ausgehen hab ich keine Lust mehr. Morgen sind es keine hunder Kilometer mehr nach Regensburg. Hoffentlich ist der Weg gut zu finden. | |||
Sonntag, 28. August | Wernberg - Straubing | An die Donau | 139 km / 9636 km, 585 m / 86647 m |
Ich schlafe in einem Bett nicht besser als im Zelt. Einmal werd ich bei Nacht munter und les ein paar Zeilen. Das Frühstück ist wieder gut und reichlich. Das Wetter ist schön, ziemlich kühl, angenehm zu fahren, allerdings ziemlich starker Gegenwind. Ein Jausenpause, in Burglengfeld Kaffeepause. Das Naabtal wird nach Regensburg zu immer schöner, Kalkfelsen, ein richtiger Durchbruch. In Regensburg zu bleiben ist mir noch zu früh. Das Wetter ist strahlend. Ich ess noch was und fahr am Donauradweg weiter. Es müsste sich bis Straubing ausgehen. Es ist eine ganz schöne Abendstimmung. Ein bisserl packt mich die Sehnsucht nach Norwegen, den Fjorden, dem Meer, den Fischen. Hier gibt es nur Kukuruzäcker. Ein paar Kilometer vor Straubing ein Privatquartier um 18€ mit Frühstück. Das ist deutlich billiger als die Jugendherberge. Ich lass mich nieder, dusche und geh ins Wirshaus, esse Bratwürstel mit Sauerkraut, ein Bier dazu. Christine ruft an. Ich hab die nötige Bettschwere. | |||
Montag, 29. August | Straubing - Schlögen | I wü wida ham | 142 km / 9778 km, 464 m / 87111 m |
Guter Schlaf, gutes Frühstück, schönes Wetter. Aber Gegenwind. Zeitweise fahre ich im Windschatten von zwei flotten Holländern. Zu Mittag mache ich eine längere Rast mit Jause und einem kleinen Schläfchen. Inzwischen hat der Wind gedreht und es geht wesentlich leichter und flotter. Auch der Krampf in der linken Wade vergeht. Es gefällt mir immer besser. Die Entfernungen nach Passau werden immer kürzer. Passau mit dem Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz ist jedesmal schön, vor allem bei so klarer Luft in der Abendsonne. Es ist noch nicht spät und ich möchte unbedingt noch über die Grenze. "Heimatgefühle". Erst strample ich vom Rückenwind getrieben flott dahin. Die breite Donau mit den bewaldeten Hängen ist beeindruckend. Nach der Grenze mache ich es mir gemütlicher, esse Brombeeren, jausne, rufe Egbert, Gerhard Kaier und Christian an. Christine ruft an, Christian ruft zurück. Wir machen grob für die letzte Juniwoche des kommenden Jahres einen Segeltörn aus. Egbert erwartet mich für morgen, Gerhard gegen Ende der Woche oder Anfang der kommenden Woche. Ich trete gemütlich weiter und stelle mich schon auf wildes Campieren ein. Da kommt am Beginn der Schlögener Schlinge ein Bauerngasthaus, wo man für vier Euro auch zelten kann, perfekt. Ich stell das Zelt auf, geh auf ein Bier, tratsche mit zwei Belgiern, die nach Wien fahren. | |||
Dienstag, 30. August | Schlögen - Straßham | Wieder bei Maxi und Egbert | 54 km / 9832 km, 208 m / 87319 m |
In der Früh beginnt es zu tröpfeln. Frühstück im Zelt. Alles ist ein wenig nass. Es geht gleich mit der Fähre an das rechte Donauufer hinüber, dann gemütlich eben und ohne Wind dahin. Das Tröpfeln hält sich in Grenzen. Ich brauch keine Regenkleidung. In Aschach zweig ich auf den Eferdinger Landlweg ab. Er führt gut nach Eferding. Dort wird er verwirrend. Der Regen wird auch stärker und ich setz mich auf einen Kaffee und eine Cremeschnitte ins Kaffeehaus. Beides schmeckt hervorragend. Die Kronenzeitung abscheulich. Ich bin wieder in Österreich. Eine Weile irre ich herum, dann bin ich in Alkoven. Nach Straßham ist es nicht mehr weit und leicht zu finden. Um eins bin ich bei Egbert und Maxi und bekomme gleich einmal eine köstliche Linsensuppe. Am Nachmittag feilen Egbert und ich am RULQ herum. Am Abend gibts wieder Rotwein. Maxi gibt mir Hamanns Buch über Eduard Bloch. | |||
Mittwoch, 31. August | Straßham | Einmal was für Herz und Hirn | |
Gemütliches Frühstück, ein paar Zeilen programmieren, testen, wieder ein paar Zeilen. Ich genieße es nach vier Monaten Pedale treten und Hirn brach liegen lassen. Nach dem Mittagessen Spaziergang. Es ist schön warm. Danach stellen wir die Version 7.0 von RULQ fertig. Nach dem Abendessen zeigt mir Egbert ein Video seiner Enkel in Youtube. Und dann kommen wir von Youtube nicht mehr weg. Wunderlich, Kollegium Kalksburg, Heller-Qualtinger, Cecilia Bartoli... Bis nach elf sind wir beschäftigt. Dann noch ein paar Zeilen aus Hamanns Buch und einschlafen. | |||
Donnerstag, 1. September | Straßham - Melk | Mit Rückenwind die Donau entlang | 147 km / 9979 km, 537 m / 87856 m |
Nach dem abendlichen Musikhören schlafen wir etwas länger. Gegen zehn gehts weiter. Ich fühl mich wohl und bin sehr motiviert. Das Wetter ist nicht besonders, bewölkt, von Zeit zu Zeit tröpfelt es. Der Wind kommt aus Westen und frischt immer mehr auf. Jausenpause um elf. In Enns hab ich Probleme die Fähre zu finden. In Perg Kaffeepause. Nach Melk beginnt es stärker zu tröpfeln. Ich hab keine Lust das Zelt aufzustellen. Um 26€ krieg ich ein Zimmer mit Frühstück. Ich mach mir noch einen Reis und schaue fern. | |||
Freitag, 2. September | Melk - Wien | Bei strahlendem Wetter durch die Wachau | 106 km / 10085 km, 335 m / 88191 m |
Gut durchschlafene Nacht, gutes Frühstück. Das Wetter ist strahlend schön und angenehm. Die Wachau schön, beeindruckt mich aber nicht so, wie beim ersten Mal. Zwei Jausenpausen. Um eins kündige ich mich für vier in Wien an, bin aber schon um halb drei dort. Alle freuen sich, ich freu mich auch. Es gibt Presswurst und viel Obst. Der Wein macht mich müde und ich schlaf ein bisserl. Um halb neun setzen wir uns noch einmal zusammen, essen Shrimpssalat und plaudern. | |||
Samstag, 3. September | Wien | Am Fetzenmarkt | |
Susi nimmt mich wieder auf den Flohmarkt mit. Anschließend machen wir einen Bummel durch den Naschmarkt. Sehr unterhaltsam und viele Motive zum Fotografieren. Zu Mittag gibt es Kürbissuppe und Zwiebelrostbraten. Karl und Hilda sind sehr lieb und freuen sich so, dass ich bei ihnen bin. Karl muss ich die y-Achse seines Gewichtprogramms nachstellen, weil er so viel abgenommen hat. Hilda hat noch mehr abgenommen, ist sonst aber putzmunter. Am Nachmittag geh ich mit Susi ins Kino. "Fasten auf Italienisch", unterhaltsam. Am Abend sitzen wir zusammen und pipperln Wein. | |||
Sonntag, 4. September | Wien | Kreuz und quer durch Wien | |
Die Nacht ist heiß und ich schlaf schlecht. Nach dem Frühstück (viel Süßes) mach ich mich auf zu einer Fotodokumentation. Karlsplatz, Belvedere, Ring, Burg, Albertina, Kapuzinergruft, Schönbrunn mit Gloriette, wieder Karlsplatz, Kahlenberg. Bei jeder Stadt, die ich auf meiner Reise besuchte, musste ich an Wien denken und mit Wien vergleichen und immer hatte ich das Gefühl, dass Wien unvergleichlich schön ist. Und es ist wirklich so. Um sieben bin ich daheim. Wir schauen uns die Fotos an. Sind recht gut geworden. | |||
Montag, 5. September | Wien | Ein echter Ruhetag | |
Die Nacht ist wieder sehr heiß. Eigentlich möchte ich allerhand unternehmen. Aber es ist so angenehm einmal nichts zu tun. So vergeht der Tag mit essen, schlafen, lesen, Post erledigen. Ich sichte meine Fotos und mach eine kleine Auswahl, die schauen wir uns zusammen an; sind recht schön. Am Abend ein Abschiedsgläschen. | |||
Dienstag, 6. September | Wien - Strebersdorf | Noch ein Stückerl Ungarn | 138 km / 10223 km, 1123 m / 89314 m |
Um halb sieben bin ich auf, um acht weg. Angenehm zu fahren, kühl, Rückenwind. Ich mach noch ein paar Fotos. Von Schwechat weg geht es eine Weile auf verkehrsreichen Straßen. Zu Mittag bin ich schon am Neusiedler See, ess in Oggau Eierschwammerlsauce mit Semmelknödeln, nicht besonders. Nach Deutschkreuz benütze ich nicht mehr meinen Track sondern Radwege und handle mir einige Umwege ein. So gegen vier bin ich in Strebersdorf. Es ist niemand zuhause. Ich tauch gleich einmal in den Pool. Dann kommen Gerlinde und Gerhard. Wir trinken Kaffee und essen einen ausgezeichneten Apfelstrudel. Ich kann gar nicht aufhören. Sie sind beide im Begriff in Pension zu gehen und freuen sich sehr. Wir reden natürlich über die Schule, über alte Zeiten und trinken Rotwein. | |||
Mittwoch, 7. September | Strebersdorf - Gaberling | Wieder daheim | 147 km / 10370 km, 1241 m / 90555 m |
Gerhard und Gerlinde sind Frühaufsteher. Wir sind schon um halb sechs auf. Gerhard muss nicht weg und wir können uns mit dem Frühstück Zeit lassen. Um halb acht bin ich wieder auf der Straße. Es ist ein eingenartiger Gedanke, dass es der letzte Tag der Reise sein soll. Fast ist mir bange bei dem Gedanken. Es ist wie das Aufhören beim Fasten. Ich hab auch ein bisserl Angst, wie es mit Christine sein wird. So lange waren wir in den letzten fünfunddreißig Jahren nie getrennt. Aber das Wetter ist schön und die Hügel Richtung Köszeg verscheuchen die dummen Gedanken. Die Fahrt nach Rechnitz und durch das südliche Burgenland ist recht reizvoll. Ein paar Pausen. Dann bin ich im Raabtal. Ich komme wirklich nach Hause. Feldbach, Paldau, St. Stefan. Ich kann es fast nicht glauben. Nach St. Stefan geht langsam die Sonne unter und die Maisfelder leuchten in prallem Gelb. Von Zehensdorf nach Gaberling tret ich schon in der Dämmerung und dann bin ich wieder daheim. |